Berthold Viertel

Eine Biografie der Wiener Moderne
364 Seiten, Taschenbuch
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ISBN 9783205205036
Erscheinungsdatum 19.02.2018
Genre Geschichte
Verlag Böhlau Wien
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Wollmarktstr. 115 | DE-33098 Paderborn
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Kurzbeschreibung des Verlags

Der in Wien geborene Schriftsteller und Regisseur Berthold Viertel (1885-1953) hinterließ ein umfangreiches, aber fragmentarisches autobiografisches Projekt, das sich durch Exil und Remigration vielfach verändert hat.Katharina Prager setzte sich mit Viertels autobiografischer Praxis und seinen Re- und Dekonstruktionen von kollektiver Erinnerung an ein „anderes“ Wien um 1900 auseinander, die ein Gegenbild zu den idealisierenden Darstellungen seines Freundes Stefan Zweig entwarfen. Sie setzt seine Erinnerungen an „kritische Modernität“ mit der Forschung zur Wiener Moderne in Beziehung und bündelt diese zu 15 biografischen Erinnerungsorten. Berthold Viertel wird dabei als wesentlicher Akteur und Netzwerker in der Kulturszene Wiens sichtbar und als typischer Repräsentant einer kritischen Avantgarde, deren Traditionslinien er durch sein Schreiben bewahren wollte.

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FALTER-Rezension

Wien vor hundert Jahren: Ein faszinierendes Laboratorium

Barbaba Tóth in FALTER 45/2018 vom 07.11.2018 (S. 20)

Die Historikerin Katharina Prager hat ein Standardwerk für alle geschrieben, die die Wiener Moderne verstehen wollen

Österreich feiert seinen 100. Geburtstag. Wie war es, vor 100 Jahren in Wien zu leben? Über die Wiener Moderne ist viel geschrieben worden, dabei wurde die Zeit um 1900, das „Fin de Siècle“, oft als kulturelle Blütezeit glorifiziert. Vor allem der Schriftsteller Stefan Zweig prägte mit seinen Erinnerungen, „Die Welt von Gestern“, unser romantisches Bild vom Wien der Kaffeehausliteraten, Künstler und Intellektuellen, dieser Mischung aus der K.-u.-k.-Grandezza, Prunk des reichen, vor allem jüdischen Bürgertums und den Wiener Bohemiens.

Dieses Bild ist nicht falsch, aber es fehlen doch wesentliche Aspekte. Der aufkeimende Nationalismus und Rassenwahn, die Lebensreformbewegung, Bildungsexperimente, der Kampf um Anerkennung für Homosexualität und alternative Eheformen. Wien vor 100 Jahren war im Rückblick verblüffend revolutionär und anachronistisch gleichermaßen, ein Laboratorium für avantgardistische gesellschaftspolitische Strömungen, mit Ideen und Bewegungen, die heute nicht weniger aktuell, mitunter immer noch visionär wirken.

Dieser zweite, kritische Blick auf die Wiener Moderne zeigt noch einmal, wie spannend sie ist, macht er doch klar, wie viele Themen, die heute immer noch aktuell sind, damals schon verhandelt wurden. Die Historikerin Katharina Prager zeigt das alles in ihrer Biografie über Berthold Viertel (1885–1953) exemplarisch auf.

Der Publizist und Theatermacher Viertel war ein Zeitgenosse und enger Vertrauter des Publizisten Karl Kraus, aber anders als Kraus wurde er noch nicht wiederentdeckt. Vor den Nazis konnte er in die USA flüchten, als einer der wenigen kehrte er nach dem Krieg nach Wien zurück. Vielleicht geriet er auch deswegen in Vergessenheit, weil er zeitlebens nie eine Autobiografie vorgelegt hat. Er versuchte zwar immer wieder, eine zu schreiben, er hinterließ auch viele autobiografische Fragmente, aber am Ende widerstrebte ihm die Selbstglorifizierung dann doch zu sehr.

Prager, Kraus-Expertin, legt Viertels Biografie nun vor, allerdings nicht eine im klassischen Sinne, sondern indem sie aus den vielen Textfragmenten aus Viertels Nachlass 15 „Erinnerungsorte“ der Wiener Moderne herausdestilliert.

Erinnerungsorte im historischen Sinn können, müssen aber nicht reale Orte sein. Es können Erfahrungen sein, die sich viele Menschen teilen und die prägend sind. Bei Prager ist es zum Beispiel das „katholische Dienstmädchen“, das im Wiener assimilierten jüdischen Bürgertum – zu dem Viertels Familie zählte – zum Standard gehörte. Oder „Mitschüler Hitler“, damit waren die jungen Fans nationalistischer Wortführer wie Turnvater Jahn oder Georg von Schönerer gemeint, die sich für die neuen Wissenschaften der „Rassenkunde“ und „Eugenik“ begeistern, die im nationalsozialistischen Rassenwahn ihre grausame Umsetzung finden werden.

Ein anderer Erinnerungsort ist die „Familie Adler“, gemeint ist der Sozialdemokrat Viktor Adler, mit dessen Sohn Karl Viertel in die Schule ging und mangels Schulerfolg und Lernfreude in die Schweiz durchbrannte.

Spannend ist auch der Erinnerungsort „Sexuelle Emanzipation“, in dem es nicht nur um den damals üblichen Besuch einer Prostituierten als Initiationsritus geht, sondern auch um das Ausloten von Geschlechteridentitäten. Viertel ging etwa vorübergehend eine „weiße Ehe“ ein, um einer Freundin das Ausleben ihrer lesbischen Liebe zu ermöglichen, er selbst wurde von schwulen Freunden wie Otto Soyka umschwärmt, definierte sich dann aber als heterosexuell.

Wien 2018 ist gar nicht so Avantgarde, wenn man Wien um 1918 besser kennen lernt. Pragers Buch ist der ideale Reiseführer dorthin.

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Vom dekadenten Jung-Wiener zum als ­Kommunisten denunzierten Flüchtling

Erich Klein in FALTER 17/2018 vom 25.04.2018 (S. 9)

Jung-wienerisch dekadent notierte der 21-jährige Berthold Viertel 1906: „Welche Hoffnungen bleiben mir?“ Es folgt eine Karriere als Dichter, Kritiker und „Theatermensch“ mit Versuchen beim Film und letztlich Flucht aus Nazideutschland nach Prag, England und in die USA. „Schau mal, ich bin Österreicher, dazu Jude. Wir gingen ins Exil wie entthronte Könige. Meine Arbeit hatte bereits im Treibsand zerbröckelnder Verhältnisse begonnen.“ Nach Kriegsende kehrt Viertel nach Europa zurück und arbeitet mit Brecht zusammen. In Wien wird er als Kommunist denunziert.

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