

Thomas Leitner in FALTER 14/2020 vom 03.04.2020 (S. 36)
Zwei große Außenseiter stellten in ihren letzten Werken die Frage nach dem direkten Bezug von Philosophie und Leben: Jean-Jacques Rousseau und Friedrich Nietzsche. Heinrich Meier widmete sich Rousseau 2011 in „Über das Glück des philosophischen Lebens“, Nietzsche in seinem neuen Buch. Mit dem Diktum „Der Wille zum System ist ein Mangel an Rechtschaffenheit“ verwarf Nietzsche sein Hauptwerk „Der Wille zur Macht“, an dessen Stelle traten „Ecce Homo“ und „Der Antichrist“.
Deren textnahe Interpretation verbindet Meier mit seinen Auslegungen des „Zarathustra“ und Rousseaus „Rêveries“. Beide sprechen nicht mehr als Philosophen, sondern der eine hinter der Maske des tanzenden Dichters, der andere als promenierender Träumer. Meier ermöglicht so den Lesern faszinierende Einblicke in die Rollenspiele von Denkern im Widerstreit von Philosophie und Politik.