1941 – Das Jahr, das nicht vergeht

Die Saat des Hasses auf dem Balkan
608 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783100025371
Erscheinungsdatum 21.03.2018
Genre Sachbücher/Geschichte/20. Jahrhundert (bis 1945)
Verlag S. FISCHER
Übersetzung Marica Bodrožic
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S. Fischer Verlag GmbH
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Kurzbeschreibung des Verlags


Eine einzigartige Erzählung über eine der großen Tragödien des 20. Jahrhunderts

»Eine perfekt gelungene Mischung von persönlicher Erinnerung und historischer Reflexion. Alle, die dieses Buch lesen, werden durch Slavko Goldsteins zutiefst humanen Blick auf die Erfahrung des Schreckens vieles erst begreifen.« Timothy Snyder

1941 besetzten die Deutschen das Königreich Jugoslawien, in Kroatien übernahm die faschistische Ustascha die Macht. Slavko Goldstein, einer der bekanntesten Intellektuellen im ehemaligen Jugoslawien, erzählt von diesen Wochen und Monaten, die er selbst als Vierzehnjähriger erlebt hat. Fesselnd beschreibt er die Dynamik der Gewalt auf dem Balkan, die 1941 in Gang gesetzt wurde, als die Ustascha-Regierung hunderttausende Menschen, vorrangig aus der serbischen Bevölkerung, ermordete.
Goldstein beschreibt die Ereignisse Tag für Tag, Woche für Woche, schildert die Schicksale zahlreicher Menschen, ob Täter oder Opfer, und versucht, ihre Motive zu verstehen, ohne vorschnell zu urteilen.
Die Gewalt von 1941 prägte die Region auch nach dem Krieg, als den Tätern im Geheimen der Prozess gemacht, aber in der Öffentlichkeit geschwiegen wurde. Der Hass entlud sich schließlich 1991 erneut in ungeahnter Brutalität. Slavko Goldstein macht diesen unheilvollen Kreislauf der Gewalt, der exemplarisch ist für viele ähnliche Konflikte, unmittelbar nachvollziehbar. Seine Erzählung ist getragen von einer zutiefst humanistischen Haltung, die zugleich deutlich macht, dass Gut und Böse in dieser Tragödie untrennbar miteinander verwoben sind.


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ISBN 9783100025371
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FALTER-Rezension

Viel Ungeheurliches, aber nur wenige echte Ungeheuer

Norbert Mappes-Niediek in FALTER 13/2018 vom 28.03.2018 (S. 20)

Der kürzlich verstorbene Slavko Goldstein erzählt die Geschichte von Faschismus und Massenmord in Kroatien

Lohnt es sich, knapp 600 Seiten über Faschismus und Massenmord in einem kleinen Land in Südosteuropa zu lesen, wo es doch an Schrecklichem aus derselben Zeit im eigenen Land wahrlich nicht mangelt? Die Antwort ist: Ja, es lohnt sich. Kroatien geht mit seiner Geschichte ganz anders um als Österreich oder Deutschland; bei vielen, vielleicht den meisten hier, fehlt die Empörung über das Geschehene. Gerade das aber fordert den Autor Slavko Goldstein heraus, mit einer moralischen Präzision zu argumentieren, die auch hiesigen Debatten gut anstünde.
Goldsteins Interesse gilt den Stellen, wo das Banale ins Schreckliche, das Menschliche ins Unmenschliche hinübergleitet. Viel Ungeheuerliches kommt vor, aber nur wenige echte Ungeheuer.
Slavko Goldstein wurde 1928 in Sarajevo geboren und wuchs auf in Karlovac, einem verschlafenen ehemaligen Garnisonsstädtchen. Im April 1941 überfiel die Wehrmacht Jugoslawien. Aus dem Zentrum des Vielvölkerstaats formten die Deutschen den „Unabhängigen Staat Kroatien“, bestehend aus Bosnien-Herzegowina und der heutigen Republik Kroatien. Die Macht übertrugen sie Ante Pavelić, dem kroatischen „Führer“, und seiner faschistischen Partei, der Ustascha.
Der noch nicht 13-jährige Slavko erlebte binnen eines Jahres, wie der Vater, ein liberaler, zionistisch empfindender Buchhändler, abgeholt und dann in ein Lager verschleppt wurde, wo er umkam, wie auch die Mutter verhaftet wurde und er mit seinem kleinen Bruder auf die Hilfe von Freunden der Familie angewiesen war.
Dass Goldstein seine Erlebnisse des Jahres 1941 zuweilen szenisch erzählt, hat nichts Konstruiertes; genau so werden sie sich ins Gedächtnis des Buben eingegraben haben. Er verwebt seine Erzählung mit erforschten Fällen, Morden, Säuberungen. Aber er tut es so, dass man immer weiß, was er selbst erlebt, was er gehört und was er recherchiert hat und welche Gedanken von damals und welche von heute sind. Die Behutsamkeit ist Programm. Das 20. Jahrhundert, so Goldstein am Schluss, habe uns gelehrt, „dass der Zweifel keine unverzeihliche Schwäche, sondern ein notwendiges Aufbäumen gegen verhängnisvolle Überzeugungen ist“.

Das Grunddilemma Goldsteins, seiner Generation und seines Landes ist die totalitäre Entgleisung – viele würden sagen: der totalitäre Charakter – seiner Befreier. Zwischen Mai und Juli 1945 brachten kommunistische Partisanen zehntausende gefangene Soldaten und Kollaborateure der Ustascha um, auch zwangsrekrutierte. Um die Morde, den „kroatischen Kreuzweg“, rankt sich heute „ein politisierter Mythos“, geschaffen, „um das noch größere Verbrechen von 1941 vergessen zu machen“.
Aber Goldstein empört sich nicht; er argumentiert. Nichts illustriert das Dilemma besser als seine eigene Biografie. 17-jährig schloss sich der Jude der KP an, entfremdete sich aber, als er im Parteiauftrag Bauern ihre Ernte abpressen sollte. 1948 wanderte er aus ins junge Israel und kehrte, als der Stalinismus einer großen Liberalisierungswelle Platz machte, schon 1951 in seine Heimat zurück. Der KP trat er nie wieder bei. Dennoch gestand das kommunistische Jugoslawien ihm die Rolle eines maßgeblichen Verlegers und führenden Intellektuellen zu.
Seinen Kampf um historische Gerechtigkeit hat Slavko Goldstein nicht gewonnen. Als er im letzten September starb, postete der katholische Ortspfarrer der Ferieninsel Hvar auf Facebook: „Die Nachricht vom Tode Dr. Slavko Goldsteins hat mich glücklich gemacht. Es freut mich, dass ein Hasser Kroatiens von der Weltbühne verschwunden ist.“

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