
Juliane Fischer in FALTER 8/2022 vom 23.02.2022 (S. 34)
Die Erwartungshaltung ist bei Jakob Augstein groß. Er ist Miteigentümer des Spiegel-Verlags, Chefredakteur der Wochenzeitung Der Freitag und zerlegt im "Literarischen Quartett" Neuerscheinungen. Nun wagt er sich selbst aufs belletristische Parkett - mit dem klischeebeladenen Porträt eines 42-jährigen Karrieristen, der im Kopf schon ein alter weißer Mann ist. Sein Leben hat er danach ausgerichtet, in einer liberalen Partei ganz nach oben zu kommen.
Franz Xaver Misslinger verheddert sich in seiner altbackenen Weltsicht und in Floskeln. Er blickt in die USA als Vorbild für Freiheit und Demokratie, während dort längst Trump Zwietracht sät. Zwischen feinen Naturbeschreibungen finden sich flache Reflexionen: "Ja, die Zukunft würde eines Tages die Vergangenheit sein, und das machte ihn traurig." Da wäre mehr Tiefgang wünschenswert.


