

Juliane Fischer in FALTER 3/2021 vom 22.01.2021 (S. 30)
Tiramisu, Calamari fritti und Schoggi Mélange, wie es so süß auf Schwizerdütsch heißt, klingen köstlich. Doch Ichor kann sich nicht mehr daran erfreuen. Zu sehr erinnern die Genüsse ihn (oder ist Ichor kein Mann?) an Ananke – und Ananke ist tot. Über diesen Verlust schreibt Anna Stern in ihrem mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichneten Werk mit einer einnehmenden Unmittelbarkeit.
Die originelle Form verstärkt die Wirkung von Nähe. „das alles hier, jetzt“ ist in der zweiten Person erzählt und komplett in Kleinschreibung gehalten. Auf den linken Buchseiten steht Ichos Trauerarbeit, auf den rechten blendet die Handlung zurück. Nächte im Zelt und eine Interrail-Reise: Stern zeichnet mit wenigen Worten Episoden zweier Nachbarsfamilien, als wären es sonnige Fotos aus der Sofortbildkamera. Ihre Sprache ist zart und konkret zugleich. So baut sie dem Tod und der Freundschaft ein poetisches Denkmal.