

Kirstin Breitenfellner in FALTER 5/2017 vom 03.02.2017 (S. 28)
Ein Buch um beinahe 100 Euro muss man sich nicht kaufen. Dafür gibt es Bibliotheken. Aber Horst-Jürgen Gerigks Untersuchungen über das lesende Bewusstsein sind ein Muss für jeden reflektierten Leser. In elf Essays liefern sie so etwas wie die Quintessenz seines Nachdenkens über die Natur literarischer Texte. Eigentlich braucht es keine Literaturwissenschaft, lautet eine seiner Grundthesen, denn der adäquate Umgang mit Dichtung sei eine Naturanlage des Menschen. Dennoch sei das Bewusstsein nicht dagegen gefeit, sich „wissenschaftlich“ gegen die eigene Erfahrung zu sperren.
Gerigk verteidigt das Kunstwerk gegen jene Schulen, die es für psychologische oder soziologische Zwecke in den Dienst nehmen wollen, und beharrt auf seiner Eigenständigkeit und Verständlichkeit. Mit seinen abschließenden Werkanalysen beweist er die Fruchtbarkeit seiner Hermeneutik für die verschiedensten Gattungen.