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Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein
Eine Erzählung
€ 17.4
Kurzbeschreibung des Verlags:
André Heller greift Szenen und Begebenheiten seiner Kindheit auf und verwandelt sie in die Geschichte eines Jungen mit funkelnder Phantasie. In einem Asbest-Anzug als erster Mensch in das Innere des Vesuvs hinabzusteigen, um in der glühenden Lava nach Feuerfischen zu suchen, das ist einer von Pauls Plänen. André Heller schreibt eine poetische Erinnerung an ein Kind, eine Industriellendynastie und die schillernde Gesellschaft des Wiener Großbürgertums.
FALTER-Rezension
Hummeln im Kopf, Watschen in der Luft
Die schlechte Nachricht: Das Buch heißt tatsächlich "Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein." Die gute Nachricht: Es ist viel besser als sein Titel. André Heller, Narziss mit Goldmund in eigener Sache, verzichtet darauf, Metaphernfeuerwerke abzubrennen, liefert stattdessen eine altmodische Erzählung, die sichtlich im Autobiografischen wurzelt, wenngleich der Autor beteuert, dass die Fantasie die Oberhand behalten habe. Ja, eh.
Das Porträt des Künstlers als junger Bub konzentriert sich auf eine gute Woche im Leben des Zuckerlfabrikantensohns Paul Silberstein unmittelbar nach dem Tod des verhassten Vaters, der den Suizidversuch der geliebten, aber mäßig lebenstüchtigen Mutter ungerührt mit "verreck" quittiert.
Der unleidliche und eiserne, aber in seinem bizarre Blüten treibenden Abscheu gegenüber den Nazis auch respekteinflößende Vater ist der heimliche Held des Buches und sorgt für dessen Glanzlichter. Sie überstrahlen sowohl die Selbstfindungsstory als auch die charmante, wenngleich nicht ganz klischeefreie Mythologisierung der jüdischen Familie. Man merkt schon, dass aus dem Buben, der einem sadistischen Erzieher im katholischen Internat einen kotzegetränkten Fetzen ins Gesicht wirft, was Besonderes werden wird, aber ansonsten ist die stellenweise recht komische Story erstaunlich uneitel und unsentimental erzählt.
Wofür Paul/André im Kampf zwischen Lebensbejahung und -verneinung, zwischen Menschenfreundlichkeit und Misanthropie plädiert, der hier tobt, ist zwar klar, aber dennoch schimmert eine klandestine Zärtlichkeit durch für jene, die die Liebe nicht haben und auch auf keine zählen dürfen. "Exzellenz, die Hummeln fliegen in meinem Kopf auf unschöne Weise", sagt der opiumabhängige Vater einmal zu seinem Sohn: "Das ist der netteste Satz, den der Vater jemals an mich gerichtet hat. Der nächst freundliche war schon: ,Rüttle nicht am Watschenbaum!"
Klaus Nüchtern in Falter 33/2008 vom 15.08.2008 (S. 48)
Produktdetails
ISBN | 9783100302090 |
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Ausgabe | 4. Auflage |
Erscheinungsdatum | 12.08.2008 |
Umfang | 144 Seiten |
Genre | Belletristik/Romanhafte Biografien |
Format | Hardcover |
Verlag | S. FISCHER |