

Glücksunterricht und andere Schulwunder
Sara Schausberger in FALTER 5/2024 vom 02.02.2024 (S. 27)
Eine Lehrerin, die ihrem Schüler nicht hilft, weil sie sich sicher ist, dass er es alleine schafft. Ein Direktor, der morgens jedes einzelne Kind mit einem persönlichen Kommentar begrüßt. Eine Klasse, die täglich in den Wald geht. Und eine Schule, die ihren eigenen Weinberg bewirtschaftet.
Verena Friederike Hasel begibt sich in "Das krisenfeste Kind" an besondere Schulen in Deutschland und Finnland. Das deutsche Schulsystem findet die Autorin zwar zum Schmeißen, aber selbst in ihrem Heimatland geschehe so "manches Schulwunder".
Hasel bezauberte 2019 mit "Der tanzende Direktor". Darin erzählte sie von der "besten Schule der Welt" und schwärmte vom innovativen Schulsystem in Neuseeland. Das neue Buch ist analytischer aufgebaut. Als Psychologin beschäftigt sich Hasel mit Lern-und Kognitionspsychologie. Im Zentrum ihrer Recherchen steht die Frage: Wie muss Schule sein, um Kinder fürs 21. Jahrhundert zu wappnen? Künstliche Intelligenz wird unsere Welt extrem verändern. Wir stehen vor der Aufgabe, unsere Kinder auf eine Zukunft vorzubereiten, die wir uns selbst nicht vorstellen können. Vor allem psychische Stabilität gelte es zu vermitteln, so Hasel, die ihre Erkenntnisse empirisch belegt. Dennoch steht sozioemotionales Lernen selten auf den Stundenplänen in Deutschland, in Finnland hingegen ist es ein Pflichtfach.
Die Autorin räumt zudem mit Mythen auf. Dass Fertigkeiten wie Auswendiglernen und Wissenserwerb obsolet geworden seien, stimme nicht. "Um Wissen anzuwenden, müssen wir erst einmal welches haben", schreibt Hasel. "Je besser unser Langzeitgedächtnis bestückt ist, desto leichter hat es das Arbeitsgedächtnis."
Optimistisch zeigt "Das krisenfeste Kind" auf, wie großartig Schule sein kann. Man würde es gerne zur Pflichtlektüre der Bildungsdirektionen machen. Denn: "Wer einmal erlebt hat, wie toll Lernen ist, wird immer wieder lernen wollen."