

Sebastian Fasthuber in FALTER 39/2020 vom 25.09.2020 (S. 36)
In Barbara Riegers zweitem Roman „Friss oder stirb“ taucht man tief in die Gedankenwelt der zu Beginn 14-jährigen Anna ein. Zunächst ein ganz normales Mädchen mit alterstypischen Problemen, entwickelt sie eine Essstörung, die ihr Leben über lange Zeit kontrollieren wird. Es ist eine Leistung der Autorin, das Leiden beinahe harmlos starten zu lassen und die Dosis in der Folge zu steigern. So kippt man als Leser gleichsam mit der Romanfigur sukzessive in die Krankheit und Sucht – und kann das Buch auch nicht mehr weglegen, wenn es in der zweiten Hälfte richtig unangenehm wird.
Rieger gelingt eine musikalische und eindringliche Prosa von beträchtlicher Sogwirkung. Auch der formale Aufbau, jedem Jahr von Annas Erkrankung ein Kapitel zu widmen und einen passenden Song zur Seite zu stellen, ist geglückt. „Friss oder stirb“ ist eben kein Erfahrungsbericht, sondern Literatur.