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Kurzbeschreibung des Verlags
László Krasznahorkai überrascht mit einem Roman voll milder Melancholie, sarkastischem Humor und großer Seltsamkeit. In episch-melodischer Sprache erzählt er die Geschichte eines geheimen Thronfolgers, der im politischen Wirrwarr der ungarischen Gegenwart für stabile Verhältnisse sorgen soll. Doch er will sich nicht in die Politik einmischen und lieber, wie seine Vorfahren, im Verborgenen leben. Bis eine merkwürdige Schar vermeintlicher Anhänger ihn aufspürt – das Gespinst zerreißt, die Gedanken jagen sich im Kreis: Allein die Flucht bleibt.
Das jüngste Opus des aktuellen Literaturnobelpreisträgers war noch keinen Tag im Buchhandel, da hatte "Zsömle ist weg" das deutschsprachige Feuilleton bereits in einen kollektiven Taumel versetzt; einen "der lustigsten und fantastischsten Romane" seit langem hatte der Kritiker der Zeit, schlicht "große Literatur" dessen Kollegin von der Frankfurter Rundschau gelesen, und der Rezensent der Presse geriet gar "außer sich" ob der "reißenden Satz-Ströme". Mit Letzteren ist wohl László Krasznahorkais Manier gemeint, auf Absätze, Anführungszeichen und Punkte zu verzichten, was den Sätzen -abseits vom etwas nervigen Schriftbild -aber keinerlei ästhetischen Mehrwert verleiht.
Die dem Roman zugeschriebene aktuelle politische Virulenz beruht auf dessen schlichter Fabel: Der in einem Dorf lebende 91-jährige József Kada behauptet, Nachkomme der mittelalterlichen Arpaden-Dynastie zu sein, und erhebt Anspruch auf den ungarischen Thron. Übermäßig ausgeprägt ist sein Wille zur Macht freilich nicht, von seiner reichsbürgerhaften, verpeilten Entourage wird er denn auch als "Onkel Józsi" adressiert. Der Plaudergreis hängt Erinnerungen an Reichsverweser Miklós Horthy, seinen Kindheitsspezl, den späteren Tarzan-Darsteller Johnny Weissmuller, oder an seine einstige Liebe zu einer antisemitischen Filmdiva nach.
Das Name-und Factdropping zur ungarischen Geschichte macht aus dem Roman -Zsömle ist übrigens der Name des Hundes von Onkel Józsi -noch keine Politparabel oder Satire. Dazu gebricht es ihm entschieden an Schärfe und Esprit; stattdessen wird man mit Gewitzel wie der phonetischen Schreibung englischer Namen und Begriffe ("Dschimmi Karter", "Komjuter", "Mäkdonelds") abgespeist. Sich endlos in belanglosen Details und Nebensächlichkeiten ergehend, gerät "Zsömle ist weg" in etwa so tempound spannungsreich wie die Durchquerung der ungarischen Tiefebene in einem Eselskarren.