✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags
Richard Kraft, Rhetorikprofessor in Tübingen, unglücklich verheiratet und finanziell gebeutelt, hat womöglich einen Ausweg aus seiner Misere gefunden. Sein alter Weggefährte István, Professor an der Stanford Uni versity, lädt ihn zur Teilnahme an einer wissenschaftlichen Preisfrage ins Silicon Valley ein. In Anlehnung an Leibniz’ Antwort auf die Theodizeefrage soll Kraft in einem 18-minütigen Vortrag begründen, weshalb alles, was ist, gut ist und wir es dennoch verbessern können. Für die beste Antwort ist eine Million Dollar ausgelobt. Damit könnte Kraft sich von seiner anspruchsvollen Frau endlich freikaufen …
Komisch, furios und böse erzählt Jonas Lüscher in diesem klugen Roman von einem Mann, der vor den Trümmern seines Lebens steht, und einer zu jedem Tabubruch bereiten Machtelite, die scheinbar nichts und niemand aufhalten kann.
Ein Roman über einen Wissenschaftler in der Midlife-Crisis – bitte nicht schon wieder! Der Schweizer Schriftsteller Jonas Lüscher wagt einen weiteren Versuch, die Befindlichkeit älterer Herren im akademischen Milieu zu erzählen – und gewinnt. Das liegt an der Sprache, mit der der Autor den Tübinger Rhetorikprofessor Richard Kraft auf seiner Reise ins Silicon Valley schildert. Lüscher verwendet das behäbige Deutsch universitärer Korrespondenz, um das Elend des Helden, seine Geldsorgen und Eheprobleme zu beschreiben. Durch diese Distanz bleiben dem Leser peinliche Beichten erspart.
Ein zweiter Filter besteht in der satirischen Zeichnung der Figuren. Als einziger Thatcher-Fan und FDP-Wähler während der Uni-Jahre hat Kraft den Status eines Außenseiters, ohne dass irgendein Leser Mitleid für ihn entwickeln würde. Sein Kumpel István wird als beste Nebenfigur eines deutschsprachigen Romans in die Jahrescharts eingehen. Als Hemdenwäscher einer ungarischen Schachmannschaft angeheuert, wird er in den 1980er-Jahren bei einem Ausflug nach West-Berlin von seinen Kameraden einfach vergessen.
Lüscher zeichnet ihn als letzten kalten Krieger, den der Zusammenbruch des Ostblocks paradoxerweise zum Verlierer machte. Nach dem Fall der Berliner Mauer verlor er sein Alleinstellungsmerkmal, Dissident zu sein. Die Schrulligkeit der Figuren spiegelt sich in den Reaktionen der Damenwelt wider, die sich voller Entsetzen von den beiden liberalen Vordenkern abwendet. Variantenreich wechselt die Erzählung von Räsonnement zur Action, fast jedes sprachliche Bild ist ein Treffer.
„Kraft“ ist nicht nur Humoreske. Die Story findet vor dem Hintergrund des Internetbooms in Silicon Valley statt. Die Rhetorik von Start-up und Disruption, mit der sich der Gast aus Deutschland auseinandersetzen muss, lässt seinen Glauben an die heilende Kraft des Kapitalismus dahinschwinden. Lüscher gelingt ein Abgesang auf die Gattung des Intellektuellen in der digitalen Ära. Facebook und Twitter übernehmen die Gelehrtenrepublik.