Wir können doch nicht alle nehmen!

Europa zwischen „Das Boot ist voll“ und „Wir sterben aus“
176 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783218009683
Erscheinungsdatum 15.03.2015
Genre Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft
Verlag Kremayr & Scheriau
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Kurzbeschreibung des Verlags

Nicht gutmenschig, sondern hochgradig pragmatisch greift Livia Klingl ein heißes Eisen an: Während immer mehr Menschen vor Gewalt und religiösem Fanatismus, vor Krieg und Hunger fliehen, zieht Europa die Festungsmauern hoch – und beraubt sich damit selbst vieler ukunftschancen. Es ist nicht nur humanitäre Pflicht und geltendes Gesetz, Flüchtlinge aufzunehmen, es ist auch sinnvoll, ja notwendig, uwanderung zuzulassen.Die Geburtenraten in Europa sinken, die Menschen werden immer älter, beides Faktoren, die den Wohlstand und das Sozialsystem ins Wanken bringen. Selbst wenn es kaum jemanden schert, dass das Mittelmeer zum Massengrab verkommen ist und gegen jene Fremden Stimmung gemacht wird, die es mittels professioneller Schmuggler bis zu uns geschafft haben: Es wäre aus reinem Eigennutz hoch an der Zeit füreine neue Ausländerpolitik. Eine, die es Flüchtlingen ermöglicht, in einem solidarischen Europa ein neues Leben in Frieden zu finden, und die Wirtschaftsmigranten einen geordneten Zuzug erlaubt – der letztlich auch uns zugutekommt.

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FALTER-Rezension

Boatpeople, Migration und die überalterte Gesellschaft

Heidi Schrodt in FALTER 18/2015 vom 01.05.2015 (S. 28)

Livia Klingl legt ein fundiertes und sachliches Plädoyer für einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Flucht und Migration vor

Fast täglich werden wir mit Nachrichten konfrontiert, die von Flüchtlingstragödien im Mittelmeer berichten. „Gestürmte Festung Europa“ – mit diesem Titel hatte bereits 2006 Corinna Milborn die Situation treffend charakterisiert. Und an der Situation hat sich in der Zwischenzeit nur wenig geändert. Europa hat sich im vergangenen Jahrzehnt noch mehr abgeschottet, die betroffenen Aufnahmeländer werden nach wie vor im Stich gelassen, ein solidarisches Europa ist weit und breit nicht in Sicht.
Österreich fügt sich gut in diesen europäischen Kontext mit seiner auf Abwehr und Kriminalisierung ausgerichteten Flüchtlingspolitik. Dabei wäre es wie Deutschland eigentlich als Einwanderungsland zu bezeichnen. In Wiener Volksschulen haben, dem weltweiten Trend entsprechend, bereits mehr als die Hälfte der Schülerinnen und Schüler eine andere Erstsprache als Deutsch. Da kommt ein Buch wie das von Livia Klingl gerade recht. Es trägt den umständlichen Titel: „Wir können doch nicht alle nehmen! Europa zwischen ,Das Boot ist voll‘ und ,Wir sterben aus‘“. Und legt den Finger in einige Wunden einer aufgrund der jüngsten Flüchtlingstragödien im Mittelmeer derzeit hitzigen Debatte.

Die Kriegsberichterstatterin und Außenpolitikjournalistin hat ein engagiertes Plädoyer für einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Flucht und Migration mit Fokus auf dem Asylbereich vorgelegt. Klingl geht von der Grundannahme aus, dass Europa ohne Zuwanderung schon aus demografischer Sicht keine Zukunft hätte.
Sie legt dazu eindrucksvolle Zahlen vor. Derzeit sind 56 Millionen Menschen weltweit in Wanderung begriffen, sei es auf der Flucht vor Krieg und Vertreibung, Armut und Klimakatastrophen oder auf der Suche nach einem besseren Leben. 87 Prozent bleiben im eigenen Land oder werden von weniger entwickelten Ländern aufgenommen. Für Europa, die USA, Kanada und Australien mit ihren fast 900 Millionen Einwohnern bleiben davon theoretisch neun Millionen übrig, das sind 13 Prozent.
Die Realität sieht anders aus: Im Jahr 2012 haben nur 300.00 Personen in der EU um Asyl angesucht, weniger als 0,1 Prozent der Gesamtbevölkerung. Innerhalb der EU sind Asylwerberinnen und -werber ungleich verteilt. In Schweden kommen auf eine Million Einwohner derzeit 1355 Anträge, in Österreich sind es 424.
Klingl nimmt das trockene Datenmaterial als Ausgangspunkt für erfrischend pragmatische Überlegungen und entspanntere Zugänge zu einer emotionalisierten, unsachlich geführten Debatte. Abgesehen davon, dass es sich bei den Menschen, die in Europa, aber auch hierzulande um Asyl ansuchen, um vergleichsweise wenige handelt, meint sie, brauchen wir die Zuwandererinnen und Zuwanderer auch, um der drohenden Überalterung der Bevölkerung entgegenzuwirken. Österreich etwa ist aus bevölkerungspolitischer Sicht nicht nur auf den Zuzug von EU-Bürgern und Kriegsflüchtlingen angewiesen, sondern auch auf Wirtschaftsmigranten.

Im ersten, allgemeineren Teil des Buches stehen außerdem die Probleme, mit denen sich Länder wie Italien oder Malta konfrontiert sehen, und die Situation der syrischen Flüchtlinge, aber auch die EU-Politik im Mittelpunkt. Ein kurzes, sehr informatives Kapitel widmet sich der Klärung von Begriffen, die immer wieder durcheinandergebracht werden: Migrant, Flüchtling und Asylwerber. Abgerundet wird dieser Teil durch eine Betrachtung des österreichischen Asylwesens.
Der zweite Teil des Buches besteht aus Porträts von Personen, die auf unterschiedlichste Weise und zu unterschiedlichsten Zeitpunkten nach Österreich gekommen sind und deren Schicksale verschiedener nicht sein könnten: von Arbeitsmigranten der ersten Generation aus den 1970er-Jahren über eine junge ägyptischstämmige Turnusärztin bis zu einem 18-jährigen Afghanen, der nach einer unvorstellbaren Flucht 2012 in Österreich gelandet ist und trotzdem seinen Weg gemacht hat, reicht diese Palette. Exemplarisch kommen hier Menschen zu Wort, die sich längst als Teil dieses Landes verstehen, das sie leider nicht immer so freundlich behandelt, wie sie es sich verdient hätten.
Obwohl der Migrationsaspekt eindeutig zu kurz kommt gegenüber dem Asylaspekt und man sich mehr Zitate und Quellenangaben gewünscht hätte, stellt Klingls Buch eine ausgezeichnete Grundlage dar, um sich der Thematik mit sachlichen Argumenten zu nähern.

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