Sarajevo

Die Geschichte einer Stadt
409 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783205795179
Erscheinungsdatum 28.01.2014
Genre Geschichte
Verlag Böhlau Wien
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Brill Deutschland GmbH
Wollmarktstr. 115 | DE-33098 Paderborn
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Kurzbeschreibung des Verlags

Mit Sarajevo verbinden sich vielfältige Assoziationen: Stadt des Attentats von 1914, Stadt der Winterolympiade von 1984, belagerte Stadt 1992–1996, Stadt der Toleranz und Stadt des Hasses, „Damaskus des Nordens“, „Jerusalem Europas“ und „Klein-Jerusalem“. Die Geschichte Sarajevos ist zu großen Teilen eine Geschichte von Zerstörung und Wiederaufbau, erneuter Zerstörung und erneutem Wiederaufbau. Es ist eine Geschichte von Multikulturalität und Interkulturalität. Das jahrhundertelange Nebeneinander, Miteinander und Gegeneinander von Muslimen, Orthodoxen, Katholiken und Juden kennzeichnet Sarajevo wie kaum eine andere Stadt in Europa. Holm Sundhaussens umfangreiche Stadtgeschichte reiht sich in seine bereits zu Standardwerken avancierten Bücher über Jugoslawien und Serbien ein.

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FALTER-Rezension

Kein Schmelztiegel, ein Mosaik

Norbert Mappes-Niediek in FALTER 11/2014 vom 14.03.2014 (S. 20)

Warum entstand in Sarajevo nie ein freies Bürgertum? Ein Buch erzählt die Geschichte der Stadt

Von der geprüften Stadt zwischen hohen Bergen geht auch heute noch ein Zauber aus, den jeder spürt, der von ihrer Geschichte nichts weiß – die Rucksacktouristen zum Beispiel, die sich in den unzähligen Hos­tels einquartieren und gar nicht mehr weg möchten. Lange bevor Multikulti ein westlicher Wert wurde, war Sarajevo schon ein Mythos.
Für den großen Belgrader (und Wiener) Architekten und Urbanologen Bogdan Bogdanović war die Stadt mit ihren Minaretten, Kirchtürmen und Synagogen der "lebendige Beweis, dass man gemeinsam leben, denken, fühlen kann und konnte". Der Südosteuropa-Historiker Holm Sundhaussen hat dem Genius Loci, dem Spirit der Stadt, nachgespürt. Bei aller Sympathie ist dem Berliner Professor Schwärmerei doch fremd, und gerade darum bringt er interessante Ergebnisse zusammen.
Die Siedlung um den "Serail", die Residenz des Verwalters, entstand als muslimische Stiftung im Frühjahr 1462, erlebte im 16. Jahrhundert – unter anderem mit dem heute noch zu bestaunenden ersten Wasserklosett der Welt – ein goldenes Zeitalter.
Dabei blieb Sarajevo immer eine osmanische Stadt, bestehend aus Mahalas, kleinen Nachbarschaften rund um eine Moschee zu je 25 bis 40 Häusern. Jede Mahala war getrennt ummauert, abends wurde das Tor geschlossen. Nicht nur die Konfessionen lebten getrennt, auch die Gilden und Zünfte. Die Christen wohnten ebenfalls zusammen in ihrem Viertel oder Dzemat. Eine Mauer, die alle Mahalas umschloss, gab es nicht – was es schon 1697 Prinz ­Eugen sehr erleichterte, die Stadt einzunehmen und bis auf die Grundmauern niederzubrennen.

"Die Existenz eifersüchtig gehüteter Sonderrechte innerhalb einer Stadt", schließt Sundhaussen, "vereitelte die Formierung eines gesamtstädtischen Verbands, der alle Bewohner zu einer einzigen Körperschaft vereinigt hätte." Ein egalitäres, von der "Stadtluft" freigemachtes Bürgertum konnte sich so nicht entwickeln. Dass hier seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zum Ezan, dem Gebetsruf des Muezzins, auch die Glocken orthodoxer und katholischer Kirchen zu hören waren, als überall im Westen noch die konfessionelle Homogenität des Augsburger Religionsfriedens herrschte, gab Sarajevo seinen besonderen Reiz. Die osmanische Stadt war aber kein Schmelztiegel, sondern ein Mosaik. Segregation war das Prinzip, nicht Integration. Geistiger Austausch fand nur innerhalb der Gemeinschaften statt.
Die Siedlungsform, ihrerseits Spiegel der osmanischen Gesellschaftsordnung, bestimmte das Schicksal der Stadt bis in das letzte Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts entscheidend mit. "Nach den bisher bekannten Quellen", so Sundhaussen, der allerdings auch mehrfach über die schlechte Quellenlage stöhnt, "hat es in Sarajevo über Jahrhunderte hinaus keine Pogrome und keine Religionskriege gegeben, die ihren Ursprung in der Stadt gehabt hätten." Das ist die eine Seite. Die andere Hälfte der Wahrheit ist, dass die Stadt gegen Pogrome und Religionskriege, die von außen in sie hineingetragen wurden, eben auch nicht immunisierte.
Sundhaussen ist ein angenehmer, unprätentiöser Erzähler, der sich weder in Details noch in Spekulationen verliert, den Leser beim Denken zuschauen lässt und, wenn er auf eine Frage keine Antwort weiß, auch schon einmal mit einem lapidaren "wie auch immer" fortfährt. Das macht die Lektüre zum Vergnügen.

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