

Oliver Hochadel in FALTER 7/2017 vom 17.02.2017 (S. 30)
Die Italiener: moralisch verkommen, äußerlichen Dingen zugetan, korrupt und dekadent. Die Deutschen: unzivilisierte Barbaren, miserables Latein, grob, verschlagen. Diese Stereotypen prägten die Wahrnehmung der theologischen Gegner in Rom sowie in Wittenberg. Von Beginn der Kontroverse an, die sich zur Kirchenspaltung auswuchs, war weder Luther noch dem Papst an einer ernsthaften Diskussion gelegen. Man stritt über die Willensfreiheit und die Bedeutung der guten Werke, aber die Fronten waren bereits um 1517/18 verhärtet.
Volker Reinhardt wartet mit einer neuen These auf. Es waren kulturelle und nationale Vorurteile, die die Spirale des Nicht-verstehen-Wollens in Gang setzten und schließlich zur Eskalation führten. Die Treffen Luthers mit den Legaten des Papstes werden überzeugend aus beiden Perspektiven dargestellt. Was blieb: der Papst als Antichrist und Luther als vom Teufel Besessener.