

Sebastian Fasthuber in FALTER 7/2021 vom 19.02.2021 (S. 34)
Die österreichische Autorin Romina Pleschko blickt in ihrem Romandebüt hinter die Fassade eines Wohnhauses und meint vor allem die Fassaden, die die Menschen darin vor sich hertragen. Da ist der Nationalratsabgeordnete der unwählbaren Partei, der plötzlich nicht mehr homosexuell ist, als ein Ministeramt winkt; die Kosmetikexpertin und Alleinerzieherin, die im Internet nach Selbstbestätigung sucht; oder die Frau des Gynäkologen, die dessen baldige Pensionierung mit Schrecken erwartet, wird er dann doch viel zu oft zuhause sein. Kann sie ihn nicht irgendwie loswerden?
Das einzige echte Manko von „Ameisenmonarchie“ ist, wie holzschnittartig die Figuren geraten sind. Sieht man darüber hinweg, bereitet dieser Ensembleroman ein schwarzhumoriges Vergnügen zwischen Ironie und Zynismus. Die Formulierungsgabe der Autorin ist bemerkenswert, das Tempo beträchtlich. Fast wie auf Netflix.