Ein großer, charismatischer Museumsdirektor mit Maske? Gemeint ist nicht Klaus Albrecht Schröder, der die Albertina Modern eröffnet, sondern Hugo von Tschudi (1851–1911), der seine Wolfskrankheit hinter einer Gesichtsmaske versteckte. Mariam Kühsel-Hussaini hat ihn zur Realvorlage ihres Romans erkoren. Als Leiter der Nationalgalerie im Berlin der wilhelminischen Ära zeigte er die Maler der Pariser Moderne und hatte mit Kunstprotektionisten zu kämpfen, die eine vaterländische Bildersammlung wünschten; der Kaiser fürchtete den „aufkommenden Farbangriff aus Frankreich“.
Kühsel-Hussainis gewählte Sprache zeigt, wie schön man Kunst interpretieren kann. Ihre Beschreibungen glänzen erzählerisch wie das Licht, das ein impressionistisches Gemälde flutet. Berliner Schnauze, Alltägliches und Namedropping beleben die männerdominierte Szenerie. Und locken ins Museum.
Juliane Fischer
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FALTER 25/2020 vom 19.06.2020 (S. 28)