Wie soll ich leben?

oder Das Leben Montaignes in einer Frage und zwanzig Antworten
416 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783406639692
Erscheinungsdatum 14.01.2013
Genre Sachbücher/Philosophie, Religion/Biographien, Autobiographien
Verlag C.H.Beck
Übersetzung Rita Seuß
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Kurzbeschreibung des Verlags


Sarah Bakewells Buch ist ein Geniestreich: Auf höchst elegante und unterhaltsame Weise erzählt sie das Leben Montaignes und beantwortet zugleich unsere Fragen nach einem guten Leben. Authentischer und aktueller wurde noch nie über den großen Philosophen und Essayisten geschrieben - ein Glücksfall!
Lebe den Augenblick! - Philosophiere nur zufällig! - Bedenke alles, bereue nichts! - Mit diesen und anderen Antworten auf die eine Frage "Wie soll ich leben?" führt Sarah Bakewell durch das ungewöhnliche Leben des Weingutbesitzers, Liebhabers, Essayisten, Bürgermeisters und Reisenden Michel de Montaigne. Dabei gelingt ihr das Kunststück, ihn ganz im 16. Jahrhundert, im Zeitalter der Religionskriege, zu verorten und gerade dadurch für unsere Zeit verständlich zu machen. Wie soll man Montaigne lesen? Nicht wie ein Kind, um sich zu amüsieren, und nicht wie die Ehrgeizigen, um sich zu belehren. "Nein. Lesen Sie ihn, um zu leben!", empfahl der große Flaubert.


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ISBN 9783406639692
Erscheinungsdatum 14.01.2013
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Verlag C.H.Beck
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FALTER-Rezension

Entspannt und amüsant zum Sinn des Lebens

Stephanie Doms in FALTER 41/2012 vom 12.10.2012 (S. 38)

Philosophie: Sarah Blakewell legt die Biografie eines nach wie vor modernen Denkers vor: Michel de Montaigne (1533–1592)

Mit Montaigne würde man gerne mal einen trinken gehen. Man würde sich über den Tod und die antiken Philosophen unterhalten, über Nierensteine und seine Katze, die ihn manchmal mehr zu interessieren scheint als die blutigen Religionskriege seiner Zeit.
Seine Zeit, das ist das 16. Jahrhundert. Während sich in Frankreich Katholiken und Protestanten erbitterte Kämpfe liefern, sitzen wir gemütlich in Montaignes Studierstube auf seinem Weingut nahe Bordeaux. Montaigne lässt sich von den politischen und religiösen Unruhen kaum beirren. Für ihn gibt es Bedeutsameres, allem voran das eigene Ich, in dem er die wichtigen Antworten des Lebens zu finden überzeugt ist.

Die britische Schriftstellerin Sarah Bakewell legt uns mit der Biografie "Wie soll ich leben? oder Das Leben Montaignes in einer Frage und zwanzig Antworten" einen Philosophen ans Herz, der sich nicht davor scheute, andere an seinen intimsten Gedankengängen teilhaben zu lassen.
Von welchem anderen Philosophen können wir sagen, wie gut er bestückt war? Wer sonst äußerte unverblümt Bedauern darüber, dass manche Frauen sich nur "mit einer Gesäßbacke" hingeben? Doch es ist freilich nicht nur die indiskrete Art, über Sex zu schreiben (im Dienste des geistigen Fortschritts natürlich), mit der Montaigne unterhält.
Seine kindliche Neugier, seine Versuche, ganz im Jetzt zu leben, seine Akzeptanz der eigenen Unvollkommenheit und die Tatsache, dass er nichts übermäßig ernst nahm, am wenigsten sich selbst – all das macht ihn, folgen wir Bakewell, greifbarer, "heutiger" als manch anderen (zugegeben: größeren) Denker der Geschichte.
Immer wieder stellt die Britin Verbindungen her, auch über größere geografische und zeitliche Distanz hinweg, ohne Montaigne dabei jedoch jemals aus seinem eigenen historischen Kontext zu lösen. Damit liefert Bakewell nicht nur ein ansprechendes Resümee von Montaignes Historie, sondern auch einen unangestrengten Streifzug durch das Frankreich von damals und die Geschichte der Philosophie.

Die Vernarrtheit der Autorin in ihren Forschungsgegenstand lässt sich kaum leugnen, dennoch versucht sie nicht, ihm ein übertriebenes Maß an Bedeutung zu attestieren.
In lockerem, teils amüsiertem Ton legt sie Montaignes Stärken, aber auch seine Schwächen offen (über die er selbst nie schwieg): Bequemlichkeit, wenn ihn etwas nicht interessierte, Unzulänglichkeit in vielen praktischen Angelegenheiten, naiver Überschwang, Sprunghaftigkeit.
"Jede Generation fand bei ihm mehr oder weniger das, was sie erwartete, und oft auch das, was sie selbst hineinlegte", schreibt Bakewell. Was glauben wir heute aus Montaigne herauslesen zu können, was als Antwort auf die Frage dienen kann, wie wir leben sollen?
Vermutlich genau diese Entspanntheit, die er in seinen berühmten Essays an den Tag legt. Übrigens gilt Montaigne als Begründer dieser Textform, deren Name übersetzt – sehr bezeichnend – "Versuche" bedeutet.
Man könnte meinen, Bakewell gäbe uns im Namen Montaignes die Erlaubnis, in einer chaotischen Zeit voller Herausforderungen auch mal faul, emotional und ichbezogen sein zu dürfen, anstatt sich ständig den Kopf zerbrechen zu müssen über Dinge, die offenbar nicht beeinflussbar sind. Der Rückzug ins Private, die Betonung des Alltäglichen – es war eine Art frühes Biedermeier, das Montaigne einst zelebrierte und die Bakewell als Schlüssel zum modernen Glück auslegt.
Was war nun Montaignes Leistung, könnte man fragen. Rechtfertigen reaktionäres Verhalten und Subjektivität sein Ansehen? Davon abgesehen, dass selbst Bakewell davon schreibt, Montaigne habe das Gedankengut von Seneca und Konsorten recycelt – er war dennoch der Erste, der auf diese legere, teils fast schon oberflächliche Weise der Frage nach dem Sinn des Lebens nachging.
Der kritische Teil unserer Gesellschaft mag Pascal mehr Respekt zollen, der Bequemlichkeit und Sorglosigkeit als schädlich bezeichnete. Wie Hegel anzuzweifeln, dass Montaignes unorthodoxes geistiges Erbe überhaupt zur "eigentlichen Philosophie" zu rechnen sei, erscheint aber dennoch allzu hart.
Malbranche äußerte sich versöhnlicher: "Seine Ideen sind falsch, aber schön. Seine Ausdrücke gewagt und ungeordnet, aber angenehm." Und so lassen wir uns etwas widerstrebend von Montaignes Heiterkeit, seinem unkonventionellen Charme umgarnen. Und von Bakewell, die denselben Ton anschlägt. Was kann es schaden, sich hin und wieder über Sex und Katzen zu unterhalten? Eine willkommene Abwechslung zu der Ernsthaftigkeit, die uns das Leben sonst allzu oft abverlangt.

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