Metternich

Stratege und Visionär
983 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783406683862
Erscheinungsdatum 21.12.2016
Genre Sachbücher/Geschichte/Biographien, Autobiographien
Verlag C.H.Beck
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Kurzbeschreibung des Verlags


Metternich gilt seit je als Inbegriff der Reaktion, als rückwärtsgewandter Feind aller liberalen und nationalen Kräfte. Wolfram Siemann zeichnet in seiner grandiosen Biographie ein fundamental neues Bild des Staatsmannes, der für vier Jahrzehnte die Geschicke Europas prägte. Metternichs Denken war moderner, seine Diagnosen hellsichtiger und sein Wirken zukunftsweisender, als man ihm bisher zugestanden hat.
„Ein Mann wie ich scheißt auf das Leben von einer Million Menschen!“, erklärte Napoleon seinem Gegenspieler Metternich im Jahr 1813. Clemens Fürst von Metternich (1773 –1859) erlebte die mehr als zwanzig Jahre andauernden Kriege in Europa als Zusammenbruch der Zivilisation. Fast prophetisch sah er voraus, dass der Freiheitsdrang der Nationen in eine noch blutigere Katastrophe münden würde. Metternichs Friedensordnung von 1815 kann nur vor diesem Hintergrund begriffen werden. Das gilt sogar für seine repressiven Maßnahmen gegen jeden drohenden gesellschaftlichen Aufstand. Auf der Grundlage zahlreicher neuer Quellen lässt Wolfram Siemann einen schillernden und vielschichtigen Mann vor unseren Augen lebendig werden: Metternich war ein traditionsbewusster Reichsgraf und ein frühindustrieller Unternehmer, ein Bewunderer der englischen Verfassung, ein scheiternder Reformer in einem fragilen Vielvölkerstaat und ein Verehrer der Frauen. Diese Biographie ist ein Meilenstein und taucht nicht nur Metternich, sondern die Geschichte des 19. Jahrhunderts insgesamt in ein neues Licht.


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ISBN 9783406683862
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FALTER-Rezension

Erzreaktionär, Visionär oder cooler Kerl?

Alfred Pfoser in FALTER 11/2016 vom 18.03.2016 (S. 35)

Geschichte: Wolfram Siemann legt eine Ehrenrettung des Staatskanzlers Clemens Metternich (1773–1859) vor

Clemens Metternich, das war doch der erzreaktionäre Staatskanzler, der über die Habsburgermonarchie die Glocke der Pressezensur und Überwachung gestülpt hat, der im Bund mit Russland beim Wiener Kongress Polen die staatliche Selbständigkeit verwehrte und deutschen Revolutionären und Demokraten mit den berüchtigten Karlsbader Beschlüssen von 1819 samt der Unterwerfung der deutschen Universitäten entgegentrat.
Franz Grillparzer und Johann Nestroy haben unter seinem Regime gestöhnt, der Romancier Charles Sealsfield hat im amerikanischen Exil anno 1828 anonym eine Abrechnung mit dem Metternich-Österreich geschrieben. Bei der bürgerlichen Revolution von 1848 war es eine der vorrangigen Forderungen, ihn abzusetzen und ins Exil zu schicken. Nach seiner Rückkehr hat er im Hintergrund die Fäden für den Neoabsolutismus des jungen Franz Joseph gezogen.

Für diese antidemokratische Haltung hat er im jüngst erschienenen kritischen Wiener Straßenlexikon der sogenannten Rathkolb-Kommission gleich zwei von vier möglichen Schlechtpunkten eingeheimst. Bis heute gilt Fürst Metternich alias „Fürst Mitternacht“ als Urvater des Polizeistaates und der Bespitzelung, als Vorläufer der NSA.
Der Münchner Historiker Wolfram Siemann hält gegen dieses Image. Nach seiner knapp über 100 Seiten langen Biografie in der Beck’schen Reihe von 2010 legt er jetzt mit in „Metternich. Stratege und Visionär“ eine in Detailreichtum und Übersicht beeindruckende, auch recht lesbare analytische Biografie vor, die ursprünglich noch üppiger werden sollte, aber vom Verlag unter die 1000-Seiten-Grenze gedrückt wurde.
Siemann tritt schon auf den ersten Seiten gegen die Vorurteile an, die das Metternich-Bild kontaminiert hätten. Der im Rheinland geborene Metternich war gleichzeitig ein Kind der Aufklärung und der Reaktion. Er schätzte die englische Glorious Revolution und ihre Impulse für die Entwicklung der englischen Verfassung, er fand sogar den republikanischen Impetus der amerikanischen Unabhängigkeit legitim, er war angetan von der Pressefreiheit in seinem Londoner Exil.
Allerdings hielt er in seiner funktionell-rationellen Auffassung von Politik demokratische Einrichtungen wie ein Parlament für das multinationale Europa für ungeeignet und gefährlich, weil ihr Wirken furchtbare Folgen hätten: Chaos und Gewalt. Sein Trauma war die Französische Revolution, die ihn nach Wien fliehen und in habsburgische Dienste treten ließ. Monarchie und Aristokratie waren für ihn die einzig wirksamen kosmopolitischen Kräfte, um Schreckensherrschaft und Zerstörung zu beenden.

Situationselastisch trat er 1809 als Außenminister und ab 1810 als Staatskanzler Napoleon entgegen und schickte habsburgische Truppen mit auf Napoleons Russland-Feldzug, um dann schließlich zur Vielvölkerschlacht von Leipzig die Allianz zu wechseln. Das trug ihm den Vorwurf des prinzipienlosen Taktikers ein.
Siemann hingegen betont den festen Wertekanon des „Strategen und Visionärs“, sein überlegtes restauratives Handeln, das sich etwa auch darin zeigte, dass Metternich am Wiener Kongress auf jeden nationalen Revanchismus verzichtete. Siemanns biografischer Befund ist da durchaus einer Meinung mit den Ergebnissen der jüngsten „Wiener Kongress“-Forschung.
Langjährige Beschäftigung schützt nicht vor Überidentifizierung. Siemann geht Metternich auf den Leim und legt, trotz aller Historisierung und Kontextualisierung, bei der Würdigung noch ein Stück Kritiklosigkeit drauf. Metternich ist für ihn politisch vor allem der Staatsmann, der nach Französischer Revolution und Napoleonischen Kriegen für viele Jahrzehnte dem Kontinent wieder Frieden und Stabilität zurückgegeben hat.

Er vergisst regelrecht darauf, dass Metternichs absolutistische, mit Gewalt zusammengehaltene Staatsgebilde von vielen als unzeitgemäß empfunden wurden. In seiner Imagekorrektur büßen müssen vor allem die verfolgten deutschen Revolutionäre, die als Terroristen und Attentäter auf die Anklagebank gesetzt werden.
Vermutlich ist Siemanns Metternich-Faszination dessen Persönlichkeit geschuldet: der fundierten Bildung, dem diplomatischen Geschick, der Internationalität, der Fortune als Frühkapitalist und den meisterhaften Arrangements als Galan. Metternich inszenierte sich mit Erfolg als Frauenversteher und -verehrer. So entwickelte er eine Strategie, Langeweile bei nervigen politischen Verhandlungen zu nutzen: Er schrieb zwischendurch Liebesbriefe an seine Geliebte, um sich zu erholen. Wer kann angesichts dieser Praktiken daran zweifeln, dass dieser Mann ein cooler Kerl war.

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