S. Fischer Verlag GmbH produktsicherheit@fischerverlage.de
Unsere Prinzipien
✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags
Müssen Philosophierende jederzeit recht haben wollen, selbst dann, wenn sie schreiben? Nein, antwortet Martin Seel: Sie müssen es nicht, wenn sie so frei sind, Gedankenspiele zu spielen, ohne Angst vor den Abenteuern der Künste zu haben. Wie das geht, führt dieses Buch aus der Perspektive der halb fiktiven, halb realen Figur dessen, der es gerade schreibt, in drei Runden vor. Die erste erkundet Wege, dem Zwang zum Rechthabenwollen zu entkommen. Die zweite überlässt sich diesen Abwegen in einem Feuerwerk von Gedanken und Bildern. Die dritte erzählt davon, wie es dazu kam, dass der Autor jemand geworden ist, der nicht mit sich im Reinen sein möchte. Auf dem schmalen Grat zwischen Philosophie und Literatur entwickelt sich so ein zugleich philosophischer und literarischer Versuch über das Verhältnis beider Schreibarten und ihrer Stellung zum übrigen Leben.
Es ist ein kleines Wortungetüm, das fast eine Art Programm beinhaltet, einen Appell an die eigene Haltung gegenüber Schrift und Welt: „Nichtrechthabenwollen“. Der Titel von Martin Seels neuem Buch führt ins Zentrum und zugleich in die Irre. Es scheint als Gegenprogramm zur Arbeit des akademischen Philosophen gedacht.
Dem systematischen Denken und Schreiben stellt Seel ein vagabundierendes gegenüber – eine literarische Spielerei, die sich zwischen Genres und Textformen bewegt, Gattungsregeln und Formgrenzen ignoriert. Er verlässt ausgeschilderte Routen, um sich auf Abwege zu begeben. „Auf dieser frivolen Fahrt werden sich ständig wechselnde Ansichten und Aussichten ergeben, die in keine Übersicht münden. Gedankenspiele sind die Form des Denkens, bei der es nicht um den Durchblick geht.“
Nichtrechthabenwollen ist eigentlich das Privileg der Literatur, die nicht zwischen wahr und falsch entscheidet, sondern zwischen Wahrhaftigkeit und falschem Ton. Seels Buch ist eine Ankündigung, ein Anlauf, ein Vorsatz, ein Assoziationsreigen, der in Abschweifungen und Aberrationen aufgeht. Diverse Vorworte, Aphorismen oder eine imaginierte Abschiedsvorlesung stehen da nebeneinander. Notizen über Kunst, Jazz, Kino, Vergänglichkeit, Erinnerung sind wie aus dem Sudelbuch geschüttelt aufgereiht. Seels heimliche Sehnsucht besteht darin, jenseits eines Jargons und theoretischer Stringenzpflicht als Improvisateur über bestimmte Motive, Themen, Melodien näher an die eigene Stimme heranzukommen.
Dass in dem Enkel der Kritischen Theorie, Jahrgang 1954, ein Aphoristiker mit Groove steckt, hat er des Öfteren bewiesen. Zuletzt erschien „‚Hollywood‘ ignorieren. Vom Kino“ (2017). Mit seinen neuesten Gedankenspielen lehrt Seel uns ein freies Denken in Widersprüchen – ohne dabei der Beliebigkeit und Prinzipienlosigkeit das Wort zu reden. Am Ende bekennt er übrigens, dass ihn nach dieser Lockerungsübung die Lust gepackt habe, die Zügel wieder anzuziehen – und Gründe, Gegengründe, Argumente, Thesen neuerlich zu ihrem Recht kommen zu lassen.