

Sebastian Kiefer in FALTER 13/2019 vom 29.03.2019 (S. 36)
Neil MacGregor ist Museumsdirektor und hat die Präsentation seines Amtes zu einer neuen Kunstform erhoben, auch in seinen Büchern. Statt zu dozieren, arrangiert er wenige Demonstrationsobjekte. Der Leser soll im Gegeneinander der anschaulichen Besonderheiten ein Gefühl fürs Ganze entwickeln – in „Leben mit den Göttern“ etwa für religiöse Praktiken in der Menschheitsgeschichte. Von der Salisbury Cathedral in Südengland springt er zum rituellen Bad der Hindus im Ganges und von dort zu den Lichtspielen irischer Megalithen und den theatralischen Wintersonnwendfeiern Japans.
Damit belebt er den britischen Geist des Popularisierens noch einmal neu: Bebilderung und Reduktion sind keine Instrumente des Trivialisierens für Denkfaule und Konsumenten. Sie machen die Vielfalt der Kulturleistungen anschaulich, anstatt sie zu erklären. Sie predigen nicht Vielfalt, sondern laden zum Verweilen beim Besonderen ein.