Die soziale Eroberung der Erde

Eine biologische Geschichte des Menschen
384 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783406645303
Erscheinungsdatum 12.02.2013
Genre Sachbücher/Natur, Technik/Naturwissenschaft
Verlag C.H.Beck
Übersetzung Elsbeth Ranke
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Kurzbeschreibung des Verlags


 Überblick - das informativste Buch

Egoismus oder Nächstenliebe, Eigennutz oder Kooperation - was liegt mehr in der Natur des Menschen? Als Einzelwesen sind wir egoistisch, als Gruppenwesen aber ziehen wir uneigennütziges Verhalten vor, sagt Edward O. Wilson, der berühmteste Biologe unserer Zeit, in seinem wegweisenden Buch. Zwischen den beiden Antriebskräften herrscht ein Dauerkonflikt, in der Gesellschaft wie in jedem Einzelnen von uns. Die Balance, die wir anstreben, ist stets zerbrechlich. Die soziale Eroberung der Erde ist die Summe lebenslanger innovativer Forschung, die Krönung des Lebenswerkes von Edward O. Wilson. Das Buch beginnt mit drei fundamentalen Fragen, die die Menschen seit Jahrtausenden faszinieren: Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir? Nur die Biologie, so Wilson, ist in der Lage, diese Fragen wissenschaftlich zu beantworten. Wilson räumt mit dem Vorurteil auf, wonach die Evolution die Lebewesen daraufhin prägt, die Familie an die erste Stelle zu setzen. Wilson, der vor 35 Jahren die Soziobiologie begründet hat, zeigt uns mit seinem erstaunlichen Fundus an biologischen, verhaltenspsychologischen und anthropologischen Kenntnissen, dass die soziale Gruppe die treibende Kraft der menschlichen Evolution ist. Religion, Sport, Krieg - unser Trieb, uns zu Gruppen zusammenzuschließen und für sie zu kämpfen, ist es, was uns zu Menschen werden ließ. An einer Fülle anschaulicher Beispiele führt er vor, wie wir Moral, Religion und die Künste, ja die menschliche Kultur insgesamt nur dann wirklich begreifen, wenn wir ihre soziobiologischen Fundamente erkennen.


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ISBN 9783406645303
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FALTER-Rezension

Soziale Ameisen und der aufrechte Gang

Peter Iwaniewicz in FALTER 11/2013 vom 15.03.2013 (S. 40)

Evolutionsbiologie: Edward O. Wilson legt eine nicht immer überzeugende Theorie der menschlichen Natur vor

Edward Osborne Wilson ist einer der anerkanntesten und umstrittensten Biologen unserer Zeit. Als Insektenforscher und Harvard-Professor hat er – bis auf den Nobelpreis, der für den Bereich der Ökologie nicht vergeben wird – alle wesentlichen Auszeichnungen erhalten. Sein kiloschweres Mammutwerk über Ameisen wurde 1990 sogar mit dem Pulitzerpreis für Fachjournalismus ausgezeichnet.
Umstritten hingegen sind seine Ausführungen über die menschliche Kultur und Natur, die bei ihm fast ausschließlich durch evolutive Kräfte der Adaption und Selektion bestimmt werden. Im letzten Kapitel von "Soziobiologie – die neue Synthese" (1975) dehnte er seine Betrachtungen aus dem Tierreich auch auf das menschliche Verhalten aus, was ihm den Ruf eines "rechten" Wissenschaftlers und Rassisten eintrug. Mit 83 Jahren hat er nun eine Gesamtbetrachtung zur "biologischen Geschichte des Menschen" herausgebracht, die den Anspruch erhebt, "das Mysterium von der Natur des Menschen" zu erhellen.

Ein babylonisches Bauwerk
In einem Parforce-Ritt resümiert Wilson auf den ersten 100 Seiten den Stand des Wissens zur Evolution des Menschen und umkreist die Frage, warum höher entwickeltes, soziales Leben existiert und warum es so selten ist. Trotz aller Fortschritte der Paläobiologie in den letzten Jahrzehnten ist die Sonderstellung des Menschen immer noch rätselhaft. Wieso konnte es einer relativ unbedeutenden und vor ca. 100.000 Jahren fast ausgestorbenen Gruppe von Urmenschen gelingen, in diesem erdgeschichtlich winzigen Zeitraum eine solch dominierende Rolle zu erlangen?
Es ist durchaus faszinierend, Wilson dabei zu folgen, wie er aus einzelnen Bauklötzchen ein geradezu babylonisches Bauwerk zusammenstellt: Die Vorfahren des heutigen Menschen konnten sich im Irrgarten der Evolution gegen die dominierende Lebensform der sozialen Insekten aufgrund biologischer "Präadaptionen" durchsetzen. Das Leben auf den Bäumen erforderte stereoskopisches Sehen sowie Hände und Füße, die greifen konnten. Flache Nägel und weiche Fingerkuppen ließen Feinmanipulation zu, die später überhaupt erst den Werkzeuggebrauch ermöglichten.
Der durch Klimawandel erzwungene Abstieg aus den Bäumen in die ostafrikanische Savanne führte zum aufrechten Gang. Dadurch konnten unsere Hände zum Tragen und Steinewerfen umfunktioniert werden. Neue Nahrungsquellen im offenen Grasland ließen uns zum Langstreckenläufer ohne Körperbehaarung werden, und die Herausforderung gemeinsamer Jagd schärfte unsere empathischen Fähigkeiten, die uns zu eusozialen Lebewesen heranwachsen ließen.
Auch wenn Wilson diese Kausalketten im Buch auf immerhin etwa 30 Seiten ausführt, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier ein fixiertes Bild der Welt mit handverlesenen Fakten belegt werden soll. Ab dem dritten Kapitel, das Wilsons Forschungsgebiet der sozialen Insekten beleuchtet, ist beim Lesen zumindest ein Bachelor in Biologie hilfreich, um das großzügig eingestreute Fachvokabular zu verstehen und den gängigen Selektionstheorien folgen zu können.

Soziale Insekten
Im Zentrum seiner Ausführungen steht dabei die Frage, auf welcher Ebene Selektion wirkt. Sind es einzelne Gene, Individuen oder ganze Gruppen von Lebewesen einer Art? Wilson führt hier sein Modell der Multilevel-Selektion ein, um die für ihn entscheidende Frage zu klären, wie es im Lauf der Evolutionsgeschichte zu den wenigen eusozialen, also staatenbildenden Lebensformen gekommen ist.
Das ist eine von der Wissenschaft noch immer nicht eindeutig geklärte Frage. War­um gibt es bei manchen Arten, wie zum Beispiel Ameisen und Wespen, Individuen, die ihr eigenes zentrales Lebensinter­esse in puncto Fortpflanzung zugunsten anderer Gruppenmitglieder zurückstellen? Bei Insekten wird das mit verschiedenen mathematischen Modellen zur Gesamtfitness der Art erklärt, aber auf den Menschen angewandt wirken solche Theorien schnell seltsam.
Wilson will mit diesem Buch eine umfassende Theorie der menschlichen Natur liefern. Ihm auf diesem Weg zu folgen fällt nicht nur wegen der sprunghaften, inhaltlich oft nur kurz angerissenen Ausführungen schwer. Hinter den durchaus interessanten Erkenntnishäppchen aus den Naturwissenschaften lugt ein allzu naturalistisches und biologistisches Verständnis menschlicher Kultur und Zivilisation hervor.

Diffuse Theorien und Trash-Science
Die Selektion auf Ebene des Individuums ist für alle schlechten und zerstörerischen Neigungen des Menschen verantwortlich: Eigensucht, Feigheit und Lüge. Die Se­lektion auf Ebene des evolutionären Erfolgs einer Gruppe bewirkt dagegen alle in unserer Kultur als wertvoll angesehenen Eigenschaften: Ehre, Moral und Opferbereitschaft.
Im Licht dieses diffusen Theoriengebäudes werden alle Bereiche unserer Gesellschaft, von der Kunst bis zur Sprachentstehung, beleuchtet und die Auswirkungen auf unsere heutige Gesellschaft skizziert. Das liest sich dann in der verkürzten Kausalität komplexer Zusammenhänge wie Trash-Science: Unsere blutrünstige Natur, die durch den steten Kampf von Gruppe gegen Gruppe herausselektiert wurde, hat uns letztlich zu den Höhen der Solidarität aufsteigen lassen und zu Erfindungs- und Unternehmergeist inspiriert.
In gewisser Weise erinnert dieses Buch mit seiner Instrumentalisierung einzelner Forschungsergebnisse zu einem biologistischen Bild der Welt an Konrad Lorenz' "Die acht Todsünden der Menschheit". Um es mit Goethes Torquato Tasso zu resümieren: "So fühlt man Absicht, und man ist verstimmt."

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