

Liebe in Zeiten der Seuche
Barbaba Tóth in FALTER 40/2022 vom 07.10.2022 (S. 22)
Haben wir nicht schon alles über Beziehungen in Pandemiezeiten gelesen, denkt man sich, wenn man Katja Eichingers Buch in die Hand nimmt. "Liebe und andere Neurosen" knüpft an ihren zwei Jahre zuvor erschienenen Bestseller "Mode und andere Neurosen" an (siehe Rezension unten). Den damals etablierten essayistischen Stil, stark autobiografisch und dadurch persönlich, aber immer ins Gesellschaftspolitische gehend, greift die Autorin und Journalistin Eichinger wieder auf. Diesmal geht es um "Liebe", die natürlich nur eine Chiffre für all die Gefühle und Mächte ist, die das Zwischenmenschliche in unseren Leben ausmachen. Die Pandemie schärfte auch hier den Blick auf unsere Vorstellungen von Zweisamkeit, altmodische und progressive Lebensformen, das Diktat des oberflächlich Schönen am digitalen Heiratsmarkt und vieles mehr. Das Schöne bei Eichinger ist, dass sie stets mit viel Empathie die guten und traurigen Seiten des Zwischenmenschlichen seziert. Die zeitgenössischen soziologischen Debatten samt Zitaten und Werke zum Thema hat die Kommunikationswissenschaftlerin parat, aber serviert sie so beiläufig und schreibt so amüsant und leichtfüßig, dass die Kapitel an einem vorbeiziehen wie ein fröhlicher Flirt.