Effi Briest

Illustrierte Neuausgabe
384 Seiten, Hardcover
€ 41.2
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ISBN 9783103974713
Erscheinungsdatum 25.09.2019
Genre Belletristik/Hauptwerk vor 1945
Verlag S. FISCHER
Illustrationen Jörg Hülsmann
LieferzeitLieferbar in 14 Tagen
HerstellerangabenAnzeigen
S. Fischer Verlag GmbH
produktsicherheit@fischerverlage.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Effi Briest – Das schönste Buch zum Jubiläum: 200. Geburtstag von Theodor Fontane im Dezember 2019

Fontanes berühmtester Roman aus Anlass seines 200. Geburtstages neu ediert und von Buchkünstler Jörg Hülsmann aufwändig gestaltet, illustriert und interpretiert. Als edler fadengehefteter Ganzleinenband mit Lesebändchen, der höchsten Ansprüchen genügt.

Ein Höhe- und Wendepunkt des poetischen Realismus: Die siebzehnjährige Effi von Briest heiratet den früheren Verehrer ihrer Mutter, Baron von Innstetten, und folgt ihm in ein Provinzstädtchen in Hinterpommern. Von ihrem Mann vernachlässigt, geht sie eine Liaison mit dem Frauenhelden Crampas ein. Durch die Entdeckung von Crampas’ Liebesbriefen wird der Fehltritt Jahre später entlarvt, mit dramatischen Konsequenzen …

»Fontanes ethisch modernstes Werk, das am deutlichsten über die bürgerlich realistische Epoche hinaus in die Zukunft weist.«
Thomas Mann

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ISBN 9783103974713
Erscheinungsdatum 25.09.2019
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FALTER-Rezension

Zwei Menschen tot und alle Fragen offen

Klaus Nüchtern in FALTER 50/2019 vom 13.12.2019 (S. 37)

Theodor Fontane wäre heuer 200 Jahre alt geworden. Sein Roman „Effi Briest“ ist jung und brisant geblieben

Könnte es sein, dass ersten Sätzen zu viel, letzten hingegen zu wenig Beachtung geschenkt wird? An den ersten Satz von „Effi Briest“, einer wort- und detailreichen Ortsberschreibung, kann sich kein Mensch erinnern, der letzte hingegen ist allen, die so weit gekommen sind, bereits wohlvertraut: „Ach, Luise, lass … das ist ein zu weites Feld.“

Die längst redensartlich gewordene Wendung „Das ist ein weites Feld“ ist der abgenudeltste Satz des ganzen Romans. Der alte Briest äußert ihn immer dann, wenn er sich außerstande sieht oder schlicht keine Lust hat, der gedanklichen Durchdringung eines Sachverhaltes noch mehr Zeit zu widmen. Der letzte Satz ist freilich keine Reprise, sondern eine Variation, bei der das kleine zusätzliche Wörtchen „zu“ den entscheidenden Unterschied macht: Ein „weites Feld“ mag man mit einiger Anstrengung noch erkunden, ein „zu weites Feld“ lässt diese a priori als fruchtlos erscheinen.

Ein Roman, der seine Protagonisten – sofern diese überlebt haben – ratlos zurücklässt, stellt auch für die Leserinnen und Leser eine Herausforderung dar: Denn nicht nur dessen Figuren, auch der Autor bleibt eine Antwort schuldig. „Effi Briest“ ist gewiss einer der traurigsten Romane deutscher Sprache, ja man ist geneigt, von „Tragik“ zu sprechen. Sobald man darüber nachzudenken beginnt, worin genau diese besteht, begibt man sich allerdings auf ein weites Feld.

Bemerkenswert ist Theodor Fontanes vorletzter Roman in vielerlei Hinsicht, bloß nicht, was das Thema anbelangt, handelt es sich doch – so der Autor selbst in einem Brief – um „eine Ehebruchsgeschichte wie hundert andere mehr“. Außergewöhnlich hingegen, dass sich ein Mann jenseits der 70 ausgerechnet eine blutjunge Frau – Effi ist gerade einmal 17, als sie, ratzfatz, verheiratet wird – zur Titelheldin auswählt. Und außergewöhnlich erst recht die Art und Weise, wie der Autor sich den Stoff zurechtgeschneidert und welche Freiheiten er sich dabei herausgenommen hat.

Fontane hatte keinerlei Scheu davor, kolportagehafte Elemente zu verwenden: Die Geschichte mit den Briefen, die der betrogene Ehemann in einer Kassette seiner Frau findet, worauf er den Liebhaber im Duell erschießt, hat Fontane nicht er-, sondern gefunden, und zwar in den Zeitungen, die 1873 über die sogenannte „Ardenne-Affäre“ berichteten.

Im richtigen Leben war der untreuen Gattin ein fast biblisches Alter beschieden – sie starb 1952 knapp 100-jährig –, wohingegen Effi im Alter von 27 einer nicht näher definierten Krankheit erliegt.

Der Begriff des „Poetischen Realismus“, der im 19. Jahrhundert auf Fontanes Werk gemünzt wurde und als dessen Höhepunkt „Effi Briest“ gilt, trifft es gar nicht so schlecht: Reales, um nicht zu sagen Banales, trifft hier auf ein höchst ausgeklügeltes Spiel mit Motiven und Symbolen. Die Schaukel etwa, die bereits im ersten Absatz vorkommt, ist zum einen „natürliches“ Accessoire der ungestümen Effi, diesem „Naturkind“, das dem um 21 Jahre älteren Baron von Instetten, einem „Kunstfex“, vermählt wird, der zwei Jahrzehnte zuvor bei Effis Mutter abgeblitzt war. Zum anderen ist sie aber auch Symbol für die exponierte Lage der Protagonistin, für ihre Aufstiegsambitionen und ihren Absturz. Auch der wird bereits im ersten Kapitel präludiert, als Effi den Schalen der soeben verzehrten Stachelbeeren eine parodistisch feierliche Seebestattung in kieselbeschwerten Tüten beschert – „wobei mir übrigens einfällt, so vom Boot aus sollen früher auch arme unglückliche Frauen versenkt worden sein, natürlich wegen Untreue“.

Anstatt aber Effis Fall als Tragödie zu inszenieren, die unerbittlich ihrem Ende zustrebt, nimmt sich Fontane alle Zeit der Welt für Abschweifungen ins Alltägliche und ist von unbekümmerter Kühnheit im Umgang mit den Hie­rarchien der Bedeutsamkeit.

Mit auch sprachlich auffälligem Aufwand – ein Naturphänomen namens „Schloon“ sorgt für den einem „Moor“ vergleichbaren „Sog“ – führt der Zufall während eines winterlichen Ausflugs Regie, bis Effi und der schneidige Major von Crampas endlich in der gleichen Kutsche zu sitzen kommen. Der Ehebruch selbst aber ereignet sich im Off der Erzählung und wird erst Jahre später entdeckt. Für Effis Hochzeit genügt Fontane eine halbe Seite, dem damals im Schwange seienden Genre der (eher halblustigen) Bibelwitze hingegen widmet er mehr als doppelt so viel Raum wie dem Duell.

„Effi Briest“ ist ein Roman ohne strahlende Heldinnen und ohne funkelnde Finsterlinge. Effi ist einnehmend, gewitzt und empfindsam, aber – wie es in einem der raren auktorialen Kommentare heißt – „keine starke Natur; ihr fehlte die Nachhaltigkeit“. Crampas bleibt als „Damenmann“ mit einer mürrischen Gattin ein konventioneller Verführer, Instetten lange Zeit der nicht weniger konventionelle steif-stoffelige Gatte mit Karriere. Das Duell bricht er ohne alle Hass- oder Rachegefühle einzig deswegen vom Zaun, weil es das „uns tyrannisierende Gesellschafts-Etwas“ angeblich einfordert.

Mit dieser „Einsicht“ gibt sich aber letztendlich nicht einmal Instetten und schon gar nicht Fontane zufrieden. Konvention ist eine Erfindung post-traditioneller Gesellschaften: etwas, woran man sich klammert, weil man ahnt, dass man auch anders könnte. Wenige Romane sind der Frage, welche Handlungsspielräume offen stünden, aber ungenutzt bleiben, auf so hellsichtige und schmerzhafte Weise nachgegangen wie „Effi Briest“. Am Ende sehen wir betroffen: zwei Menschen tot und alle Fragen offen.



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