Der Vorhang geht auf

Das Ende der Diktaturen in Osteuropa
272 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783406582455
Erscheinungsdatum 29.10.2009
Genre Sachbücher/Geschichte/Zeitgeschichte (1945 bis 1989)
Verlag C.H.Beck
Sonstige Bearbeitung von Elsbeth Zylla
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Verlag C.H.Beck GmbH & Co. KG
Wilhelmstraße 9 | DE-80801 München
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Kurzbeschreibung des Verlags


Das Jahr 1989 bedeutete für die osteuropäischen Staaten Polen, Ungarn, DDR, CSSR, Bulgarien und Rumänien nach jahrzehntenlanger Abhängigkeit von der UdSSR und Herrschaft der kommunistischen Diktatur einen tiefen Einschnitt: endlich konnten diese Länder ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, demokratische Strukturen aufbauen und den Anschluß an das westliche Europa suchen. Der Schriftsteller György Dalos erzählt, wie der Prozeß der Loslösung in Gang kam, welche Zufälle und Details eine Rolle spielten und welche Widerstände überwunden werden mussten, bevor aus dem Ostblock hinter dem Eisernen Vorhang ein östliches Europa werden konnte. Die Massenflucht der DDR-Bürger über die ungarische Grenze oder der gemeinsame Auftritt von Václav Havel und Aleksander Dubcek auf dem Prager Wenzelsplatz – diese Ereignisse bezeugen eindrucksvoll eine historische Massenaktivität, einen euphorischen und ungebremsten Freiheitsdrang. Diese sich beschleunigende Befreiungsbewegung erhielt in den betreffenden Ländern Namen wie „Systemwechsel“, „Wende“ oder auch „Revolution“ – in jedem Fall leitete sie einen Prozeß ein, der zu Demokratie, nationaler Souveränität und einem neuen europäischen Selbstverständnis führte.


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FALTER-Rezension

1989, als der Vorhang aufging und die Bühne brannte

Marianne Schreck in FALTER 15/2009 vom 08.04.2009 (S. 18)

Die Entschlossenheit, mit der polnische Werftarbeiter Anfang der 80er-Jahre­ zum Streik gegen das KP-System aufbrachen, ließ westliche Journalisten aufhorchen. Nachdem das Existenzminimum der vorwiegend katholischen Arbeiter nicht mehr gewährleistet war, brachte die Entlassung einer illegalen Gewerkschafterin das Fass zum Überlaufen. Und unzählige westliche Journalisten strömten in die polnische Werftstadt Danzig.
Der entlassene Arbeiter, der damals über die Betriebsmauern kletterte, sollte schon bald zu einer der markantesten Persönlichkeiten in der polnischen Gewerkschaft SolidarnosŽcŽ werden: Lech Wałesa. Das sogenannte Danziger Abkommen, das selbstverwaltete Gewerkschaften erlaubte, brach schließlich das Organisationsmonopol der KP. In der Folge stiegen Wałesa und Karol Wojtyła zu den Ikonen des Widerstands gegen das kommunistische System auf. Zu den "zwei Wundern von Polen" – die freie Gewerkschaft und der polnische Papst – gesellten sich noch zwei Nobelpreise an polnische Dissidenten: Czesław Miłosz (1980) und Lech Wałesa (1983).
Für die beiden Autoren Erhard Stackl und György Dalos ist das polnische Beispiel für die schrittweise Deinstallation der KP zentraler Auftakt ihrer kritischen Analysen über 1989. Beide Bücher basieren teils auf persönlichen Erlebnissen. Während der ungarische Historiker Dalos seinen Schwerpunkt auf Europa legt, nimmt der österreichische Standard-Journalist Stackl die außereuropäischen Akteure Chile und Argentinien mit ins Boot.

Von seinen Reisen in die Krisenzentren des Kalten Krieges hat Stackl jene Erfahrungen aufgearbeitet, die er damals als außenpolitischer profil-Redakteur in Polen, Chile, Argentinien, Ungarn und der Tschechoslowakei gemacht hat. Seine Erinnerungen stellt er neben die Fakten und rekonstruiert so eindrucksvolle Bilder der Umstürze: das verlorene Referendum von General Pinochet in Chile etwa oder die Wahl des Demokraten Raúl Alfonsín in Argentinien.
In Osteuropa sind es die nationalen Bewegungen in Polen, der DDR, Ungarn, Bulgarien, der Tschechoslowakei und Rumänien, die letztlich den Fall des – Winston Churchill verwendete erstmals in diesem Zusammenhang die Formulierung – "Eisernen Vorhangs" in Gang setzten. Spannend an Stackls Buch sind vor allem seine Berichte über persönliche Treffen mit den hervorstehenden Persönlichkeiten ihrer Zeit wie Lech Wałesa und Raúl Alfonsín. Er begegnete aber auch weniger bekannten Schlüsselfiguren des Widerstands: Journalisten, die während der Regimes mundtot gemacht wurden, ihm aber als wichtige Informanten dienten.
Es liegt nahe, dass sich "1989 – Sturz der Diktaturen" vorwiegend an ein junges Publikum richtet, für die der zeithistorische Zugang über die spröde Geschichtsschreibung unbefriedigend bleibt. Hier schildert ein Zeitzeuge versiert den Alltag unter den Bedingungen einer Diktatur. So berichtet Stackl über die Codes des Katholizismus, denen damals das Subversive anhaftete, womit sie andernorts einen Umkehreffekt in der politischen Wahrnehmung erzeugten. Oder über das zahlreich besuchte Theaterstück "Der Frühling mit kaputter Ecke", mit dem jene chilenischen Opfer und Angehörigen, die von Entführung, Gefängnis und Tod durch Pinochets Militärdiktatur betroffen waren, bereits im April 1985 Solidarität erfahren sollten.

Auch der damalige ungarische Dissident
György Dalos findet Eingang in Stackls Buch; nämlich als er Anekdoten über die Streiche der jungen Intellektuellen gegen die behäbige Staatsmacht schildert. Der in den 70er-Jahren wegen "Verschwörung gegen den Staat" inhaftierte Dalos trat in einen Hungerstreik und verließ nach einem Berufs- und Publikationsverbot für einige Jahre sein Heimatland Ungarn.
Dalos' Buch "Der Vorhang geht auf" konzentriert sich inhaltlich mehr auf die Politikdichotomie zwischen (Süd-)Osteuropa und der Sowjetunion. Neben Ungarn, Polen und der Tschechoslowakei widmet er auch den Bruderstaaten Bulgarien und Rumänien jeweils ein Kapitel.
Ab dem Jahr 1985 sollte eine Ära der Schreibtischbürokratie der KPdSU zu Ende gehen. Der Umbau des KP-Systems beginnt unter dem Schlagwort "Perestrojka". Das eingangs konstruierte Sittenbild des Zentralkomitees im Verhältnis zu seinen Satelliten ist der inhaltliche "Überbau" von "Der Vorhang geht auf", der auch notwendig ist, um danach die politischen Vorgänge auf nationaler Ebene zu verstehen. So hatte Rumänien gegenüber der UdSSR den Status eines Grenzgängers. Die Aufnahme von di­plomatischen Beziehungen zur BRD, die Aufrechterhaltung der Kontakte zu Israel auch während des Sechstagekriegs und die Weigerung der Teilnahme an der CˇSSR-Invasion (1968) ließen den aufsässigen Bruderstaat im Westen zunächst als Hoffnungsträger erscheinen, der mit Auslandskrediten belohnt wurde. Da wurde Nicolae Ceaus˛escu ein Lenin-Orden verliehen – just von Michail Gorbatschow.
Dalos' Buch beeindruckt durch sprachliche Raffinesse und eine ständig spürbare Ironie, die es selbst historischen Laien ermöglicht, die Komplexität der jüngeren Zeitgeschichte nachzuvollziehen. Die zahlreichen pointiert gewählten Passagen aus Originaldokumenten, etwa von Treffen des Zentralkomitees oder offiziellen
Politikerinterviews, verleihen dem posthumen Bild eine beeindruckende Authentizität.
Beide Bücher – Stackl essayistisch, Dalos historisch – zeichnen ein dichtes Bild der politischen Umstürze von 1989 und der zahlreichen couragierten Widerstandsbewegungen – sei es der Widerstand gegen den Kommunismus, den realexistierenden Sozialismus oder die Militärdiktaturen in Chile und Argentinien. 

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