

Sebastian Kiefer in FALTER 30/2020 vom 24.07.2020 (S. 30)
Es zeugt von Abwesenheit jeden philologischen und theoretischen Handwerks, wenn der deutsche Literaturwissenschaftler Christian Metz in „Kitzel“ die „Genealogie einer menschlichen Empfindung“ zu liefern verspricht – und dann marginale Stellen meist veralteter deutscher Übersetzungen griechischer und lateinischer Klassiker herauspickt, in denen zufällig das Wort „Kitzel“ vorkommt, und diese mit Hilfe endloser Inhaltsreferate und einer Tünche modischer kulturwissenschaftlicher Jargons zu übersehenen Schlüsselstellen aufzublasen versucht.
Aristoteles die „Erfindung des Homo titillatus“ anzudichten entbehrt nicht der unfreiwilligen Komik, während seitenlange Erwägungen darüber, ob die Bezeichnung „Kitzler“ für die Klitoris nicht etwa typisch für die Herabsetzung weiblicher Lust sei, eher peinlich sind. Ein Blick ins Grimm’sche Wörterbuch hätte genügt, um diesen Irrläufer von Buch zu verhindern.