Die Kraft Afrikas

Warum der Kontinent noch nicht verloren ist
256 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783406598579
Erscheinungsdatum 16.03.2010
Genre Sachbücher/Geschichte/Regionalgeschichte, Ländergeschichte
Verlag C.H.Beck
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Kurzbeschreibung des Verlags


Während andere einst zur „Dritten Welt“ gehörende Länder in den letzten Jahrzehnten an Wohlstand gewonnen haben, scheint die Mehrzahl der Staaten Afrikas trotz westlicher Entwicklungshilfe weiter zurückzufallen. Mit viel Empathie für die Betroffenen analysiert Rupert Neudeck die Hintergründe der heutigen Situation, berichtet von seinen eigenen Erfahrungen und fordert eine andere Afrikapolitik, die auf Eigeninitiative von unten setzt statt auf „Entwicklung“ von oben.
Afrika hat Vieles, was wir in Europa als Entlastung und Ausgleich brauchen: Öl und wichtige Rohstoffe im Überfluss, eine wunderschöne Natur, gute landwirtschaftliche Produkte, die noch nicht durch Chemikalien verseucht sind und viel Sonne und Wind für alternative Energien. Und es besitzt zahlreiche Menschen, die ehrgeizig sind und ihre Situation verbessern wollen. Aber der Kontinent ist auch belastet durch das Erbe von Kolonialismus und Sklaverei und durch die Misswirtschaft der meisten afrikanischen Regierungen in den letzten 50 Jahren. Das Fehlen verantwortlicher politischer Eliten ist für Rupert Neudeck die wichtigste Ursache der afrikanischen Misere, aber auch die westliche Entwicklungspolitik ist reformbedürftig. Der Gründer von CAP ANAMUR kennt die Probleme der humanitären Hilfe seit vielen Jahren aus eigener Anschauung und spart nicht mit Kritik an der Selbstbezogenheit vieler Hilfsorganisationen. Vor allem aber plädiert er im Jahr der afrikanischen Fußballweltmeisterschaft dafür, endlich den kolonialen Blick abzulegen und mehr Vertrauen zu haben in die „Kraft Afrikas“.


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FALTER-Rezension

Löwenfett macht stark, Zebrafell schnell

Oliver Hochadel in FALTER 10/2010 vom 12.03.2010 (S. 39)

Afrika vor der WM: Asfa-Wossen Asserate und Rupert Neudeck analysieren die Misere Afrikas, Oliver Becker dessen Fußball

1960 gilt als "Achsenjahr" in der Geschichte Afrikas. In diesem Jahr wurde ein großer Teil der ehemaligen europäischen Kolonien in die Unabhängigkeit entlassen. 2010, ein halbes Jahrhundert später, ist von den kühnen Träumen von Wohlstand und Selbstbestimmung wenig übriggeblieben. Die Liste der notorischen Missstände und verpassten Gelegenheiten zwischen Kairo und Kapstadt ist deprimierend lang. Und Afrika gilt, besonders in der medialen Zuspitzung, immer noch als Kontinent der Aidswaisen, Hungersnöte, Kindersoldaten und Bürgerkriege. "Failed states" und korrupte Regierungen sind die Regel.
Wie konnte es dazu kommen? Wieso springen uns heute aus Südostasien die Tigerstaaten entgegen, obwohl Südkorea, Malaysia und Indonesien vor 50 Jahren wirtschaftlich keineswegs besser aufgestellt waren als Sierra Leone, Nigeria und Kenia? Zwei Autoren versuchen sich an einer kritischen Bestandsaufnahme und fahnden nach Hoffnungsschimmern. Asfa-Wossen Asserate, ein vertriebener äthiopischer Prinz, lebt schon seit 1978 in Deutschland und ist als Unternehmensberater und Autor tätig. Der deutsche Aktivist Rupert Neudeck wurde vor allem durch seine ­Rettungsaktion vietnamesischer Boat People mit der Cap Anamur bekannt, ist aber seit 1980 vor allem in verschiedenen afrikanischen Ländern in humanitärer Mission unterwegs.

Asserates "Afrika: Die 101 wichtigsten Fragen und Antworten" hat Charme. Mit leicht bekömmlichen Lesehäppchen von ein bis drei Seiten deckt er unterschiedlichste Themen von Sklaverei über religiöse Konflikte bis hin zu Nelson Mandela ab. Die Mischung ist gut und bisweilen originell: Wird auch in Afrika "Harry Potter" gelesen? Gibt es dort Altenheime? Ist Rastafari ein Gott? (Die Antworten: ja, wenige, na ja.) Die Ausflüge in afrikanische Küche, Kultur und Kleiderschränke schaffen ein Gegengewicht zu den fast durchwegs deprimierenden Analysen von Politik und Wirtschaft. Aber man erfährt auch, dass – nicht zuletzt wegen mangelnder Festnetzleitungen – Afrika der am schnellsten wachsende Markt für Mobiltelefone ist. Mittlerweile telefoniert fast ein Drittel aller Afrikaner, also etwa 300 Millionen, mit dem Handy.
Asserate argumentiert differenziert und kommt fast völlig ohne Klischees aus, was gerade bei Afrika keine leichte Sache ist. So seien die zahlreichen bewaffneten Konflikte meist keine Stammeskämpfe, vielmehr würden ethnische Spannungen instrumentalisiert und politisch missbraucht. Und "Pygmäen" könne man nicht einfach als "Naturvolk" bezeichnen, suggeriere dies doch Rückständigkeit. Immer wieder betont Asserate, dass es "das" Afrika nicht gebe, und streicht die ungeheure Vielfalt des Kontinents hervor. Die Problematik der Entwicklungshilfe wird nicht erschöpfend behandelt, aber gut, da muss man eben woanders weiterlesen.

Etwa bei Rupert Neudeck. "Die Kraft ­Afrikas" versucht wie Asserates Buch einen Gesamtüberblick, ist von Ton und Inhalt aber weniger ein Kompendium als (gut argumentierte) Abrechnung und Plädoyer. Das Buch lebt von Neudecks persönlichen Erfahrungen der letzten drei Jahrzehnte, kurz: Es ist mit Herzblut geschrieben. Und gelegentlich auch mit Wut im Bauch. Die katholische Kirche etwa und deren oft fragwürdige und feige Rolle in der afrikanischen Politik erhält vom kritischen Christen Neudeck eine kräftige Abreibung.
Die ungünstigen Rahmenbedingungen Afrikas werden alle benannt: das schwere koloniale Erbe, die fehlende Infrastruktur, der fehlende ­Zugang vieler Länder zum Meer, die Unbill des Klimas, der Braindrain der klügsten Köpfe. Die Hauptschuld tragen für Neudeck freilich die afrikanischen Politiker, die sich, scheinbar einem Naturgesetz folgend, von Hoffnungsträgern in notorische Kleptokraten verwandeln, wenn sie nicht vorher ermordet werden.
Lösungen bietet Neudeck gelegentlich an, überzeugend wirkt das nicht immer. Afrikanische Flüchtlinge auf Zeit in Europa aufzunehmen und sie hier auszubilden scheint wenig praktikabel. Aber ändern muss sich die Politik des Westens gegenüber Afrika, das ist richtig. Die klassische Entwicklungshilfe hat weitestgehend versagt und teilweise mehr Schaden angerichtet, etwa durch das Schaffen neuer Abhängigkeiten, das Zerstören lokaler Märkte und das Abwürgen eigener Initiativen.
Gegen diese Form der "Hilfe" wettert Neudeck ganz besonders heftig – es ist ein mea culpa, denn er war selbst lange Jahre einer ihrer engagiertesten Fürsprecher. Sein Glaube an Afrika und seine Menschen ist Neudeck geblieben. Trotzdem fällt es nach der Lektüre des Buches nicht leicht, zuversichtlich zu sein.

Auch wenn die Fußball-WM in Südafrika vor der Tür steht und damit nun die Möglichkeit, das Bild von Afrika zu verbessern, wie sowohl Asserate als auch Neudeck betonen. Was uns im Juni erwartet, darauf gibt das Buch "Voodoo im Strafraum" des Filmemachers Oliver Becker einen Vorgeschmack.
Magie ist Alltag in Afrika, kein Wunder also, dass quasi jedes Fußballteam, gleich ob Regionalliga oder ­Nationalmannschaft, auf "Muti" oder "Juju" genannte Praktiken zurückgreift. Da werden etwa die Pfosten des Tores vor einem Match heimlich mit einer Mischung aus Kräutern, verbrannten Vogelfedern und Schlangenhaut eingerieben, die Namen der gegnerischen Spieler auf Zettel geschrieben und im Strafraum verbuddelt und die Umkleidekabine der Gästemannschaft mit Tierblut bespritzt. Auch wenn man nicht an Magie glaubt: Wer eine Hundepfote im Spind findet, trifft vielleicht tatsächlich das Tor nicht mehr.
Becker sucht auch nur den Anschein eines herablassenden Tones zu vermeiden. Sein Buch ist teils ein Überblick über die Geschichte des Fußballs in Afrika und seine soziale Bedeutung, teils Reportage vor Ort. Ausführlich kommen Trainer, Spieler, Manager, Sportjournalisten und natürlich die Witchdoctors selbst zu Wort. Ihr Rat: Mit Löwenfett einreiben macht stark, Zebrafell schnell. Für Torhüter empfehlen sie Affenhände – in pulverisierter Form.

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