Die Büchse der Pandora

Geschichte des Ersten Weltkriegs
1168 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783406661914
Erscheinungsdatum 18.12.2020
Genre Sachbücher/Geschichte/Neuzeit bis 1918
Verlag C.H.Beck
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Kurzbeschreibung des Verlags

Diese Gesamtgeschichte des Ersten Weltkriegs ist konkurrenzlos. Noch nie wurde die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts so vielschichtig erzählt: europäisch vergleichend, global in der Perspektive, souverän in der Darstellung.

Jörn Leonhards grandiose Synthese entfaltet ein beeindruckendes Panorama. Sie zeigt, wie die Welt in den Krieg hineinging und wie sie aus ihm als eine völlig andere wieder herauskam. Sie nimmt nicht nur die Staaten und Nationen in den Blick, sondern auch die Imperien in Europa und weit darüber hinaus. Sie beschreibt die dynamische Veränderung der Handlungsspielräume, die rasanten militärischen Entwicklungen und die immer rascheren Wandlungen der Kriegsgesellschaften. Und sie lässt die Erfahrungen ganz unterschiedlicher Zeitgenossen wieder lebendig werden: von Militärs, Politikern und Schriftstellern, Männern und Frauen, Soldaten und Arbeitern. Doch die Gewalterfahrungen des Weltkrieges endeten nicht mit den Friedensverträgen nach 1918, sondern setzten sich in Europa und der ganzen Welt im Namen neuer Ordnungsvorstellungen und radikaler Ideologien fort - so als wäre damals die Büchse der Pandora geöffnet worden, jenes Schreckensgefäß der antiken Mythologie, aus dem alle Übel der Welt entwichen, als man gegen den Rat der Götter seinen Deckel hob.

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FALTER-Rezension

Hypotheken des Krieges und das Zeitalter der Extreme

Alfred Pfoser in FALTER 11/2014 vom 14.03.2014 (S. 39)

Geschichte: Noch ein Buch über den Ersten Weltkrieg? Diese beeindruckende Totalgeschichte muss man lesen

Noch ein Buch über den Ersten Weltkrieg. Welche Vorzüge hat es gegenüber den bisher erschienenen? Viele! Jörn Leonhard, Historiker an der Universität Freiburg, bietet so etwas wie eine Generalansicht des Ersten Weltkriegs, über die feindlichen Bündnisse und Länder hinweg, von der Vorgeschichte bis zu den Friedensverträgen von Versailles und St. Germain.
Leonard ist kein Militärhistoriker, den Kriegsverlauf an den Fronten zeigt er zwar im Überblick, konzentriert sich aber mehr auf eine resümierende Betrachtung. Ausführlich setzt er sich dafür mit der Lebenskultur im Schützengraben, den Körper- und Gewalterfahrungen an der Front oder den Kriegsverletzungen und -leiden auseinander.

Er legt seine Deutung breit an, die technischen Innovationen sind ihm genauso ein Kapitel wert wie die Medienwelt samt der Zensur. Das sogenannte "Hinterland" spielt eine Hauptrolle, so geht es ihm etwa um die Darstellung der intellektuellen Verarbeitungen des Krieges, eine Analyse der Kriegswirtschaft steht einem Kapitel über soziale Polarisierung gegenüber. Ziel war es sichtlich, eine Totalgeschichte zu schreiben.
Das scheint kühn – und kann danebengehen oder ziemlich trocken ausfallen. Ist es aber nicht. Die Umsetzung des hohen Anspruchs funktioniert erstaunlich gut. Das Buch überzeugt in seinem rhetorischen Geschick und übersichtlichen Aufbau.
Leonhard stellt sich nicht nur sehr souverän über die Forschungsergebnisse, hebt einzelne Momente und Ereignisse heraus und schaltet dann wieder auf den theoretischen Diskurs um, ohne dass dies aufgesetzt wirkt. Er kann gut kompilieren, gut erzählen, er bezieht auch belletristische Literatur oder Tagebücher ein, vor allem aber weiß er in seiner Problemorientierung Fragen zu stellen und diese ausführlich zu erörtern.
Der Autor nimmt die Leser mit in den Diskurs hinein und erzeugt dadurch in der Linearität des Textes fast so etwas wie eine Diskussionskultur.

Die enorme thematische Breite hilft, in der gedanklichen Auseinandersetzung mit dem, was da zwischen dem August 1914 und dem September 1918 passiert ist, Übersicht zu schaffen. Das Konzept, nicht im nationalen Rahmen zu bleiben, sondern Länder und Kontinente übergreifend darzustellen, macht Sinn, weil es so mit der Komplexität des Geschehens und den miteinander verknüpften Handlungsfeldern besser zurecht kommt und im Ländervergleich auch die Spezifika besser konturieren kann.
Viele historische Bücher sind fixiert auf einzelne Länder und Völker. Und vergessen dabei, dass die Erfahrungen ähnlich waren – und dann doch wieder anders, mit erheblichen, auch kriegsbestimmenden Folgen. Die Versorgungslage etwa war in London und Paris anders als in Berlin und erst recht in Wien. Die totale Aufrüstung des sogenannten "Hindenburg-Programms" produzierte bei den Mittelmächten Kohlemangel und Verkehrsinfarkt, aufgeschwemmte Bürokratie und vor allem Lebensmittelknappheit.
In der Beschreibung der Entstehungsgeschichte geht Leonhard andere Wege als der jetzt überall hoch gerühmte Christopher Clark, der in "Die Schlafwandler" (2013) den kräftigen deutschen Anteil an der Verursachung des Kriegs verwischt und dafür die Serben zum Schurkenvolk stilisiert. "Besser jetzt als später" war das von den Regierungen übernommene Argument der deutschen und österreichischen Militärs, die von Einkreisungsfantasien geplagt waren und auf Krieg setzten.

Leonhard gibt der Chronologie einen zentralen Stellenwert. Der Krieg, der nicht und nicht enden wollte, veränderte sich in vielfacher Hinsicht. Der Autor arbeitet sich an den verschiedenen Jahren und Phasen des Krieges ab, schreibt über Waffen und Kriegstechnologie (Flugzeuge, Panzer, Artillerie), die immer wieder verbessert wurden.
Der Kriegswirtschaft wurden Innovationen abgefordert. Weil sich keine Entscheidungsschlachten einstellen wollten und die militärische Situation bis zuletzt offen blieb, wurden die Gewalt- und Zerstörungspotenziale nach oben getrieben, um inmitten der zunehmenden Erschöpfung doch noch eine Entscheidung zu erzwingen.
Leonhard ist im Vergleich zu den Autoren vieler jetzt erscheinender Weltkriegsbücher immerhin bemüht, die spezifische Lage Österreich-Ungarns und seinen Zusammenbruch adäquat (nach meinem Geschmack allerdings nicht ausreichend) zu berücksichtigen.

Immerhin fasst er die österreichischen Problemlagen bestens zusammen. Er würdigt Freuds Essay "Die Enttäuschung des Krieges" (1915); schildert die prekäre Lebensmittelversorgung; widmet sich dem Drama der österreichischen Juden nach dem Einfall der russischen Armeen in Galizien. Er erörtert die zuerst langsame, dann beschleunigte Secession der Tschechen und führt vor, wie Kaiser Karl mit der Sixtus-Affäre vollends in ein Glaubwürdigkeitsdesaster stolperte. Als Kronzeugen der Entwicklung lässt er den Juristen und Politiker Josef Redlich auftreten; das ist keine schlechte, wenn auch keine originelle Wahl.
Und immer wieder stellt Leonhard einfache Fragen, die seine Untersuchung auf den Punkt bringen sollen, so in den beiden letzten Kapiteln: "Was also war der Krieg gewesen?", "Was hinterließ er dem 20. Jahrhundert?".
Die Antwort: Hypotheken, nichts als Hypotheken, vor allem hat er dem "Zeitalter der Extreme" die Tür geöffnet. Auf den Titel des Buchs kam Leonhard übrigens bei der Recherche des Familienlebens im Hause Thomas Manns. Dessen Kinder mussten im August 1914 ihre Aufführung von Frank Wedekinds "Büchse der Pandora" abbrechen, weil der Krieg ausgebrochen war.

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