

Juliane Fischer in FALTER 45/2016 vom 11.11.2016 (S. 32)
Vom Fluchtachterl zum Reparatur- seidl, vom problematischen Alkohol- konsum in die Krankheit. Der Über- gang ist fließend. Zwölf Suchtverläufe zeichnete der ehemalige ORF-Journalist Lorenz Gallmetzer während sei- ner eigenen Therapiezeit in Kalks- burg, der größten Suchtklinik Euro- pas, auf. Dort wird den Patienten die eigene Realität oft erst bewusst, wenn sie sich im Spiegel anderer Süchtiger sehen. „Es ist erschreckend zu sehen, was die Sucht mit einem Menschen anrichten kann“, sagt einer der Porträtierten. Säufer zu sein werde in un- serer Kultur toleriert, meint Gallmet- zer. Sich seiner Sucht zu stellen, sei ein Tabu.
Erzählen hat bekanntlich eine hei- lende Wirkung. Nicht reflektiert wird aber die leichtfertige Verabreichung starker Medikamente während des Entzugs sowie weitere Beispiele für substanzungebundene Süchte, abgese- hen von Spielsucht, etwa Kauf- oder Internetsucht.