

Florian Baranyi in FALTER 7/2016 vom 19.02.2016 (S. 26)
Nach seinen Erfolgen mit „Die Welt in 100 Objekten“ (2011) und „Shakespeares ruhelose Welt“ (2013) erfreut uns Neil MacGregor mit einem über 600 Seiten starken Parcours durch Erinnerungen der Deutschen Nation. Er hält, was der Titel verspricht.
Dezidiert keine „Geschichte Deutschlands“ will der designierte Intendant des Berliner Humboldtforums schreiben. Vielmehr verwaltet er mustergültig historiografischen Konsens, trägt elegant und mit beeindruckender intellektueller Integrität zusammen, was es über Alltags-, Sozial-, Wirtschafts-, Kultur- und politische Geschichte des großen Nachbarn zu wissen gibt. Am stärksten ist MacGregor dort, wo er anhand von Gebäuden, Münzen, Plastiken, Kunstwerken, Designobjekten und sogar Würsten (!) dichte, konzise Geschichten erzählt. Nur im biografisch-hagiografischen (Luther, Goethe) gerät der Braten dem Koch manchmal gar zu trocken.