

In den antiken Korridoren der Macht
Alfred Pfoser in FALTER 3/2025 vom 17.01.2025 (S. 38)
Caligula ernennt ein Pferd zum Konsul, Elagabal erstickt die eingeladenen Gäste in einer Flut von herabregnenden Rosenblättern, und nicht nur Cäsar wird durch Mord beseitigt: Literatur und Malerei, Theater und Spielfilme haben sich immer wieder spektakuläre Geschichten und psychopathische Herrscher aus der römischen Geschichte herausgefischt. Die historiografische Literatur gab sich weniger dramatisch, hat aber ebenfalls mit viel Leidenschaft das Charakterbild einzelner Kaiser diskutiert, kürzlich etwa das des übel beleumundeten Nero.
Jetzt gibt es eine neue Zusammenfassung, ohne Zweifel mit wissenschaftlicher Kompetenz geschrieben: Immerhin ist Mary Beard von der Universität Cambridge eine seit langem in der Forschung bestens ausgewiesene Althistorikerin. Sie hat aber noch ein anderes Talent, das sie nicht nur in Büchern ("SPQR"), sondern auch im britischen Fernsehen pflegt und in ihr neues Buch mit besonderer Intensität einbringt: Sie kann mit viel Ironie erzählen, somit ein großes Publikum für römische Geschichte begeistern, und sie scheut auch vor Vergleichen mit der Gegenwart nicht zurück. So pflegt sie in "Die Kaiser von Rom" bisweilen einen Tonfall, als würde man mit ihr bei einem Kamingespräch zusammensitzen. Witzig die Bekundungen des Zweifels, vor denen sie nicht zurückschreckt: Süffisant weist Beard darauf hin, dass das retrospektive Zwielicht von Mythos und historischer Realität keinen Faktencheck mehr zulässt. Aber auch wenn die für die Nachwelt überlieferten Klatschund Fantasiegeschichten nicht wahr seien, so Beard, so hätten sie uns trotzdem etwas zu sagen.
Die Reise durch das römische Kaiserreich setzt klug an. Sie ist nicht chronologisch aufgebaut, sondern geht systematisch-übergreifend den gleichbleibenden Mustern nach: Wie wurde man Kaiser? Mit welchen Mitteln regierten diese? Wie setzten sie ihre Autorität in Rom als auch im riesigen Imperium durch? Wie verlief ihr Lebensalltag? Vergnüglich!