Kuratieren!

206 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783406673641
Erscheinungsdatum 21.01.2015
Genre Sachbücher/Kunst, Literatur/Kunst
Verlag C.H.Beck
Übersetzung Annabel Zettel
Übersetzung Asad Raza, Andreas Wirthensohn
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Kurzbeschreibung des Verlags

"Kuratieren" ist zu einer coolen Parole geworden - der Begriff expandiert vom Metier der Museumsleute in alle Lebensbereiche und erfasst ein Lebensgefühl, in dem nahezu alles zur Kunstform wird. Mit unwiderstehlichem Elan schildert Hans Ulrich Obrist, Guru der Kunstszene und einer der einflussreichsten Kuratoren der Welt, worum es bei seiner Arbeit geht.
Hans Ulrich Obrist scheint überall zu sein - er ist auf allen Kontinenten aktiv, arbeitet stets an mehreren Ausstellungen gleichzeitig und kennt vermutlich mehr Künstler als jeder andere lebende Zeitgenosse. Doch worum geht es überhaupt, wenn eine Ausstellung gemacht wird? Welche Bedeutung hat dieser gewaltige Energiestrom der Kunstszene für das Verständnis unserer Gegenwart? Und was ist die Philosophie hinter dem "Kuratieren"? Obrist, der mit 24 Jahren seine erste Ausstellung in seiner Küche kuratiert hat, erzählt von seinem Weg, von befreundeten Künstlern wie Gerhard Richter, Peter Fischli und David Weiss oder Alighiero Boetti und vom obsessiven Leben mit der Kunst und für die Kunst.

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ISBN 9783406673641
Erscheinungsdatum 21.01.2015
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FALTER-Rezension

Das Museum als Laboratorium der Gegenwart

Matthias Dusini in FALTER 11/2015 vom 13.03.2015 (S. 41)

Kunstbetrieb: Hans Ulrich Obrist schreibt mehr über seine Karriere als Kurator als über das Kuratieren als Beruf

Die Ausstellung "Cloaca maxima" fand 1994 an einem ungewöhnlichen Ort statt. Der Kurator Hans Ulrich Obrist hatte eine Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern eingeladen, damit sie sich im Züricher Museum der Stadtentwässerung mit dem Thema Dreck und Zivilisation auseinandersetzen. Gerhard Richter schickte das Foto seines Gemäldes einer Klopapierrolle, John Miller schuf Fäkalbilder und -reliefs.
Das Museum war vor der Ausstellung ein ruhiges Örtchen, in das sich nur wenige Besucher verirrten; plötzlich fand es breite Beachtung. Kunstfreunde entdeckten diesen "surrealen" Ort, an dem der Übergang zwischen privatem Schmutz und öffentlich organisierter Sauberkeit sichtbar gemacht wurde. "Das waren Augenblicke einer kreativen Vermengung nicht nur von Kunst und Leben, sondern von Kunst und einem Museum mit einer gänzlich anderen Funktion (als der eines Kunstmuseums, Anm. Red.)", schreibt Obrist in seinem Buch "Kuratieren!".

Das Organisieren von Ausstellungen war bis vor wenigen Jahrzehnten eine Nebenaufgabe von Museumskustoden. Seitdem Museumsschauen, Biennalen und Documentas zur Kulturindustrie gehören, rückte auch der "Ausstellungsleiter", wie es früher einmal hieß, in den Mittelpunkt. Obrist verkörpert wie kein anderer den Typus des vielreisenden Netzwerkers, der Ausstellungen an speziellen Orten organisiert und mit Vermittlungsformen experimentiert. So konzipierte er etwa in den 1990er-Jahren im Auftrag des Wiener Kunstvereins museum in progress Projekte in Zeitungen und auf Plakatflächen.
Das Medium Buch erprobte Obrist vor allem in Form gesammelter Interviews, die der 46-jährige Schweizer mit bekannten Künstlern, Wissenschaftlern und Theoretikern führte. Sein gemeinsam mit Asa Raza verfasstes Werk "Kuratieren!" ist weniger eine tiefschürfende Analyse des eigenen Metiers als ein biografischer Rückblick auf ein Vierteljahrhundert Ausstellungsmachen. Der lockere Konversationston lässt den Text wirken wie ein Interview ohne Fragen.
Obrist beschreibt das Kuratieren nicht als ausgereifte Disziplin, sondern als eine mündlich tradierte Kulturtechnik, deren Werkzeuge von Generation zu Generation weitergereicht werden. Er bezeichnet den legendären documenta-Kurator Harald Szeemann, der mit kulturgeschichtlichen Themen und multimedialen Räumen die Grenzen des traditionellen Museums überschritt, als Mentor.
Szeemann wiederum wurde geprägt von Willem Sandberg, der das Amsterdamer Stedelijk-Museum in Richtung Design und Typografie öffnete.
Zugang zur Geschichte des Kuratierens fand Obrist durch persönliche Bekanntschaften und Antiquariatsfunde. So lernte er die Arbeit des Kunsthistorikers Alexander Dorner durch dessen Buch "Überwindung der ,Kunst'" (dt. 1959) kennen. Dorner war zwischen 1925 bis 1937 Direktor des Provinzialmuseums Hannover und arbeitete damals mit den wegweisenden Ausstellungsgestaltern El Lissitzky oder Friedrich Kiesler zusammen.
Das Museum als Laboratorium der Gegenwart ist eine Leitidee, die Obrist von Pionieren wie Dorner übernahm.

Obrist ist Kurator von Biennalen und Festivals. Sein Stammhaus ist die Serpentine Gallery, deren Vizedirektor er seit 1996 ist. Die Londoner Kunsthalle, ein Pavillon in einem Park mit temporäreren Erweiterungsbauten, ist typisch für seinen kuratorischen Stil. An die Stelle starrer Ausstellungen treten Symposien und künstlerische Interventionen.
Leider bleibt Obrist in seinen Betrachtungen an der Oberfläche hängen. Sein Status in der Kunstwelt ist so hervorragend, dass man sich von einem Blick in die Werkzeugkiste mehr erwartet hätte. Die selbstreflexive Frage nach der Macht der Kuratoren bleibt ausgespart.
Immerhin entscheiden Leute wie Obrist im globalisierten Kunstbetrieb über Künstlerkarrieren. Da ein bisschen kulturgeschichtliches Namedropping, dort einige Anekdoten über den bildungsbürgerlichen Lifestyle: Zu einer eigenen Kunstform hat Obrist das Kuratieren nicht weiterentwickelt.

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