

Sebastian Fasthuber in FALTER 40/2019 vom 04.10.2019 (S. 32)
Ausgehend von Hasspostings, die bis zu Todesdrohungen reichen, hat Klaus Oppitz eine spekulative Fiktion geschrieben. Sie fragt: Was wäre, wenn jene, die im Netz das Maul aufreißen, ihre Worte in Taten umsetzen dürften? Als Folie dient ein reales Verbrechen: 2018 tötete ein Jugendlicher ein siebenjähriges Mädchen aus der Nachbarschaft, beide stammten aus tschetschenischen Familien.
Martin Pietsch, ein arbeitsloser Informatiker, lässt sich daraufhin im Rausch zu einem Posting hinreißen: „Gebt mir sein Messer, und ich schlachte ihn genauso ab wie er das kleine Mädchen.“ Das Volk verlangt nach Rache, die Gesetzgebung richtet sich danach, führt die Todesstrafe wieder ein – und Martin P. heuert als Henker an. Trotz eines nicht immer ganz einleuchtenden Plots eine lesenswerte Satire der finsteren Art, die von einer kalten Welt und beinahe fühllosen Menschen erzählt. Gemeint ist unsere Gegenwart.