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Kurzbeschreibung des Verlags
Anekdoten sind keineswegs immer nur harmlose Geschichten mit einer überraschenden Pointe. Vielmehr waren sie von ihren antiken Anfängen an einer anderen - oft subversiven - Wahrheit verpflichtet als die offizielle Geschichtsschreibung. Auch Künstleranekdoten verraten mehr über die Künstler und ihr Werk, als es scheint. Der renommierte Kunsthistoriker Werner Busch zeigt dies in bestechender Weise an bedeutenden Malern von Thomas Gainsborough über Adolph Menzel und William Turner bis zu Mark Rothko.
Im 18. und 19. Jahrhundert erlebte die Anekdote vor allem in England eine Blütezeit, wobei fast jeder bedeutendere Künstler eine Anekdotensammlung bekam. Diese Anekdoten mögen nicht immer den Wahrheitsansprüchen der empirischen Geschichtsschreibung genügen. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen können sie helfen, die Werke etwa von George Stubbs, von Thomas Gainsborough und William Turner zu entschlüsseln. Auch im 20. Jahrhundert spielte die Anekdote bei Malern des Abstrakten Expressionismus eine verblüffende Rolle. Die Geschichten, die die Künstler zumeist selber in Umlauf brachten, sind Ausdruck von Gegenpositionen gegenüber etablierten Überzeugungen, sie antworten auf Künstlerkollegen wie auf die Kunstkritik. Und die Bilder von Mark Rothko erzählen selbst Geschichten, die sich gegen die falsche Vereinnahmung der Werke wenden. Mit kriminalistischem Spürsinn hebt Werner Busch mithilfe von Künstleranekdoten verhüllte oder verschüttete Bedeutungen großer Kunstwerke ans Licht.
In der Antike waren Anekdoten jene Geschichten, die inoffiziell über berühmte Menschen zirkulierten. In der Kunstgeschichte sind sie beim Publikum populär und bei Wissenschaftlern verhasst, da sie Klischees verfestigen. Vom Maler Giotto etwa heißt es, er sei entdeckt worden, als er als Kind seine Schafe zeichnete. Klingt gut, ist aber erfunden.
Der Kunsthistoriker Werner Busch wertet die Anekdote in einer pointenreichen Studie auf. Scheinbar Marginales, etwa der Lebenslauf des Malers Ad Reinhardt, enthalte manchmal den Schlüssel zum Werk. Reinhardt notierte für 1962 die Unabhängigkeit Algeriens, was Busch als versteckte Botschaft interpretiert: Im selben Jahr sagte sich der Maler vom Kunstbetrieb los. Das Buch versammelt Beispiele quer durch die Geschichte, von Thomas Gainsboroughs (1727–1788) Faible für Musik bis zu den Bildern Mark Rothkos (1903–1970), die Menschen zum Weinen bringen.