
Große Töchter
Nina Horaczek in FALTER 47/2025 vom 19.11.2025 (S. 20)
Was haben die sozialdemokratische Frauenrechtlerin Adelheid Popp, die Astronautin Carmen Possnig, die Künstlerin Valie Export und die Dompteurin Henriette Williard gemeinsam? Sie und mehr als 70 andere Frauen sind "außergewöhnliche Frauen aus Österreich" und finden sich deshalb im neuen Buch "We are Austria" der Grafikdesignerin Nina Pavicsits. Ausgangspunkt des Buchprojektes war die Suche nach einem Buch für ihre Kinder, einem Buch, in dem berühmte und weniger berühmte Österreicherinnen in kurzen, verständlichen Texten porträtiert werden. "Weil ich so ein Buch nicht gefunden habe, habe ich es selbst geschrieben", erfährt man in der Einleitung.
Es ist eine durchaus subjektive Auswahl von insgesamt 77 Frauen, die jeweils auf einer Seite in Ich-Form präsentiert und dazu in einer einseitigen Grafik porträtiert werden. Viele davon sind bekannt, wie etwa Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn, die Flüchtlingshelferin Ute Bock oder die einstige Frauenministerin Johanna Dohnal, andere sind Entdeckungen. Da ist zum Beispiel die 1878 in Wien geborene Physikerin Lise Meitner. Sie war die erste Wissenschaftlerin, die eine physikalisch-theoretische Erklärung für die Kernspaltung fand und insgesamt 49 Mal für den Nobelpreis nominiert wurde. Oder die schwarze Opernsängerin Olive Moorefield aus den USA, die in den 1950er-Jahren Österreichs erster Musicalstar wurde und bis heute in Wien lebt.
Es stehen auch aktuelle Pionierinnen auf der Liste, wie die Journalistin Ingrid Brodnig, die sich seit vielen Jahren gegen Hass im Netz und Fake News engagiert. Oder die Kärntnerin Carmen Possnig, Österreichs erste Astronautin, die erforscht, wie sich der menschliche Körper an Schwerelosigkeit anpasst. Auch die Fußballerin Edith Klinger, die 1934 den "Ersten Wiener Damen-Fußballclub" gründete und selbst Schiedsrichterin wurde, zeigt, dass Fußball nie Männersache war. Ein wunderschön gestaltetes Buch für junge, aber auch erwachsene Leserinnen und Leser.



