Die Formel 1 in Österreich

Von den Flugplatzrennen zum Red Bull Ring
297 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783205795407
Erscheinungsdatum 24.04.2014
Genre Geschichte
Verlag Böhlau Wien
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Wollmarktstr. 115 | DE-33098 Paderborn
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Kurzbeschreibung des Verlags

Im Sommer 1964 fand der erste Formel 1-Weltmeisterschaftslauf auf österreichischem Boden statt. Zum Jubiläum 2014 kehrt die Formel 1 ins Land zurück und wird auf dem neugestalteten Red Bull Ring ausgetragen. Begonnen hat alles in den 1950er-Jahren mit den Flugplatzrennen in Aspern und Zeltweg: Die Organisation lag in den Händen kleiner Automobil-Clubs und wurde von der Motorsportbegeisterung der Mitglieder getragen. Die späteren Weltmeister Jochen Rindt und Niki Lauda sammelten dort erste Erfahrungen. Martin Pfundner, als Initiator der Flugplatzrennen ein Kenner der ersten Stunde, setzt diesen Rennen ein Denkmal und schreibt die Geschichte der Formel 1 bis zur jüngsten Entwicklung fort.

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FALTER-Rezension

Die schnellste Straße Österreichs

Wolfgang Kralicek in FALTER 25/2014 vom 20.06.2014 (S. 48)

Nach elf Jahren Rennpause wird in Spielberg wieder ein Grand Prix gefahren. Eine Runde im Retourgang durch die mehr als 50-jährige Geschichte der Formel 1 in Österreich

Die schnellsten Straßenkilometer Österreichs führen nirgendwo hin. Dafür sind sie weltweit bekannter als die Großglockner-Hochalpenstraße oder die Ringstraße. Die Rede ist vom Österreichring im oberen Murtal. Am 16. August 1970 wurde hier zum ersten Mal ein Formel-1-Weltmeisterschaftslauf ausgetragen, am 18. Mai 2003 der bisher letzte. Am kommenden Sonntag ist es nun wieder soweit: Nach elf rennfreien Jahren kehrt die Formel 1 in die Steiermark zurück.
Motorsportnostalgiker mögen bedauern, dass der Österreichring inzwischen Red-Bull-Ring heißt, aber irgendwie ist der neue Name sogar ehrlicher: Eigentlich kommt die Formel 1 ja nicht nach Österreich, sondern in die Heimat von Didi Mateschitz zurück, der das Comeback eingefädelt und finanziert hat (siehe Seite 52).
Wie auch immer: Mit der Rückkehr der Formel 1 wird eine Geschichte fortgeschrieben, die vor genau 50 Jahren begonnen hat. Damals, 1964, fand auf dem Militärflugplatz von Zeltweg der erste WM-Lauf Österreichs statt. Gewonnen hat der Italiener Lorenzo Bandini auf Ferrari, der drei Jahre später in Monte Carlo tödlich verunglücken sollte.
Der Flugplatz-Grand-Prix von Zeltweg blieb ein einmaliges Ereignis. Die Piste war zu holprig für die filigranen Boliden, auch organisatorisch war die Veranstaltung problematisch. Um den Flugbetrieb nicht zu lang unterbrechen zu müssen, durfte mit den Vorbereitungen für den Grand Prix erst am Mittwochabend, bei Sonnenuntergang, begonnen werden.
"Das Rennen hatte aber immerhin zwei positive Nebenwirkungen", erinnert sich der damalige Rennleiter Martin Pfundner. "Erstens wurde der Ruf nach einer permanenten Rennstrecke lauter und lauter – bis er nicht mehr zu überhören war. Zweitens saß der Jochen Rindt 1964 in Zeltweg zum ersten Mal in einem echten Formel-1-Rennwagen und schlug sich so wacker, dass der für 1965 einen Cooper-Werksvertrag bekam. Und sein Aufstieg hat dazu beigetragen, dass in Österreich eine unerhörte Motorsportbegeisterung entstanden ist."
Ihren Höhepunkt erreichte die Rindt-Mania 1970, als 100.000 Fans zum ersten Grand Prix auf den Österreichring kamen, um den künftigen Weltmeister siegen zu sehen. Rindt startete zwar aus der Pole Position, schied aber in der 22. Runde mit einem Motorschaden aus. Zwei Wochen später, beim Training für den Grand Prix in Monza, hatte er dann seinen tödlichen Unfall. Das Premierenrennen von Zeltweg war zugleich der letzte WM-Lauf in Rindts Karriere.

Qualifying: die Flugplatzrennen
Der 84-jährige Motorsporthistoriker Martin Pfundner – unter anderem auch Mit­begründer der erstmals 1964 erschienenen Autorevue – hat pünktlich zur Premiere auf dem Red-Bull-Ring ein umfassendes Buch über "Die Formel 1 in Österreich" herausgebracht. Die Formel 1 wird allerdings erst im letzten Drittel des akribisch recherchierten und reich illustrierten Bands behandelt; eigentlich hatte Pfundner nämlich ein Buch über die Flugplatzrennen in Österreich ­schreiben wollen. Kurz vor Fertigstellung des Manuskripts kam die Nachricht vom Comeback der Formel 1 – und der Autor erweiterte den Umfang um vier weitere Kapitel.
Die Flugplatzrennen, die den Hauptteil des Buchs ausmachen, sind die Vorgeschichte zur Formel 1: Ohne sie hätte es den Österreichring wahrscheinlich nie gegeben. Das erste Flugplatzrennen in Österreich hat Pfundner 1957 in Wien-Aspern veranstaltet. Davor waren Autorennen auf der Straße – meist mitten in der Stadt, "rund um den Kirchturm" – ausgetragen worden. Gefahren wurde auf Stadtkursen in Linz und Innsbruck, Gmünd, Hallein oder Stockerau.
Die Zuschauer standen dabei so nah an der Strecke, dass sie die Zehen einziehen mussten, erinnert sich Pfundner. Passiert sei hauptsächlich deshalb nie etwas, weil die Rennen so harmlos waren. "Da waren höchstens zehn ziemlich langsame Krax'n am Start. Harte Positionskämpfe, die gefährlich hätten werden können, hat's kaum gegeben."
Nach der Katastrophe von Le Mans 1955, als beim 24-Stunden-Rennen mehr als 80 Zuschauer gestorben waren, wurden die Straßenrennen in Österreich verboten. Und Pfundner hatte die Idee, die international – etwa im englischen Silverstone – längst erfolgreichen Flugplatzrennen auch in Österreich zu etablieren.
61 internationale Flugplatzrennen fanden zwischen 1957 und 1977 statt; befahren wurden die Start- und Landepisten von Aspern, Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Langenlebarn, Linz – und Zeltweg, wo Martin Pfundner 1959 mit ehrgeizigen Plänen die Rennleitung übernahm: Zuerst wollte er die Formel 2 nach Österreich holen, dann die Formel 1, und vielleicht würde es irgendwann ja sogar einen WM-Lauf geben.
Anders als heute wurden damals auch außerhalb der Weltmeisterschaft Formel-1-Rennen veranstaltet. Der allererste Formel-1-Lauf in Österreich fand am 16. April 1961 in Aspern statt; er litt allerdings darunter, dass sich im Starterfeld keine halbwegs ebenbürtigen Gegner für den überlegenen Sieger Stirling Moss fanden. Das im selben Jahr in Zeltweg ausgetragene Formel-1-Rennen war deutlich besser besetzt; Sieger Innes Ireland durfte anschließend in den steirischen Wäldern einen Hirschen erlegen. Auch der erste "Große Preis von Österreich", 1963 in Zeltweg, zählte noch nicht zur Weltmeisterschaft.

Pole Position: Zeltweg vor Salzburg
Nach dem ersten WM-Rennen auf dem holprigen Flugfeld war klar: Österreich würde erst dann auf die Formel-1-Landkarte zurückkommen, wenn es über eine permanente Rennstrecke verfügt. Geworden sind es schließlich gleich zwei. Neben der in unmittelbarer Nähe des Zeltweger Flugplatzes projektierten Strecke, die zunächst noch als "Aichfeldring" firmierte, war auch in Salzburg ein Rundkurs in Planung. Es entwickelte sich ein packendes Rennstrecken-Rennen, das auch politisch motiviert war: Steiermark vs. Salzburg, ÖAMTC vs. ARBÖ, Schwarz vs. Rot.
Als die Konkurrenz den klingenden Namen "Salzburgring" ins Spiel brachte, konterten die Steirer mit der staatstragenden Marke "Österreichring", das Rennen um die Fertigstellung entschieden sie knapp für sich: Der Österreichring wurde am 27. Juli 1969 eröffnet, der Salzburgring am 21. September. Die nahe der Stadt Salzburg errichtete Strecke lag verkehrstechnisch günstiger, war aber kürzer und enger als der steirische Kurs. Im Kampf um die Formel 1 hatte der Salzburgring auch deshalb schlechte Karten; stattdessen wurde hier bis 1994 der Motorrad-Grand-Prix von Österreich gefahren.

Start: der Holiday-Grand-Prix
Landschaftlich war (und ist) der Österreichring eine Strecke, die ihresgleichen sucht. Der hügelige Circuit führt mitten durch saftige Wiesen und Felder, vorbei an einer malerischen kleinen Kirche. Mit seinen langgezogenen Kurven war der Ring ein Hochgeschwindigkeitskurs, eine Zeitlang war er sogar die schnellste Strecke der Welt.
Durch eine Schikane eingebremst wurde er erst nach dem tödlichen Unfall von Mark Donohue 1975. Der Amerikaner war nach einem Reifenplatzer mit dem Kopf gegen die Stange eines Reklameschilds gekracht; auch ein Streckenposten kam bei dem Crash ums Leben. Der Unfall warf einen Schatten auf ein Rennen, bei dem traditionellerweise Ferienstimmung herrschte: Zeltweg galt als "Holiday-Grand-Prix". Verantwortlich dafür waren der hochsommerliche Termin im August (weshalb das Rennen allerdings auch oft verregnet war) und die bukolische Umgebung; hin und wieder sah man am Streckenrand Kühe grasen.
Einige Fahrer genossen das Landleben; Jackie Stewart etwa nannte sein Quartier liebevoll "Knittelfeld Hilton". Kollegen, die den Jetset nicht missen wollten, quartierten sich am Wörthersee ein und pendelten mit dem Hubschrauber (Flugzeit: unter zehn Minuten) nach Zeltweg.
Wer lieber mit dem Auto zur Arbeit fuhr, machte nicht selten Bekanntschaft mit der lokalen Gendarmerie. Zitat: "Freut mich, Sie kennenzulernen, Herr Fittipaldi. Aber Sie sind noch nicht am Österreichring!"

Boxenstopp: Ecclestone rules
Ende der 1970er-Jahre waren die ruhigen Zeiten vorbei. Formel-1-Boss Bernie Eccle­stone begann mit dem Aufbau seines Imperiums und machte den Veranstaltern das Leben schwer; unter anderem mussten sie ihm die TV-Rechte abtreten. Im Streit mit dem ORF zog der Tycoon 1979 allerdings den kürzeren: Generalintendant Gerd Bacher cancelte die Liveübertragung aus Zeltweg.
Immer öfter kamen Gerüchte auf, Zeltweg würde aus dem WM-Kalender gestrichen. Nach dem chaotischen Grand Prix 1987 war es dann so weit: Im Training kollidierte ein Bolide mit einem Reh, und das Rennen musste nach massiven Startkarambolagen zwei Mal abgebrochen werden.
Sicherheitstechnisch war die Strecke nicht mehr auf dem letzten Stand; sogar ein Draufgänger wie der junge Gerhard Berger gestand vor einer Qualifikationsrunde, Angst zu haben. Ecclestones Entscheidung, aus Zeltweg abzuziehen, hatte dennoch wohl eher finanzielle Hintergründe. Andere Märkte waren wichtiger, zudem war im benachbarten Ungarn gerade der Hungaroring eröffnet worden.

Neustart: Zeltweg wird Spielberg
Als die Formel 1 1997 zum ersten Mal nach Österreich zurückkam, war aus dem Österreichring der A1-Ring geworden, und Zeltweg hieß jetzt Spielberg. Der Kurs war modernisiert und von 5,9 auf 4,3 Kilometer verkürzt worden; die Streckenführung entsprach bereits der des heutigen Red-Bull-Rings. Dadurch, dass der spektakuläre Hügel nach dem Start nicht mehr befahren wird, hat der Kurs an Charakter verloren, dafür können die meisten Zuschauer nun die gesamte Strecke einsehen.
Für die Änderung des Ortsnamens gibt es eine geografische und eine politische Begründung. Erstens lag der Ring nach dem Umbau ausschließlich auf Spielberger Gemeindegebiet, und zweitens hatte der Spielberger Bürgermeister seine SPÖ-Parteifreunde im Land davon überzeugt, nur dann für eine Rückkehr des Grand Prix zu stimmen, wenn er nicht mehr Zeltweg hieß.
2001 und 2002 sah der A1-Ring eine Stallorder-Farce bei Ferrari: Beide Male musste der führende Rubens Barrichello seinen Teamkollegen Michael Schumacher vorbeilassen; dem war das schließlich so unangenehm, dass er Barrichello bei der Siegerehrung die oberste Stufe überließ – was alles noch schlimmer machte.
Ähnlich peinlich war nur jene Szene aus dem Jahr 2000, als Wendekanzler Wolfgang Schüssel Ecclestone am A1-Ring das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich verlieh, um den Formel-1-Paten gnädig zu stimmen. Ecclestone demütigte Schüssel, indem er ihn warten ließ – und nahm Österreich den Grand Prix 2003 trotzdem wieder weg.
Als nun Red-Bull-Boss Mateschitz mit Ecclestone verhandelte, machte er es geschickter: Er hatte kein Ehrenzeichen dabei, sondern nur das Gold.

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