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Kurzbeschreibung des Verlags
Zunehmend mehr Kinder sind von ständiger Unruhe getrieben und entwickeln sich in Schule, Familie und Jugendgruppen zu Störenfrieden. „Aufmerksamkeitsdefizit“ bzw. „Hyperaktivität“ lautet die ärztliche Diagnose für dieses vor dreißig Jahren zum ersten Mal beschriebene Syndrom. Doch ist nicht unsere gesamte Medien und Informationsgesellschaft, mit dem Computer als Taktgeber, permanent in heller Aufregung und die Kinder nur jene Wesen, an denen dies besonders auffällig wird? Was mit dem Film begann, hat durch das Fernsehen und dann den Computer eine ungeheure Steigerung erfahren: Unsere Aufmerksamkeit wird von den Bildmaschinen absorbiert und zermürbt.
Statt unseren Kindern Ritalin zu verabreichen, um sie ruhigzustellen, sollten wir besser Gegenmaßnahmen treffen, um den Schwund an Fähigkeit zu ungeteilter Aufmerksamkeit aufzuhalten. Einen Schritt in diese Richtung unternimmt der zweite Teil dieses Buches. Er plädiert für die stärkere Verankerung von Ritualen im Schullalltag. Ritualkunde, so seine These, muss zu einem regulären Schulfach werden. Eine Streitschrift, die nicht nur Eltern und Erzieher herausfordert, sondern die Grundlagen unserer Gesellschaft auf den Prüfstand stellt.
Dieses Buch wendet sich nicht nur an Eltern und Lehrer und liefert eine profunde Analyse dessen, woran die gegenwärtige Medienkonsumkultur krankt. Der Philosoph Christoph Türcke begibt sich zurück zu den Wurzeln aller Kultur und schlägt ein neues Unterrichtsfach vor, das aufmerksamkeitsgestörten Kindern – denn solche gibt es tatsächlich immer häufiger – helfen soll, die basalen Kulturtechniken zu lernen. Und das sind nicht nur Lesen, Schreiben und Rechnen, sondern auch die Fähigkeit, Beziehungen einzugehen und aufrechtzuerhalten, Zusammenhänge zu erfassen, Regeln einzuhalten und die Aufmerksamkeit zu fokussieren.
ADHS, das Akronym für das Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom, sei, so der Autor, nur ein Hilfswort für etwas Unverstandenes. Um dieses zu erhellen, wendet sich Türcke, der an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig lehrt und zuletzt mit einer "Philosophie des Traums" (2008) hervortrat, sich den Anfängen unserer Kultur zu. Am Beginn der menschlichen Kultur stand das Opfer, das in Ritualen wiederholt wird – so gesehen ist die Menschheitsgeschichte eine Wiederholungsgeschichte und der Mensch ein Wiederholungstäter. Die ursprünglichen Riten sieht Türcke als traumatischen Wiederholungszwang an, einen Selbstheilungsversuch im Angesicht der Naturgewalten, denen der Urmensch ausgesetzt war. Die ursprünglich menschliche Gewalt wird bei diesem Erklärungsversuch leider ausgespart. Sei's drum, es geht um das Heute.
Unsere Gegenwart krankt an Wiederholungen, dem "Urmodell der Sinngebung". Viele Kinder wachsen auf ohne Zusammenhänge, ohne Gewohnheiten, dem raschem Wechsel medialer Sinneseindrücke ausgeliefert, dem, was Türcke mit Walter Benjamin "Bildschock" nennt. ADHS, so Türckes These, sei keine Krankheit, sondern eine Kulturstörung. Deswegen mache es auch keinen Sinn, das Kind zwecks "Heilung" zum Therapeuten zu schicken. Sein Vorschlag zum Gegensteuern im Schulalltag: das neue Unterrichtsfach Ritualkunde, dessen Inhalte er skizziert. Auch wem das nicht als sonderlich realistisch erscheint: Dieses schmale große Buch verdient es, gelesen und bedacht zu werden.