

Dominika Meindl in FALTER 4/2018 vom 26.01.2018 (S. 36)
Karli will kein Karli mehr sein, „so kaufte ich eine Axt, um deutlich zu machen, dass es mir ernst war“. Hanni hat das Gefühl, nie anzukommen. Der Vater bindet Annemarie die Hand an den Sessel, um ihr das Linkshändige auszutreiben. Den verprügelten Konrad fragt die Mutter, warum er die Neonazis denn provoziert habe.
Die Erinnerungen und Erlebnisse zweier Paare bilden ein kleinteiliges Mosaik, dem mit dem Label „Erzählungen“ nicht ganz Genüge getan ist. Trotz harter Schnitte, bewusst eingesetzter Leerstellen, vielfach verwobener Perspektiven und Zeitebenen bildet „Das Wetter hat viele Haare“ eine Einheit. Seit Jahren sammelt die Autorin Renate Silberer Preise für Lyrik- und Prosabeiträge in Zeitschriften und Anthologien, ihr erstes Buch ist ausgereift, Traum und Alltag, Vergangenheit und Gegenwart wechseln rasch. Ein-, zweimal gerät der Ton zu getragen, aber das schmälert die Leistung nicht.