Die Entstehung des Islam

Die ersten hundert Jahre
334 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783406696930
Erscheinungsdatum 13.12.2016
Genre Sachbücher/Philosophie, Religion/Weitere Weltreligionen
Verlag C.H.Beck
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Kurzbeschreibung des Verlags


Innerhalb von nur hundert Jahren entstanden der Islam und das Weltreich der Kalifen und veränderten tiefgreifend die politischen und kulturellen Koordinaten der Welt. Lutz Berger erklärt dieses "Wunder" aus dem Wandel der spätantiken Gesellschaften und beschreibt anschaulich, wie sich der Islam Hand in Hand mit den arabischen Eroberungen formiert hat. Über das plötzliche Auftauchen des Islams im 7. Jahrhundert ist viel spekuliert worden: Handelte es sich ursprünglich um eine christliche oder jüdische Sekte? Auf welche Quellen geht der Koran zurück? Lutz Berger zeigt auf der Grundlage neuester Forschungen, wie sich in der Konkurrenz monotheistischer Erlösungsreligionen von Mekka aus eine arabische Spielart mit eigenem Propheten und heiligem Buch verbreitete und die zersplitterte arabische Halbinsel befriedete. Dies war die Voraussetzung für weiträumige Eroberungen, die überall da erstaunlich reibungslos verliefen, wo man sich dem Zugriff des byzantinischen oder sassanidischen Großreichs entziehen wollte. Durch die Aufnahme des persischen Erbes entstand eine ganz neue Kultur, die die Zivilisation der Antike bewahrte - während der Nordwesten Europas kulturell zurückfiel. Lutz Berger vollbringt das Kunststück, den Aufstieg des Islams ganz aus den Bedingungen der Zeit zu erklären und zugleich in eine welthistorische Perspektive zu stellen, die das Buch zu einer faszinierenden Fallstudie über die Geburt von Imperien macht.


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ISBN 9783406696930
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FALTER-Rezension

Römer, Sassaniden und Leder aus Mekka

Mona Khalaf in FALTER 41/2016 vom 14.10.2016 (S. 36)

Islam: Lutz Berger erklärt die Entstehung des Islam und warum ihm im 7. Jh. die Machtergreifung so leicht fiel

Genau genommen untertreibt Lutz Berger mit dem Titel seines neuen Buches. Um die „Entstehung des Islam“ im siebten Jahrhundert nach Christus verstehen zu können, braucht es einen Überblick über die Zeit davor.
Ohne die gesellschaftlichen und politischen Umstände der damaligen Epoche zu betrachten, lassen sich hier sonst keine ernstzunehmenden Aussagen treffen. Das Gleiche gilt, will man erklären, warum diese damals neue Religion sich binnen kürzester Zeit von Mekka und Medina aus in alle Himmelsrichtungen verbreitete.
Der Islamwissenschaftler Berger, dessen Werk erfolgreich jegliche Schwarzweißmalerei vermeidet, weiß das und geht in seiner Analyse bis in das dritte Jahrhundert nach Christus zurück. Er leuchtet die Verhältnisse in der Region um die Wiege des Islam auf der Arabischen Halbinsel über mehrere Jahrhunderte hinweg aus und bringt so dem Leser die politische, ökonomische und soziale Lage im Römischen Reich sowie im Sassanidenreich, dem zweiten persischen Großreich des Altertums, näher.

Angesichts dieses gewaltigen Geschichtsstoffs sind Bergers Ausführungen knapp, er beschränkt sich auf das Wesentliche: bedrohliche Nachbarreiche, zermürbende Kriege, tödliche Seuchen wie die Pest, Steuerbelastungen und die ökonomische Lage. Nach dieser analytischen Betrachtung erscheint es logisch, dass der Zeitpunkt für die Machtergreifung durch eine aufstrebende Kraft äußerst günstig war. Und diese Gelegenheit ließen sich die Muslime damals nicht entgehen.
Durch zahlreiche Kriege hatten die Römer und die Sassaniden sich gegenseitig geschwächt. Auch andere Nachbarn waren bedrohlich geworden, und so sicherten die beiden Großreiche ihre Nordgrenzen immer stärker ab.
Für die Ausrüstung ihrer Armeen importierten sowohl die Römer als auch die Sassaniden Lederwaren von der Arabischen Halbinsel, genau genommen aus Mekka – der Geburtsstadt Mohammeds und des Islam.

Während also die beiden Großreiche um 630 nach Christus zermürbt und finanziell am Boden waren, hatte Mekka wirtschaftlich enorm von jener Fehde profitiert. Und die Stadt stand unter der Kontrolle von Mohammeds Familie.
Die Römer und die Sassaniden wurden außerdem von der Pest heimgesucht, die zwischen 541 bis Mitte des achten Jahrhunderts einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung dahinraffte: „Als nicht unrealistisch gilt ein Verlust von einem Viertel im Rahmen der ersten Pestwelle, der Hälfte im Mittelmeerraum bis Mitte des 8. Jahrhunderts“, schreibt Lutz.
Das ist übrigens auch eine der vielen Stellen, an denen er klarstellt, dass die Quellenlage zur damaligen Zeit häufig nur Schätzungen oder Vermutungen zulässt und Aussagen mit 100-prozentiger Gewissheit nur selten getroffen werden können.
Im römischen wie im sassanidischen Reich sank wegen der tödlichen Pest die wirtschaftliche Produktivität, zugleich befeuerte die Seuche eine Glaubenskrise unter den Christen. Nicht selten wurde die Epidemie als Zeichen göttlichen Zorns gewertet. Ins Innere der Arabischen Halbinsel drang sie jedoch nicht vor.

Spätestens nach dieser Einführung hat man ein besseres Gefühl für die Macht und Politik jener Epoche, die Exklusivität der Eliten und die missliche Lage der Menschen.
Der Eindruck, dass die damalige Zeit dem Propheten Mohammed hold war, ist stark: Zwar musste er zu seinen Lebzeiten bis 632 nach Christus viel Überzeugungsarbeit leisten und zog in Schlachten, um den Islam in Mekka und Medina zu etablieren. Die Verhältnisse in den Regionen der ehemals starken Großreiche kamen seinen Anhängern bei der Eroberung weiter Gebiete – von der Iberischen Halbinsel bis hin zu Gebieten in Zentralasien – danach aber sehr zupass.
Die Gründe dafür schildert Berger im Detail, sei es die spezifische Situation im damaligen Irak oder im sogenannten Al-Andalus, im heutigen Südspanien. Zudem hatte Mohammed eine Religion etabliert, in die er viel aus vorislamischer Zeit Bekanntes mit einfließen ließ: die biblischen Geschichten, die religiöse Bedeutung der ­Kaaba und die Riten der Pilgerfahrt.
Neben vielen weiteren Aspekten werden auch die Abspaltung der Schiiten von den Sunniten, die von den Kalifen forcierte Vereinheitlichung des Korans und die Aufstände gegen die muslimischen Herrscher behandelt.
Zugleich hat man in atemberaubendem Tempo von zahlreichen Völkern und Glaubensrichtungen gelesen, deren Namen man vielleicht noch nie zuvor gehört hat, wie zum Beispiel von den Hephtaliten, den Lachmiden und den Sogdiern.

Alles in allem lohnt die Lektüre dieses Werkes sehr, auch wenn man sich manchmal durch die historischen Ausführungen kämpfen muss. Denn den Kern des Buches bildet Bergers differenzierter Blick auf den Kontext der Entstehungsgeschichte des Islam. Einiges, was heute über diesen angenommen oder verbreitet wird, wird dabei korrigiert. Und dabei wird klar, dass es schon von Beginn an viele Auslegungen dieser Religion gab. Auch deswegen bemühten sich die Kalifen nach und nach um Vereinheitlichung.
Bergers Buch bietet eine profunde Einführung in das Thema – sowohl für Einsteiger in den Diskurs als auch für jene, die sich einen Überblick über die bisherigen Quellen und die Theorien von Historikern verschaffen wollen. Hilfreich sind dabei das Glossar, die Zeittafel und der Register.
Wer sich nun aber trotz Interesses am Thema nicht gleich durch das gesamte rund 300 Seiten starke Werk wagt, dem sei trotzdem zum Buchkauf geraten – und erst einmal das Lesen des Nachworts ans Herz gelegt, das aus einer pointierten Zusammenfassung der historischen Betrachtungen Bergers besteht.

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