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Kurzbeschreibung des Verlags
Die schönsten deutschen Klassiker gebunden in allerfeinstes bedrucktes Leinen und versehen mit einem Lesebändchen. Im Jahr 1738 steht Friedrich Mergels Start ins Leben im Dorf B. unter keinem guten Stern: sein Vater ist ein gewalttätiger Säufer, wenn auch seine Mutter Margreth zwar herzensgut. Als sein Vater nach einem Saufgelage tot geborgen wird, ist Friedrich nicht nur dem Spott seiner Altersgenossen, sondern auch gemeinsam mit seiner Mutter den Härten der Armut ausgesetzt. Als ein Jude ermordet aufgefunden wird, fällt schnell der Verdacht auf Friedrich. »So steht mein Entschluß fester als je, nie auf den Effekt zu arbeiten, keiner beliebten Manier, keinem anderm Führer als der ewig wahren Natur durch die Windungen des Menschenherzens zu folgen, und unsre blasierte Zeit und ihre Zustände gänzlich mit dem Rücken anzusehn. Ich mag und will jetzt nicht berühmt werden, aber nach hundert Jahren möcht ich gelesen werden …« Annette von Droste-Hülshoff
„Smells like Klassenlektüre!“, werden ältere Semester ausrufen. Bloß dass der Literaturkundeunterricht mittlerweile stillschweigend abgeschafft wurde, weil man die Kinder ja dort abholen soll, wo sie stehen, und darob gerne vergisst, wo man mit ihnen hinwollte. Hauptsache, es wird niemand mit Dingen konfrontiert, die an der alters- und genderadäquat aufbereiteten Lebensrealität der juvenilen Leserschaft vorbeigehen. Warnend muss also darauf hingewiesen werden, dass die 1842 erstmals veröffentlichte und einer wahren Begebenheit nachempfundene Novelle der (auch das noch!) aus altem katholischem Adel stammenden Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848) in einem Milieu angesiedelt ist, in dem die vorsätzliche Außerkraftsetzung rechtsstaatlicher Normen ebenso an der Tagesordnung ist wie allerlei unschönes Ressentiment. Der Vater sauft, der Sohn rauft, und die bald alleinerziehende Mutter, die den Buben an ihren Bruder abtritt, verfällt frömmelnder Depression.
Wie in Marie von Ebner-Eschenbachs 45 Jahre später erschienenem Meisterwerk „Das Gemeindekind“ geht es auch hier um einen etwas verhaltensauffälligen jungen Mann und die Frage, was diesen – nurture or nature? – zu dem gemacht hat, der er geworden sein wird. Im Vergleich zur Erzählung der jüngeren österreichischen Kollegin ist die „Judenbuche“ fatalistischer und weniger hellsichtig und prägnant in Hinblick auf die soziale Frage. Auch kann Friedrich charismatechnisch mit Eschenbachs Pavel nicht ganz mithalten.
In Sachen novellistischer Ökonomie („Eine schöne lange Zeit war verflossen, achtundzwanzig Jahre“), sprachlicher Prägnanz, waldbestandener und mondbeschienener Gruselatmo lässt aber auch die Droste wenig anbrennen. Angesichts der fetten Action und des schön schlaglichtartig charakterisierten Figurenensembles bleibt dieses „Sittengemälde“ erfrischend unbetulich, außerdem kommen so tolle Worte wie „Holzfrevel“ vor. Super Klassenlektüre also, weswegen sich der Verlag nachwort- und anmerkungstechnisch ruhig etwas ambitionierter hätte zeigen können.