

Kirstin Breitenfellner in FALTER 51-52/2018 vom 19.12.2018 (S. 46)
In der aktuellen Bildungsdebatte dreht sich alles um Kompetenzen – die jedoch kaum hinterfragt werden. Andreas Gelhard, Pädagogik-Professor an der Universität Bonn, gesteht in der dritten, erweiterten Ausgabe seiner „Kritik der Kompetenz“, dass ihm 2011 nicht bewusst gewesen sei, damit einen Beitrag zur sogenannten Bildungsdebatte zu liefern, und nimmt auf die Reaktion auf sein Buch Bezug.
Es zeichnet die Genese der „Psychotechnik der Menschenlenkung“ unter dem Paradigma der Selbstregulation seit Beginn des 20. Jahrhunderts nach. Der Begriff der Kompetenzen versuche, so die Hauptthese, strukturelle Probleme hochentwickelter Industriestaaten auf den Einzelnen abzuschieben und damit politisches Handeln durch psychologische Appelle zu ersetzen – eine säkulare Form der pietistischen Gefühlsfrömmigkeit. Ein klug und kenntnisreich argumentierter Must-read für alle, die mit Bildung und Erziehung zu tun haben.