Der Magier im Kreml

Roman
265 Seiten, Hardcover
€ 25.7
-
+
Lieferung in 2-5 Werktagen

Bitte haben Sie einen Moment Geduld, wir legen Ihr Produkt in den Warenkorb.

Mehr Informationen
ISBN 9783406799938
Erscheinungsdatum 08.02.2024
Genre Belletristik/Erzählende Literatur
Verlag C.H.Beck
Übersetzung Michaela Meßner
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
Verlag C.H.Beck GmbH & Co. KG
Wilhelmstraße 9 | DE-80801 München
produktsicherheit@beck.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags


SPIEGEL-BESTSELLER UND VIELFACH AUSGEZEICHNET


Man nennt ihn den «Magier im Kreml». Der rätselhafte Vadim Baranow war Regisseur und Produzent von Reality-TV-Shows, bevor er zur grauen Eminenz von Putin wird. Nachdem er als politischer Berater von der Bühne verschwindet, werden immer mehr Legenden über ihn verbreitet. Bis er eines Nachts dem Ich-Erzähler dieses Buches, der seit Langem in Moskauer Archiven forscht, seine Geschichte anvertraut

Dieser Roman führt uns ins Zentrum der russischen Macht, wo permanent Intrigen gesponnen werden. Und wo Vadim, der zum wichtigsten Spindoktor des Regimes geworden ist, ein ganzes Land in ein politisches Theater verwandelt, in dem es keine andere Realität als die Erfüllung der Wünsche des Präsidenten gibt. Doch Vadim ist kein gewöhnlicher Ehrgeizling: Der Regisseur, der sich unter die Wölfe verirrt hat, gerät immer tiefer in die Machenschaften des Systems, das er selbst mit aufgebaut hat, und wird alles daransetzen, um dort wieder herauszukommen. Er nimmt den Erzähler mit auf eine Reise ins Herz der Finsternis. «Der Magier im Kreml» ist ein großer Roman über das zeitgenössische Russland und die Entstehung seiner medial inszenierten und vollkommen fiktiven, aber auch tödlichen Realität, einem Imperium der Lüge. Er enthüllt nicht nur die Hintergründe der Putin-Ära, sondern bietet auch eine hellsichtige Betrachtung über die Macht.

  • Ausgezeichnet mit dem Grand Prix du Roman de lAcadémie française
  • Finalist des Prix Goncourt 2022
  • 200 000 verkaufte Exemplare, Platz 1 der Bestenliste in Frankreich
  • Die Rechte wurden bereits in 26 Länder verkauft
  • Ein Roman über den einflussreichsten Berater von Putin und die mediale Inszenierung der Macht
  • Basiert auf der realen Gestalt von Putins Spindoktor Wladislaw Surkow

  • Mehr Informationen
    ISBN 9783406799938
    Erscheinungsdatum 08.02.2024
    Genre Belletristik/Erzählende Literatur
    Verlag C.H.Beck
    Übersetzung Michaela Meßner
    LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
    HerstellerangabenAnzeigen
    Verlag C.H.Beck GmbH & Co. KG
    Wilhelmstraße 9 | DE-80801 München
    produktsicherheit@beck.de
    Unsere Prinzipien
    • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
    • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
    • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
    • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
    • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
    • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
    FALTER-Rezension

    "Der Spindoktor war bloß ein Instrument"

    Tessa Szyszkowitz in FALTER 8/2023 vom 22.02.2023 (S. 25)

    Wladislaw Surkow erfand für den russischen Präsidenten Waldimir Putin Anfang des Jahrtausends die "souveräne" Demokratie. Die demokratischen Institutionen- freie Medien, unabhängige Gerichte, das Parlament- wurden auf Kremllinie gebracht. Inzwischen hat sich der autoritäre Staat in eine aggressive Diktatur verwandelt. Putin hat seinen Chefberater Surkow Anfang 2020 gefeuert, der Magier wurde von seinem Zauberlehrling aus dem Machtzentrum vertrieben.
    Auch in Giuliano da Empolis Roman "Der Magier im Kreml" sitzt der Protagonist nicht mehr im Kreml, als die Erzählung einsetzt. In einer langen Nacht am Kamin erzählt die Romanfigur Wadim Baranow, die sich eng an Wladislaw Surkow anlehnt, wie er ein Bild des russischen Präsidenten über, in und jenseits der Medien schuf, das am Ende aus der Realität nicht mehr wegzudenken war.

    Da Empolis Erstlingswerk wurde im Sommer 2022 ein literarischer Überraschungserfolg in Frankreich. Frédéric Beigbeder bezeichnete ihn als "den besten ersten Roman, den ich seit Jonathan Littells ,Die Wohlgesinnten' gelesen habe"."Ein atemberaubender Bericht über das mentale System und die Kriegslogik von Wladimir Putin", stand darüber in der Libération: "Eine Erzählung von großer literarischer und historischer Kraft, die man unbedingt lesen muss, wenn man verstehen will, was von hier aus unverständlich erscheint."

    Mit 400.000 verkauften Exemplaren in Frankreich startet das Buch jetzt seine Reise in andere Sprachräume -am 16. Februar erschien es auf Deutsch bei C.H.Beck. Demnächst kommen die Übersetzungen von Südkorea bis Amerika heraus. Es wird sich zeigen, ob der Magier nicht nur die Franzosen verzaubern kann, die -zumindest dem Klischee nach -die Literatur über alles stellen. Denn Da Empoli, gebürtiger Schweizer und frankophoner Italiener, mixt aus Fakten und Fiktion einen berauschenden Cocktail, dessen Genuss Begeisterung, aber auch Unwohlsein auslösen kann.

    Jene, die ihren echten Namen führen, behalten ihren Lebenslauf, Nebenfiguren mit fiktiven Namen hat sich Da Empoli dagegen zusammenfantasiert. Die Grenze zwischen Fakt und Fiktion ist nicht eindeutig. Ist das angesichts der furchtbaren Konsequenzen, die das Tun des echten Surkow hat, eine gute Idee? Giuliano da Empoli beweist jedenfalls, dass er sich als Literat ein Kerntalent des Spindoktors erhalten hat: ein glaubhaftes Narrativ zu erschaffen.

    Falter: Darf man Putins Rasputin mit so viel Verständnis beschreiben?

    Giuliano da Empoli: Ich wollte keine Karikatur eines Mannes schaffen. Es wäre einfach gewesen, einen bösen Menschen zu beschreiben. Baranow ist ein Zyniker, der viele schlimme Dinge tut, der einen autoritären, ja totalitären, gewalttätigen Machthaber aufbaut, der aber auch seine eigenen Widersprüche in sich trägt. Er muss damit fertig werden, dass er sich selbst für einen cleveren Manipulator gehalten hat, und am Schluss stellt sich heraus: Der Spindoktor war bloß ein Instrument. Das fand ich interessanter. Und vielleicht auch realistischer.

    Sie waren selbst Berater bei Matteo Renzi, konnten Sie sich deshalb so gut in die Rolle des Spindoktors einfühlen?

    Da Empoli: Ich war unter Matteo Renzi in Florenz stellvertretender Bürgermeister für Kultur. Dann, als er Ministerpräsident wurde, habe ich tatsächlich als sein Berater gearbeitet, vielleicht nicht direkt als Spindoktor, ich war nicht auf Medien spezialisiert. Aber ich habe generell Strategien entwickelt. Ich denke, meine Biografie sollte vor allem eines deutlich machen: Es besteht nicht die Gefahr, dass ich mit Putins Regime sympathisiere. Ich habe versucht, eine komplexe Figur zu schaffen. Deshalb habe ich auch die Romanform gewählt. Literatur soll uns doch auch in Gefahr bringen und uns einen Schock versetzen. Literatur ist spannend, wenn es gelingt, sich in jemanden hineinzuversetzen. Das heißt ja nicht, dass man selber so ist. Bret Easton Ellis, der Autor von "American Psycho", ist ja auch kein Serienmörder.

    In Ihrem Roman wird Wadim Baranow wie im wahren Leben Wladislaw Surkow von Boris Beresowski angeheuert, um Putin zu einem populären Politiker und Präsidenten zu machen. Beresowski war Ende der 90er-Jahre einer der einflussreichsten Oligarchen Russlands. Wie wichtig war es Ihnen, Ihre Erzählung faktisch korrekt zu entwickeln?

    Da Empoli: Die Figuren, die mit ihrem realen Namen auftreten, habe ich anhand ihrer echten Biografie erzählt. Ich schildere Putins Büro so, wie es tatsächlich ausgesehen hat. Am Anfang wollte ich ja einen Essay über das Thema schreiben -erst im Laufe der Recherche nahm ich den großen Sprung in die Literatur, um mich meiner Figur richtig anzunähern. Manche Nebendarsteller sind komplett erfunden. Und die Dialoge natürlich auch. Ich glaube aber, dass mich die Fiktion paradoxerweise der Realität nähergebracht hat.

    Es besteht allerdings die Gefahr, dass die Leserinnen und Leser manches für bare Münze nehmen, weil Fiktion und Fakten schlecht zu unterscheiden sind. Michail Chodorkowskis Frau Inna heißt bei Ihnen Xenia -und sie lässt sich scheiden, als er im Straflager sitzt. Das hat sie im wahren Leben nicht getan.

    Da Empoli: Mein Roman ist kein Sachbuch. Bei der Figur der Xenia geht es darum, die Leser mitzunehmen in ihren Kopf, um eine andere Perspektive zu verstehen. Es geht nicht um die biografischen Fakten. Die einzige Verantwortung, die ich bereit bin, zu übernehmen, ist eben diese: ob das literarisch funktioniert.

    Die Verkaufszahlen in Frankreich geben Ihnen recht. Die Franzosen schätzen Literatur, so das Klischee, mehr als die Realität - hoffen Sie, dass das im deutschsprachigen Raum auch so sein wird?

    Da Empoli: In Frankreich existiert tatsächlich eine besonders starke Verbindung zwischen Literatur und Politik. Sie sind stets im Austausch miteinander. Es gibt da also eine große Tradition, die ganz spezifisch französisch ist. Aber ich glaube, über die Literatur einen Zugang zur Realität zu finden, könnte auch im deutschsprachigen Raum gelingen. Schließlich gibt es auch dort eine große literarische Kultur. Mein Roman soll außerdem ja nicht die Sachbücher über das russische System ersetzen.

    Was hat Sie an der Figur Surkow/Baranow interessiert?

    Da Empoli: Ich stieß auf Surkow, als ich für mein Buch "Ingenieure des Chaos" recherchiert habe. Bei Propaganda und Manipulation kenne ich mich ja selbst ein bisschen aus. In meinem Buch aber ging es um die Spindoktoren von nationalpopulistischen Politikern.

    Steve Bannon - einst Spindoktor von Donald Trump - oder Dominic Cummings, der mit Boris Johnson gearbeitet hat, haben mit durchaus kreativen Methoden ihren rechtspopulistischen Chefs zum Sieg verholfen.

    Da Empoli: Während meiner Arbeit zu den "Ingenieuren des Chaos" habe ich einige von ihnen getroffen. Steve Bannon zum Beispiel. Dominic Cummings konnte ich nicht treffen. Er war mitten im Brexitprozess. Vielleicht ist es ja auch ein Zeichen für einen guten Spindoktor, wenn er nicht gesehen oder gehört werden will. Wenn Artikel oder Bücher über die Berater statt über ihre Chefs geschrieben werden, dann ist es kein gutes Zeichen für ihre Arbeit.

    Was ist das Besondere an diesen Spindoktoren der jüngeren Zeit, was macht sie aus?

    Da Empoli: Das politische Umfeld hat sich verändert, aber auch die Ökologie der Medienwelt. Es begann in Russland in den 90er-Jahren. Boris Jelzin lag 1996 ganz schlecht in den Umfragen. Dann haben Oligarchen wie Beresowski enorme Summen in seinen Wahlkampf gesteckt - es war angeblich der teuerste Wahlkampf in der Geschichte außerhalb der USA. Und Jelzin gewann. Die alten Methoden der Sowjetpropaganda vereinten sich mit den Möglichkeiten der neuen Zeit. Es gab noch keine sozialen Medien, aber bereits moderne Technologie. Und Kapital. Für Jelzin wurde ein neues Narrativ erfunden, eine neue Welt. In Russland nannte man die politischen Berater "politische Technologen". Surkow baute dieses Propagandamodell dann für Putin aus. Wir im Westen haben damals nicht so genau hingesehen, weil sich die Gewinner nicht für die Verlierer interessieren. Aber mir scheint, dass das russische Modell später im Westen bei Donald Trump, Jair Bolsonaro und den europäischen Rechtspopulisten Schule gemacht hat. Sie verwenden heute alle das Handbuch von Wladislaw Surkow.

    Was steht in dem Handbuch?

    Da Empoli: Es gibt das Dreieck von Macht, Kommunikationskultur und Gewalt. Die gibt es in jeder Gesellschaft, es liegt am Kontext und der politischen Kultur, wie sie gewichtet sind. In Russland wurden die Grenzen der Macht in den Jahren unter Putin immer weiter abgebaut.

    Daran hatte Surkow seinen Anteil, weil er die Medien an die Kandare genommen hat und die politischen Institutionen immer weiter auf Kremllinie gebracht hat.

    Da Empoli: Wenn die Gewaltenteilung funktioniert, dann stürzt eine Gesellschaft nicht in Gewalt ab, auch wenn sie lange mit einem nationalpopulistischen Narrativ gefüttert wurde. In Russland aber können wir genau das jetzt beobachten. Ausschließen kann man aber auch bei uns nichts. Wir sehen in westlichen Ländern auch Versuche, unabhängige demokratische Institutionen auszuhebeln.

    Oder zu stürmen. Der russische Ökonom Sergei Guriew nennt Putin in seinem neuen Buch einen Spindiktator. Bekommen wir die nach den Spindoktoren dann auch?

    Da Empoli: Teile unserer Wählerschaften zeigen Sympathien für vertikale, starke autoritäre Herrschaft. Putin selbst war durchaus populär.

    Was aber hat Surkow als Berater so Spezielles geleistet?

    Da Empoli: Surkow war besonders. Rund um Putin gibt es viele graue KGB-Männer und viele seiner engsten Mitarbeiter sind Leute, die er schon aus St. Petersburg kennt. Sie sind durch ihre Verbindung zu Putin alle Milliardäre geworden. Und dann war da Surkow. Er bewegte sich durch diese brutale Welt mit besonderem Zynismus. Und er war auch ein bisschen exzentrisch. Er studierte am Moskauer Kulturinstitut Theater und Regie, schrieb unter Pseudonym einen Roman. Er hatte aber auch Poster von amerikanischen Popstars an seiner Wand im Büro hängen. Er schien seine Arbeit als wichtigster Propagandist Putins als eine Art zeitgenössische Kunstperformance zu sehen. Es hat mich fasziniert, in seinen Kopf zu kommen. Ich konnte so Putins Regime durch seine Augen sehen und alles besser verstehen.

    Im "Magier" entledigt sich Putin schnell der Oligarchen, den Spindoktor behält er, solange er ihn braucht.

    Da Empoli: Als ich begann, mich in diese Figur hineinzudenken, schien es mir angeraten, ihn weiter zu verfremden. Wadim Baranow ist eine fiktionale Figur. Aber sein Werdegang ähnelt stark jenem von Wladislaw Surkow. Nach einigen Jahren kam der brutale Kern von Putins Macht zum Vorschein. Er benötigte seinen Berater nicht mehr. Deshalb ist Putin am Ende isoliert, allein mit seinem schwarzen Hund.

    Warten Sie jetzt heimlich darauf, dass Sie über Twitter eine geheimnisvolle Nachricht bekommen, über die -wie in Ihrem Roman -der Spindoktor mit Ihnen im wahren Leben Kontakt aufnehmen könnte?

    Da Empoli: Um ehrlich zu sein, ich habe Surkow nie getroffen und ich hielt das auch nicht für eine gute Idee. Zu Beginn des Krieges in der Ukraine hieß es, er sei unter Hausarrest. Aber das stimmt offenbar nicht. Er dürfte irgendwo zurückgezogen leben. Wir werden vermutlich unser Gespräch nie führen können. Aber es hätte mich sehr interessiert, wie die Russen auf meinen Roman reagieren. Vor dem Krieg gab es noch eine gewisse Freiheit bei Buchverlagen und die Hoffnung bestand, dass der Roman auf Russisch erscheinen hätte können. Das ist jetzt unmöglich geworden. Der Vorhang ist gefallen.

    weiterlesen