

Juliane Fischer in FALTER 16/2025 vom 16.04.2025 (S. 31)
Durch eine Geburt kommt nicht nur ein Mensch zur Welt, auch die Gebärende wird zu einem anderen Menschen. Fortan wird sie über das Kind definiert. Sie hat nur noch Zeit für Sprachnachrichten vom Kinderzimmerboden. Einen Satz zu Ende bringen? Luxus! Das ist die Prämisse für die Romanheldin der Berliner Autorin Paulina Czienskowski.
Aus Angst vor Sprachlosigkeit entwickelt sie eine Poesie der Mutter-Tochter-Gefühle. Sie versucht, Abhängigkeitsfallen zu vermeiden, indem sie Beziehungen nachspürt: der innigen zur eigenen Mutter und deren distanziertes Verhältnis zur Großmutter der Ich-Erzählerin. Die Erinnerungsblitze folgen keiner Chronologie. "War es so?", heißt es am Ende der einfühlsam geschilderten Szenen, die vom Abnabeln und vom Annehmen der eigenen Prägung handeln.