Meine geheime Autobiographie

1129 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783351035136
Erscheinungsdatum 01.10.2012
Genre Sachbücher/Kunst, Literatur/Biographien, Autobiographien
Verlag Aufbau
Vorwort Rolf Vollmann
Übersetzung Hans-Christian Oeser, Andreas Mahler
Sammlung Romane für viele Lesestunden
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HerstellerangabenAnzeigen
Aufbau Verlage GmbH & Co. KG
produktsicherheit@aufbau-verlage.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

100 Jahre unter Verschluss

100 Jahre mussten wir warten, denn Mark Twain hatte verfügt, dass seine Autobiographie, sein letztes, größtes Werk, erst 100 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht werden darf – und er kreierte damit einen Sensationserfolg. Das Buch landete bei Erscheinen sofort an der Spitze der amerikanischen Bestsellerlisten, bislang wurden in den USA über eine halbe Million Exemplare verkauft.

»Mir schien, ich könnte so frank und frei und schamlos wie ein Liebesbrief sein, wenn ich wüsste, dass das, was ich schreibe, niemand zu Gesicht bekommt, bis ich tot und nichtsahnend und gleichgültig bin.« (Mark Twain) – Leidenschaftlich und radikal lässt der größte amerikanische Schriftsteller in seiner Autobiographie vieles in neuem Licht erscheinen, oft klingt es, als kritisierte er die aktuellen Ereignisse, die uns heute mehr denn je bewegen. Aber auch lustig, liebevoll oder mit großen Gefühlen erzählt er von seiner Familie und von Schicksalsschlägen, von skurrilen Begegnungen mit den Großen und mit den verachtenswerten »Zwergen« seiner Zeit.

Die deutsche Erstausgabe der Jahrhundertedition erscheint in bibliophiler Ausstattung:
2 Bände im Schmuckschuber

Band 1: Meine geheime Autobiographie, aus dem amerikanischen Englisch von Hans-Christian Oeser, mit einem Vorwort von Rolf Vollmann
736 Seiten, 46 Abbildungen, Leinen, 2 Lesebändchen

Band 2: Zusätze und Hintergründe, aus dem amerikanischen Englisch übersetzt und betreut an den Universitäten München, Graz und Berlin
397 Seiten, 21 Faksimiles, Broschur, 2 Lesebändchen

EINFÜHRUNGSPREIS 49,90 €* (*Preis ab 1.1.2013: 59,90 €)

»Auf jeder Seite findet der Leser ein brillant geschliffenes Kleinod, etwas, worüber er lachen kann.« (Literarische Welt)

»Dieser Twain ist unverschämt modern.« (The New York Times)

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ISBN 9783351035136
Erscheinungsdatum 01.10.2012
Genre Sachbücher/Kunst, Literatur/Biographien, Autobiographien
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Vorwort Rolf Vollmann
Übersetzung Hans-Christian Oeser, Andreas Mahler
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FALTER-Rezension

Selbststilisierung aus dem Grab

Karl A. Duffek in FALTER 41/2012 vom 12.10.2012 (S. 21)

100 Jahre nach seinem Tod dürfen die autobiografischen Aufzeichnungen von Mark Twain endlich erscheinen

Im Jahr 1967 erschienen zwei Langspielplatten auf dem damals ­legendären Label Europa mit einer Hörspielfassung der Abenteuer von Tom Sawyer und ­Huckleberry Finn. Im Jahr darauf war der Advent-Vierteiler des ZDF demselben Stoff gewidmet. Letztere Umsetzung war besonders grässlich, selbst die Landschaftsaufnahmen des Donaudeltas, das den Mississippi spielte, konnten die Produktion nicht retten.
Für die Wirkungsgeschichte Mark ­Twains ist das insofern symptomatisch, als er – gerade in diesen geschönten und gereinigten Adaptionen – als Autor für Jugendliche festgelegt wurde. Nicht viele kennen seine wesentlich interessanteren Reiseberichte, Essays und sonstigen Publikationen.

Nur so ist aber auch erklärbar, warum der nun erschienene erste Band seiner Autobiografie vielerorts als Entdeckung eines ganz anderen, ja, stell dir vor, sogar politischen Autors gefeiert wird. Schon der Titel der deutschen Ausgabe "Meine geheime Autobiographie" ist Etikettenschwindel. Das mustergültig edierte amerikanische Original kennt auf dem Cover nichts "Geheimes" und nennt sehr nüchtern im erstklassigen Kommentar, dass wir gut 95 Prozent des Textes aus früheren Ausgaben schon kennen.
Das wird sich nach den beiden weiteren geplanten Bänden, deren Erscheinungsdatum sich leider verzögert, möglicherweise stark ändern, weil hier in der Tat sehr viel neues Material zugänglich gemacht werden dürfte. Bislang freilich: kein neuer Mark Twain. Er war immer ein literarischer Filou, bei dem man hinsichtlich des Wahrheitsgehalts seiner Texte vorsichtig sein musste, gerade wenn sie die eigene Biografie betreffen.
So ganz ernst nahm er das Projekt seiner Memoiren auch nicht: "Der Versuch beginnt voller Zuversicht, teilt jedoch das Schicksal seiner Brüder – wird bald aufgegeben zugunsten anderer und neuerer Interessen. Das ist nicht verwunderlich, denn der Plan ist der alte, der uralte, rigide und schwierige – jener Plan, der mit der Wiege beginnt und einen schnurstracks ins Grab treibt, ohne dass einem unterwegs Seitenabstecher erlaubt wären. Wohingegen die Seitenabstecher doch das eigentliche Leben unserer Lebensreise ausmachen und also auch das ihrer Geschichte ausmachen sollten."
Es wird ihm wohl in seinen letzten Lebensjahren die Vorstellung eine diebische Freude gemacht haben, wie sich nach der von ihm verhängten 100-jährigen Sperrfrist Horden von Literaturwissenschaftlern und Lesern auf ein Werk stürzen, das er mäandernd über Jahre in die Federn anderer diktiert hat.
Der Spaß sei ihm nachträglich vergönnt. Und natürlich ist Twain ein vorzüglicher Fabulierer, der über sein privates, oft sehr trauriges Leben ergreifend berichten kann. Sein eitler Drang zur nicht selten ungerechtfertigten und dereinst nicht offen artikulierten Zuspitzung macht die Lektüre aber auch anstrengend.
Eineinhalb Jahre hat Twain in Wien und Kaltenleutgeben verbracht, wo auch Teile der autobiografischen Texte entstanden sind. Grund seines Aufenthalts war einmal der Wunsch seiner Tochter Clara, Klavier zu studieren, viel mehr aber sein eigener, die zerrütteten Finanzen in seiner amerikanischen Heimat in Ordnung zu bringen.

Resultat des Aufenthalts war unter anderem die Schrift "Stirring Times in Austria", eine etwas ungenaue und polemische Auseinandersetzung mit Karl Luegers Antisemitismus, die daher leider auch an Schärfe und Treffsicherheit verliert, so begründet Twains Zorn auch war. Karl Kraus hat in der "Fackel" 1899 den fein ironischen Satz formuliert: "Mark Twain ist nach Wien geeilt und hat sich mutig und entschlossen in die Reihen derer gestellt, die ein Dasein ‚unter anderen' führen."
Was ist nun das tatsächlich "Neue" in dieser Fassung? Es sind recht harsche Angriffe gegen die Einsätze der amerikanischen Armee, etwa auf den Philippinen, und gegen die gierigen Tycoons an der Wall Street. Aus heutiger Sicht ist das wohlfeil aufzugreifen. Bloß: Warum dürfen wir das erst 100 Jahre später lesen? Als politische Intervention zur damaligen Zeit hätte es eine völlig andere Bedeutung, vielleicht auch Wirkung gehabt. Heute haftet all dem der Hautgout der etwas feigen und sehr späten Selbstrechtfertigung an.

Die Streitigkeiten mit seinem Anwalt, dem Verleger oder mit einer Villenbesitzerin in Florenz: Wenn man ein paar hundert Seiten durchackert, stellt sich doch dann und wann einmal die Frage, ob man bei der Lektüre nicht recht viel Lebenszeit vergeudet. Andererseits: Wenn Twain vom frühen Tod seiner Tochter Susy erzählt, ändert sich der Ton sofort. Und der grantige, zur Selbststilisierung neigende Polterer wandelt sich: "Mutter und Schwester waren dort draußen, mitten auf dem Atlantik: in Unkenntnis des Geschehens eilten sie auf dieses unglaubliche Unglück zu. Verwandte und gute Freunde taten alles, was getan werden konnte, um sie vor der vollen Gewalt des Schocks zu schützen. Sie gingen nachts zur Bucht, zum Schiff, zeigten sich aber erst am Morgen und dann nur Clara. Als diese in die Kabine zurückkehrte, konnte sie nicht sprechen und brauchte auch nicht zu sprechen. Ihre Mutter warf einen Blick auf sie und sagte: ‚Susy ist tot.'"
Am besten, und hier sei sinngemäß Robert Hirst, der Leiter des gesamten Mark-Twain-Editionsprojekts in Berkeley, zitiert, ist dieser Autor, wenn es um die Sprache geht. Deswegen kann man den "Huckleberry Finn" eigentlich nur im Original lesen, weil die Idiome entlang des Mississippi – regional und sozial differenziert – erst dann wahrgenommen werden können.
Das ist und bleibt die Meisterschaft Twains: ein sehr, sehr feines Ohr. Es ist auch in der Autobiografie zu bemerken – dann und wann.

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