Beck'sche Reihe / Die Kunst der Niederlage

Eine Geschichte der Kapitulation
320 Seiten, Taschenbuch
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ISBN 9783406645389
Erscheinungsdatum 13.03.2013
Genre Sachbücher/Geschichte/Allgemeines, Nachschlagewerke
Verlag C.H.Beck
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Verlag C.H.Beck GmbH & Co. KG
Wilhelmstraße 9 | DE-80801 München
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Kurzbeschreibung des Verlags


Wenn im alten Griechenland die Krieger in die Schlacht zogen, dann riefen die Mütter ihren Söhnen zu, sie sollten entweder mit dem Schild oder auf dem Schild zurückkommen, aber nicht ohne. Sie sollten also entweder siegen oder sterben.
Die Kapitulation galt als unehrenhaft, auch wenn sie häufig vorkam. Denn auch unterlegene Soldaten wollen weiterleben. Aber wie stellt man es an, eine Schlacht oder einen Krieg zu verlieren und trotzdem zu überleben? Dieser Kunst der Niederlage ist dieses Buch gewidmet. Es handelt vom Aufhören im Kriege, von der Dialektik zwischen soldatischer Ehre und Überlebenstrieb und von der Wechselwirkung zwischen den Bedingungen, die der Sieger stellt, und der Bereitschaft des Verlierers, sie zu akzeptieren. Die Kapitulation stellt eine Kulturtechnik dar, die sich über die Jahrtausende der menschlichen Geschichte wandelte und nicht zuletzt von gesellschaftlichen Entwicklungen und Veränderungen in der Waffentechnik abhing. Holger Afflerbach zeichnet diese Wandlungen nach und entwirft dabei eine neue Sicht auf die Geschichte des Krieges von der Steinzeit bis zur Gegenwart.


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FALTER-Rezension

Aufopfern bis zum letzten Atemzug?

Alfred Pfoser in FALTER 11/2013 vom 15.03.2013 (S. 38)

Geschichte: Holger Afflerbach betrachtet die Geschichte der Kriege von ihrem Ende her: der Niederlage

Das wohl bekannteste altgriechische Distichon stammt von Simo­nides von Keos und soll auf eine­m Gedenkstein eingraviert gewesen sein. Friedrich Schiller hat übersetzt: "Wanderer, kommst du nach Sparta, verkündige dorten, du habest / Uns hier liegen gesehn, wie das Gesetz es befahl."

Generationen von Schülern haben in unseren Gymnasien den Spruch auswendig gelernt. Sie sollten wissen, was sich auf dem "Feld der Ehre" gehört. Die Spartaner haben anno 480 v. Chr. bei der Verteidigung der Thermopylen gegen die Perser vorexerziert, was auch im Ersten und Zweiten Weltkrieg als Grundregel gelten sollte: Aufopferung bis zum letzten Atemzug, der Tod für das Vaterland als höchstes aller Güter.
Aber was tun, wenn das nicht funktioniert, wenn Soldaten verletzt und dann gefangen genommen werden? Oder wenn sich eine Truppe in auswegloser Lage befindet und solchermaßen nur noch ein kollektiver Selbstmord sie vor dem Feind retten würde?
Gilt das auch noch als Heldentod? Oder wenn der Lebenswille den Ehrenkodex aushebelt und Feldherrn die Flucht antreten?

Holger Afflerbach hat sich in "Die Kunst der Niederlage" die Geschichte der internationalen Vereinbarungen quer durch die Zeiten von der Urzeit bis zum Drohnenkrieg heute angesehen und dabei höchst Lesbares zutage gefördert.
Sich die Geschichte der Kriege von ihrem Ende her anzusehen bietet jedenfalls eine historiografisch ungewöhnliche Perspektive, die auch deshalb erhellend ist, weil dadurch der besondere Charakter des Krieges hervortritt.
Die besagte Schlacht an den Thermopylen war das Urbild der griechisch-römischen Kampfphilosophie ("aut vincere aut emori"), die so verheerend traditionsbildend war. Die Hoplitenheere aus Sparta liebten das direkte, selbstmörderisch anmutende Duell, beschäftigten Infanteristen, die es auf kurze, blutige und entscheidende Schlachten mit vielen Toten anlegten.
Die Niederlage war verpönt, denn zum einen war sie unehrenhaft; zum anderen war die Gefangennahme ein Schreckbild, denn die Verlierer wurden versklavt, ihnen wurde die Hand abgehackt oder sie wurden gar getötet.

Die Römer haben bekanntlich oft gesiegt, bevor sie ein Römisches Weltreich etablierten. Was machten sie mit den Unterlegenen? Sie entwickelten dafür ein festes Ritual, die "deditio" mit fixen Formeln, eine Art "bedingungslose Kapitulation", in der die Besiegten aufhörten, als Rechtsperson zu existieren.
Die Römer konnten nun mit ihnen machen, was sie wollten. Die Zerstörung (etwa Karthagos) war die eine Variante, in der Regel lehrte aber die Erfahrung, dass eine milde Behandlung Vorteile brachte.
Afflerbach demonstriert, wie sich antikes Gedankengut oder antike Rituale quer durch alle historischen Verwerfungen erhielten. Hitler verlangte von General Paulus in Stalingrad, bis zum eigenen Opfertod auszuhalten. Kapitulation war trotz aussichtsloser Lage verpönt, und so ging der Kampf weiter, kostete tausende Soldaten den Tod oder trieb sie in die totale Erschöpfung.
Die Soldaten konnten noch im Radio hören, wie sie Göring in Berlin mit den Spartanern bei den Thermopylen verglich. Paulus musste schließlich kapitulieren, nahm sich, entgegen den Erwartungen, nicht das Leben, sondern ging in die Gefangenschaft und wurde von Hitler in kaum zu überbietender Weise öffentlich verhöhnt.

Ja, die Ehre! Besonders grotesk gestaltete sich der Fall eines verletzten Offiziers im deutschen Afrikakorps, der zwar bereit war, mit seinen Einheiten der Hermann-Göring-Division zu kapitulieren, aber vom amerikanischen Bataillonskommandeur verlangte, ihm eine Bescheinigung auszustellen, dass er als letzter Deutscher an dieser Front die Waffen niedergelegt habe.
Generalfeldmarschall Model vermied an der Westfront die unehrenhafte Kapitulation der von ihm befehligten Heeresgruppe B, indem er seinen Leuten zuerst die Entlassungspapiere ausstellte und sich dann selbst das Leben nahm.
Im Übrigen wurde das Kapitulationsverbot von den Nationalsozialisten bis zur bitteren Tragödie durchgezogen, Hitler war besessen vom Trauma der November-Niederlage 1918. Zehntausende wurden noch zuletzt erschossen, weil sie nicht mehr bereit waren zu kämpfen.
Russische Soldaten stellten bei Kriegsende zu Recht die Frage: "Potschemu? – Warum habt ihr so lange gekämpft?"
Eine empfehlenswerte, originelle Studie.

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