
Keine Angst vor Mathe und Zahlen von 1 bis 5.607.249
André Behr in FALTER 42/2020 vom 14.10.2020 (S. 38)
Albrecht Beutelspacher, im Juni 70 geworden, war Professor für Geometrie und Diskrete Mathematik in Gießen, wo er 2002 das Museum Mathematicum mitbegründet hat. Er ist überzeugt, dass „jede und jeder Mathe kann“, und engagiert sich seit mehr als 30 Jahren für deren Popularisierung. In der Sendung „Mathematik zum Anfassen“ auf ARD-alpha erklärt er sein angstbesetztes Fachgebiet, in bislang 13 Büchern hat er dessen verschiedensten Bereiche ausgeleuchtet. Für dieses Engagement ist Beutelspacher mehrfach ausgezeichnet worden. In seinem neuesten Buch widmet er sich in 39 kurzen, kristallklaren Texten konkreten Zahlen von 1 bis 5.607.249 und erzählt zu jeder Geschichten, die so amüsant wie lehrreich sind.
Etwa zur Zahl 12, die uns täglich bei der Zeitmessung so „rund“ vor Augen tritt. Sie ist durch 2, 3, 4 und 6 teilbar und hat mehr Teiler als jede Zahl vor ihr. Man nennt solche Zahlen „hochzusammengesetzt“, und auch der genial begabte Srinivasa Ramanujan (1887–1920) war von ihnen begeistert.
Der indische Mathematiker, dessen Biografie zu den berührendsten der Mathematikgeschichte gehört, deckte fantastische Bezüge zu Primzahlen auf, also der Gattung von Zahlen, die außer 1 und sich selber keine ganzzahligen Teiler haben. So konnte er etwa beweisen, dass Primzahlen in hochzusammengesetzten Zahlen „lückenlos“ vorkommen. Hat eine solche Zahl zum Beispiel zehn verschiedene Primfaktoren, dann sind dies die ersten zehn Primzahlen 2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, 19, 23 und 29.
Beutelspachers größte im Buch beschriebene Zahl heißt Opalka-Zahl. Sie hat keine theoretische Bedeutung, sondern steht für die schiere Unendlichkeit der Zahlenreihe, die man je nach Gusto auch als Herausforderung empfinden kann. Der französisch-polnische Künstler Roman Opalka (1931–2011) hatte von 1965 bis zu seinem Tod der Reihe nach und miniaturisiert die ganzen Zahlen auf grundierte Leinwände gemalt. Am Tag vor seinem Tod war er bei 5.607.249 angelangt. Die vorbereitete Leinwand Nummer 234 blieb leer.


