Unbehagen

Theorie der überforderten Gesellschaft
384 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783406774539
Erscheinungsdatum 16.09.2021
Genre Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
Verlag C.H.Beck
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Kurzbeschreibung des Verlags


WARUM MODERNE GESELLSCHAFTEN MIT DER KRISENBEWÄLTIGUNG ÜBERFORDERT SIND


Der Ruf nach mehr Gemeinschaft, Solidarität und Zusammenhalt entspringt unserem sehnlichsten Wunsch, aus einem Guss und womöglich kollektiv handeln zu können. Aber die moderne Gesellschaf t kennt keinen Ort, an dem ihre unterschiedlichen Funktionslogiken nachhaltig aufeinander abgestimmt werden können. In Krisen wird diese systematische Überforderung der Gesellschaft mit sich selbst besonders deutlich. Armin Nassehi zeigt, warum der Versuch einer politischen Bündelung aller Kräfte auf ein gemeinsames Ziel in komplexen Gegenwartsgsellschaften zwangsläufig scheitern muss. Aus dieser notorischen Enttäuschung resultiert ein Unbehagen, das den Blick auf die Gesellschaft von ihrer grundlegenden Selbstüberforderung ablenkt.


Moderne Gesellschaften folgen einerseits stabilen Mustern, sind träge und kaum aus der Ruhe zu bringen. Andererseits erweisen sich ihre Institutionen und Prak- tiken immer wieder als erstaunlich fragil und vulnerabel. In Situationen, die wir Krisen nennen, prallen diese beiden widersprüchlichen Seiten der gesellschaftlichen Moderne besonders heftig aufeinander. Schon die Semantik der Krise suggeriert aber, dass es so etwas wie einen wohlgeordneten Status geben könnte, der sowohl modern als auch nicht-krisenhaft wäre. Doch dieser Vorstellung läuft bereits die innere Differenziertheit der Gesellschaft in ökonomische, politische, wissenschaftliche, rechtliche und familiale Logiken zuwider. Armin Nassehi vertritt in seinem Buch dagegen die These, dass komplexe Gesellschaften sich fortlaufend selbst als krisenhaft erleben, ohne je in eine Form prästabilierter Harmonie zurückzukehren. Er zeigt, wie sowohl die sozialwissenschaftliche Literatur als auch die öffentlichen Debatten der Gegenwart den Blick auf diesen Zusammenhang verstellen, indem sie Gesellschaft ausschließlich in der Sozialdimension, d. h. in illusionären Kollektivbegriffen beschreiben. Demgegenüber stellt Nassehi die Sachdimension gesellschaftlicher Strukturen ins Zentrum seiner theoriegeleiteten Gesellschaftsanalyse. Dadurch gelingt ihm ein kontruktiver Blick auf eine überforderte Gesellschaft, die in ihrem Unbehagen ihre eigene Problemlösungskompetenz zu vergessen droht. Er deutet zugleich an, was man aus unserem Umgang mit der Pandemie und der Klimakrise lernen kann, um uns für künftige Krisensituationen besser zu rüsten – ohne übersteigerte Erwartungen zu wecken.

  • Armin Nassehi über die überforderte Gesellschaft
  • Warum unsere Gesellschaft nicht aus einem Guss regiert werden kann
  • Das Unbehagen an der Gesellschaft - Armin Nassehis neue Theorie

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    ISBN 9783406774539
    Erscheinungsdatum 16.09.2021
    Genre Sachbücher/Politik, Gesellschaft, Wirtschaft/Gesellschaft
    Verlag C.H.Beck
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    FALTER-Rezension

    Warum wir unfähig sind, gemeinsame Ziele zu erreichen

    Robert Misik in FALTER 6/2022 vom 11.02.2022 (S. 19)

    Unsere Gesellschaft ist unglaublich leistungsstark und scheitert doch. Warum das so ist, seziert Armin Nassehi in seinem neuen Buch

    Unsere Gesellschaft ist unglaublich stabil und leistungsstark und zugleich ganz offensichtlich unfähig, gemeinsame, gesellschaftliche Ziele zu erreichen. Armin Nassehi, der Münchener Starsoziologe, argumentiert in seinem neuen Buch "Unbehagen", dass das eine mit dem anderen zusammenhängt. Nach zwei Jahren Covid-19-Pandemie scheint das das Buch zur Lage zu sein, denn dass wir in einer offenkundig "überforderten Gesellschaft" leben, das entspricht unserer Alltagswahrnehmung. "Überfordert" sind wir schon längst.

    Doch für Nassehi ist diese Krise nur ein "Anschauungsbeispiel" für charakteristische Eigenheiten moderner Gesellschaften und für die krisenhafte Wahrnehmung von "Gesellschaft". Wir sind als Gesellschaft unfähig, entschieden auf Herausforderungen zu reagieren - aber das ist für Nassehi keine fatalistische Bilanz, sondern eigentlich logisch. Dass wir überrascht oder darüber sogar gekränkt sind, folge alleine daraus, dass wir eine falsche Vorstellung von "Gesellschaft" haben.

    Wir verstehen uns als autonome Individuen. Als autonome Individuen sind wir vernunftbegabt. Es ist uns auch klar, dass wir nicht nur als individuelle Atome leben, sondern eingebettet in Sozialverbänden. Und außerdem leben wir in Nationen und politischen Einheiten. Alles zusammen nennen wir "Gesellschaft". Was wir eigentlich mit "Gesellschaft" meinen, darüber grübeln wir nicht so viel nach.

    Genau das, so könnte man Nassehi zusammenfassen, ist unser Problem. Denn das führt zu Fehlurteilen. Etwa jenem, dass wir "als Gesellschaft" im demokratischen Prozess große Konzepte diskutieren, uns auf diese verständigen können und dass "die Gesellschaft" sich dann ändern könnte. Weltverbesserer sind überhaupt sehr fixiert auf die "Gesellschaftsveränderung". Bloß klappt die nie besonders gut.

    Wir glauben aber oft, für jedes Problem gibt es nicht nur eine Lösung, sondern auch einen Zuständigen und einen Weg, diese Lösung in die Tat umzusetzen. Funktioniert aber nicht. Das führt zu dem Unbehagen, das Nassehis Buch den Titel gab. Denn wir haben Ansprüche an funktionstüchtige "Gesellschaften", an denen die real existierende Gesellschaft immer scheitert. Die Gesellschaft scheint uns dann als handlungsunfähig, da sie uns ihre "Selbstüberforderung" vor Augen führt.

    Nassehi, ein aufgeweckter, durchaus progressiver Kopf, gilt heute als eine Art gemäßigter Vertreter der "Systemtheorie", die im Kosmos der deutschen Soziologie eher als konservativ gilt. Man muss das als relationales Verhältnis sehen: Während die Postmarxisten der Frankfurter Schule die Gesellschaft verändern wollten, hat die Systemtheorie "Gesellschaft" einfach nur analysiert und deren Selbstbewegung seziert. Gesellschaft prozessiert aus ihrer Sicht auf Autopilot. Wo Weltveränderer dauernd "wir müssen" oder "wir sollen" sagen, segelt die Systemtheorie hoch oben in der Vogelperspektive und sieht sich die Sache aus kühler Distanz an.

    Nassehi präsentiert seine Diagnose überzeugend und mit bestechenden Argumenten und Exempeln. Veränderungen werden nur dann gelingen, wenn sie auf Gewohnheiten abzielen und alte allmählich durch neue Gewohnheiten ersetzen, legt er nahe. Politik sollte vielleicht überhaupt weniger über "Ziele" diskutieren, sondern über Prozesse und nächste Schritte. Zwischen einem deprimierten Fatalismus und dem gesellschaftsverändernden Aktivismus versucht er einen Mittelweg. Das wird einer Wirklichkeit, die stets ambivalent ist, durchaus gerecht, aber manchmal hat man auch das Empfinden, Nassehi will niemanden vor den Kopf stoßen.

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