

Debüt mit Punch: Amerikas Töchter boxen sich durch
Sebastian Fasthuber in FALTER 31/2024 vom 31.07.2024 (S. 32)
Bobs Boxpalast in Reno ist in Wahrheit ein trostloser Ort. Für acht junge Fighterinnen unter 19 sollen sich in dieser Lagerhalle indes ihre Träume erfüllen. Hier steigt das Finale des Daughters of America Cup, der wichtigsten Jugendmeisterschaft im Frauenboxsport.
US-Autorin Rita Bullwinkel, Herausgeberin des einflussreichen Literaturmagazins McSweeney's, hat für ihren ersten Roman eine faszinierend eigenständige Form gefunden.
Die einzelnen Kapitel von "Schlaglicht" widmen sich den Kämpfen im Rahmen des Boxturniers und tragen Titel wie "Rachel Doricko vs. Kate Heffer" oder "Rose Mueller vs. Tanya Maw". Keine Angst: Man muss vom Boxen weder Ahnung haben noch sich überhaupt besonders dafür interessieren, um der Sogwirkung von "Schlaglicht" zu erliegen.
Vom Geschehen im Ring mit Schlägen, Deckung und Punktewertungen driftet das Geschehen schnell in die Innenwelt der Sportlerinnen. Der Roman erzählt von ihren Wünschen, Hoffnungen und Ängsten, von den unterschiedlichen familiären Hintergründen sowie - ein Roman mit allwissender Erzählerin kann das - davon, wo ihr Lebensweg sie noch hin verschlagen wird.
Eine große Karriere erwartet keine der jungen Frauen, schließlich handelt es sich beim Frauenboxen um eine Randsportart. Publikum ist beim Wettkampf abgesehen von ein paar Familienmitgliedern keines zugegen. Unmotivierte Trainer und ahnungslose Punkterichter -allesamt Männer, großteils kahl und übergewichtig - tragen noch zum Mief der Veranstaltung bei.
Umso heldinnenhafter wirken die jungen Boxerinnen in dieser Szenerie. In starken, wuchtigen Sätzen lässt Bullwinkel ihre Figuren aufleuchten. Die Emanzipation durch Körperbeherrschung währt jedoch nur kurz. In ihren späteren Leben werden sich die Frauen auf andere Art durchschlagen -als Buchhalterin, Hochzeitsplanerin oder Filialleiterin. Und keinen Gedanken mehr ans Boxen verschwenden.