

Eine Kindheit, die man schmecken kann
Julia Kospach in FALTER 27/2022 vom 08.07.2022 (S. 26)
Bevor SAID (1947-2021) - mit dem in Großbuchstaben geschriebenen Nom de Plume - im Exil über Jahrzehnte zu einem bewunderten Fixpunkt deutschen Literaturlebens wurde, verbrachte er die ersten 17 Jahre seines Lebens im vom letzten Schah mit eiserner Hand regierten Persien.
Davon erzählt er in dem nachgelassenen Buch mit dem irritierenden Titel "Ein vibrierendes Kind", das keine durchgängige Erzählung ist, sondern vielmehr eine chronologische Collage aus hypnotischen, poetisch-lakonischen Einzelszenen, in denen er die untergegangene Welt seiner Kindheit und Jugend als Sohn eines persischen Offiziers wiederauferstehen lässt; im Schönen und im Schrecklichen, und zwar so bildhaft, dass man SAIDs Damals beim Lesen zu riechen, zu hören, zu schmecken und zu spüren meint.