Brody

Eine galizische Grenzstadt im langen 19. Jahrhundert
406 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783205787631
Erscheinungsdatum 07.12.2011
Genre Geschichte/Neuzeit bis 1918
Verlag Böhlau Wien
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Brill Deutschland GmbH
Wollmarktstr. 115 | DE-33098 Paderborn
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Kurzbeschreibung des Verlags

Das heute in der Westukraine gelegene Brody wurde im Zuge der Ersten Teilung Polens 1772 Teil des Habsburgerreichs und war rund 150 Jahre lang dessen nordöstlichste Grenzstadt. Nach einer anfänglichen Blüte setzte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein rapider wirtschaftlicher Niedergang ein. Als Österreichs jüdischste Stadt nahm Brody eine besondere Stellung in den gesellschaftlichen und kulturellen Beziehungen Galiziens ein. Diese Sonderrolle zeigt sich nicht zuletzt in außergewöhnlichen Lösungen für das ethno-konfessionelle Zusammenleben in Politik, Bildung und Alltagsleben. Reisende und Schriftsteller, wie etwa der in Brody geborene Joseph Roth, sowie ehemalige Bewohner hinterließen Beschreibungen, Erinnerungen und Bilder, die je nach Zeit und Herkunft sehr unterschiedliche Wahrnehmungen dieser Stadt aufzeigen.

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FALTER-Rezension

Die Ukraine, ein Land im Machtvakuum

Andreas Kappeler in FALTER 5/2014 vom 31.01.2014 (S. 17)

Wer den Aufstand in Kiew verstehen will, sollte diese Schriften lesen – eine Übersicht

Als die Ukraine im Jahr 1991 unabhängig wurde, war sie ein unbekanntes Land. Falls die Ukrainer überhaupt wahrgenommen wurden, betrachtete man sie als Russen, die einen russischen Dialekt sprachen, aber keine eigene Sprache, Hochkultur und Geschichte hatten. Daran änderte sich auch in den folgenden Jahren wenig, und das nach Russland territorial größte Land Europas hatte noch immer keinen festen Platz auf der mentalen Landkarte der Westeuropäer.
Dies änderte sich im Winter 2004, als völlig unerwartet zehntausende von Ukrainerinnen und Ukrainern auf die Straße gingen, um gegen Fälschungen bei den Präsidentenwahlen zu protestieren.
In der "Orangen Revolution" gelang es ihnen, die Wahlen annullieren zu lassen, und aus der Wiederholung ging statt Viktor Janukowytsch der Reformpolitiker Viktor Juschtschenko als Sieger hervor. Während Wochen waren im Fernsehen Bilder vom Unabhängigkeitsplatz in Kiew, dem Majdan, von Juschtschenko und der charismatischen Julia Tymoschenko zu sehen.
Erste Studien zur Ukraine waren bereits kurz nach 1991 erschienen, doch erst die Orange Revolution weckte ein breiteres Interesse an der Ukraine.
Wer die Geschichte der Ukraine verstehen will, kann sich an drei Gesamtdarstellungen orientieren: erstens die 1994 erstmals erschienene "Kleine Geschichte" von mir selbst, zweitens die neueren Arbeiten von ­Katrin Boeckh und Ekkehard Völkl (mit einem Schwerpunkt auf der neuesten Geschichte) und drittens das Werk von Kerstin Jobst, das auch die einzelnen Regionen besonders berücksichtigt (Büchertipps siehe rechts).
Natürlich hat auch Österreich eine besondere Beziehung zur Ukraine: Den Blick auf "die verschwundene Welt Ostgaliziens und der Bukowina" öffnete bereits 1994 der österreichische Schriftsteller Martin Pollack. Seither ist in Österreich das Interesse an den beiden Regionen im Westen der Ukraine, die einst zur Habsburgermonarchie gehörten, gewachsen. Das zeigt etwa das Doktoratskolleg "Das österreichische Galizien und sein multikulturelles Erbe" an der Universität Wien und Börries Kuzmanys Geschichte von Brody, der Geburtsstadt des Schriftstellers Joseph Roth.

Ein Land zwischen West und Ost
Alle historischen Darstellungen betonen den Charakter des Landes als Schnittstelle zwischen West und Ost, zwischen Mitteleuropa und Russland. Sie rufen in Erinnerung, dass die Geschichte der Ukraine während vier bis fünf Jahrhunderten als Teil des Königreichs Polen-Litauen verlief, über das gesamteuropäische Strömungen wie Humanismus, Reformation und Barock auf die Ukraine einwirkten.
Erst ab der Mitte des 17. Jahrhunderts kamen die meisten Teile der Ukraine unter die Herrschaft Russlands und später der Sowjetunion. Damit wurde Russland zur bestimmenden Kraft in der Geschichte der Ukraine. Seit der Erreichung der Unabhängigkeit sucht die Ukraine ihren Platz zwischen den Polen Europa und Russland.
Die historischen Voraussetzungen erklären auch zu einem guten Teil die unterschiedlichen politischen Ausrichtungen der Regionen.
Während in den ehemals zu Polen und Österreich-Ungarn gehörenden Gebieten die ukrainische Sprache dominiert und ein europafreundlicher Kurs vorherrscht, sind der Osten und der Süden des Landes, die erst in den letzten beiden Jahrhunderten von Ukrainern und auch von vielen Russen besiedelt worden sind und wo das Russische vorherrscht, enger mit Russland verbunden.
Eine gute Einführung in die gegenwärtige Situation, besonders in die ­ukrainische Kultur, bietet die bereits 1995 erstmals publizierte Landeskunde des Historikers Ernst Lüdemann.
In den Jahren 2010 und 2011 kamen zwei interessante Sammelbände hinzu. Der eine informiert unter der Überschrift "Schichtwechsel" kompetent über Politik, Ökonomie, Gesellschaft und Außenpolitik der Ukraine, der andere rückt das Problem der ukrainischen Nationsbildung, die sich vor allem in Abgrenzung von Russland vollzieht, in den Mittelpunkt.

Die gescheiterte Revolution
Die Heldinnen und Helden der Orangen Revolution erschöpften sich in Streitigkeiten und verspielten ihren Kredit. Die Rechnung erhielten sie im Februar 2010 präsentiert, als derselbe Janukowytsch zum Präsidenten der Ukraine gewählt wurde, der fünf Jahre zuvor als Fälscher das Feld hatte räumen müssen.
Er baute in den letzten Jahren seine Machtstellung systematisch aus und entledigte sich seiner Gegner, allen voran Julia Tymoschenkos, die er vor Gericht stellen und ins Gefängnis stecken ließ.
Diesen Ereignissen im "Machtvakuum zwischen Russland und der ­Europäischen Union" ist die umfangreiche Darstellung des früheren Leiters des "Kooperationsbüros Ukraine" der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kiew, Winfried Schneider-Deters, gewidmet, die bis zum Jahr 2012 führt. Über
die aktuelle Entwicklung orientieren regelmäßig die "Ukraine-Analysen", die im Internet frei zugänglich sind.
Die dramatischen Ereignisse der letzten beiden Monate spiegeln erneut die Lage der Ukraine zwischen Russland und Europa wider.
Als sich Präsident Janukowytsch im November 2013 von der Europäischen Union abwandte und Russland annäherte, gingen hunderttausende von Ukrainern auf die Straße. Erneut werden Bilder vom Kiewer ­Majdan in die Wohnzimmer der ganzen Welt übermittelt. Die neuesten Meldungen deuten darauf hin, dass die Massendemonstrationen auch diesmal wieder mindestens einen Teilerfolg erreicht haben.
Wie das Kräftemessen auch aus­gehen wird: Die Ukrainer haben
erneut gezeigt, dass sie aus dem Schatten Russlands heraustreten wollen, dass sie europäischen Werten ver­bunden sind, dass sie zu Europa gehören.

In dieser Rezension ebenfalls besprochen:

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