Wie Staub im Wind
Während in Berlin die Mauer fällt, kommt in Havanna das Leben zum Stillstand. Das Einzige, was alle im Übermaß besitzen, ist Zeit. Verbunden durch den Durst nach Leben findet sich eine verschworene Gemeinschaft zusammen, der »Clan«. In ihrer Mitte die kämpferische Elisa, Clara, ruhig und liebevoll, und Irving, mit seiner Fähigkeit zu uneingeschränkter Hingabe. Ein altes Haus, durchzogen von vielfarbigem Licht und dem Duft nach Kaffee und Rum, wird zum Zufluchtsort. Hier kommen sie alle zusammen, feiern, streiten, trinken, lesen, begehren.
Doch der Clan zerbricht, zerstreut sich in alle Himmelsrichtungen. Erst Jahrzehnte später und Hunderte Kilometer entfernt, mit dem Fund eines vergilbten Fotos, beginnen sich die unter der Zeit begrabenen Geheimnisse der einst so engen Freunde zu lüften.
Der vielseitige Leonardo Padura ist durch den Krimizyklus "Havanna-Quartett" bekannt. Nun steht wieder ein vermutliches Verbrechen, diesmal aus dem schicksalsträchtigen Jahr 1989, im Zentrum. Die durch Mauerfall und Untergang der UdSSR ausgelösten Schockwellen reichen bis nach Kuba und erschüttern den Sozialismus mit seinem allzu menschlichen Antlitz zwischen Korruption und Pragmatismus.
Zeitgleich mit der ökonomischpolitischen Krise sprengt ein rätselhafter, nie aufgeklärter Todesfall einen Clan. Seine Mitglieder - Künstler und Wissenschaftler -werden in die Emigration gedrängt. Der Autor, der selbst Kuba nie länger verlassen hat, schildert einfühlsam die Welt dieser von Heimat und Ideologie Enttäuschten. Das Genre Krimi erlaubt es ihm, ungeschminkt Fehlentwicklungen im tropischen Arbeiterparadies aufzuzeigen.
Thomas Leitner in Falter 16/2022 vom 22.04.2022 (S. 31)
ISBN | 9783293005792 |
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Erscheinungsdatum | 14.03.2022 |
Umfang | 528 Seiten |
Genre | Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945) |
Format | Hardcover |
Verlag | Unionsverlag |
Übersetzung | Peter Kultzen |